Potsdam-Mittelmark: Letzter Ausweg: Sperrbezirk
Kaum rechtliche Handhaben gegen Prostituierte an der B 2 / Petke fordert Behörden zum Handeln auf
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Michendorf – Die B 2 zwischen Potsdam und Michendorf entwickelt sich zusehends zur Roten Meile: Wo im Sommer noch zwei Prostituierte am Straßenrand ihre Dienste Vorbeifahrenden angeboten haben, sind es mittlerweile oft schon acht. Außerdem steht jetzt ein Wohnwagen bereit, um Freier in Empfang zu nehmen. Der Ärger ist nicht nur bei Michendorfern groß: Der innenpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion Sven Petke hat gestern Polizei und Landkreis aufgefordert, gegen die Straßenprostitution vorzugehen.
„Täglich passieren tausende Autos und viele Schulbusse die Stelle. Außerdem wird der Radweg von vielen Kindern und Jugendlichen genutzt“, heißt es in einer Presseerklärung Petkes. Es könne nicht angehen, dass dort offen Prostitution betrieben wird, das öffentliche Interesse gebiete ein Einschreiten. Gegenüber den PNN äußerte Pekte die Befürchtung, dass sich das Problem ausweiten könnte. „Ich bin enttäuscht von der Polizei: Auf der Strecke wird so oft gelasert – warum erteilt man denen nicht gleich Platzverweise?“
Die aus Osteuropa stammenden Prostituierten stehen mittlerweile an drei Stellen entlang der B 2 aus Richtung Potsdam: vor und auf dem Parkplatz an der Nesselgrundbrücke sowie in der Nähe der Bushaltestelle Wilhelmshorst-Forstweg. Dort seien bereits Platzverweise erteilt worden, reagierte Torsten Ringel, Sprecher des Polizei-Schutzbereiches Brandenburg, auf die Vorwürfe Petkes. Allerdings ende die Brandenburger Zuständigkeit am Abzweig Wilhelmshorst. Die Frauen am Forstweg seien von den Beamten überprüft worden: Es handelt sich um Bulgarinnen, die über gültige Ausweispapiere, ein Gesundheitszeugnis und sogar eine Gewerbeanmeldung verfügen. „Ein Strafbestand lag nicht vor“, so Ringel. Dennoch konnten die Verweise erteilt werden: Laut Bundesfernstraßengesetz darf die B 2 nicht für gewerbliche Zwecke genutzt werden, eine Sondergenehmigung lag nicht vor. Verantwortlich sei hier eigentlich die Straßenmeisterei.
Wöchentlich würden Beschwerden beim Ordnungsamt in Michendorf eingehen, berichtete dessen Leiterin Katleen Liermann gestern, doch auch ihr seien weitgehend die Hände gebunden. Im Moment werde geprüft, ob Gemeinde oder Landkreis eine so genannte Sperrgebietsverfügung erlassen dürfen, nach der die Prostitution in der Gemeinde untersagt werden kann. Diese Befugnis müsste der Innenminister aussprechen. Immerhin: Mit Petke hätten die Michendorfer einen prominenten Unterstützer.
Wie der Politiker fordern auch die Bürger Abhilfe. Der Wilhlemshorster Dieter Kinzel klagte gestern: „Alle wissen davon, aber keiner unternimmt etwas.“ Er verwies auf die Verschmutzung des Waldes durch Hygieneartikel und Exkremente. Auch auf der Homepage wilhelmshorst.de beschweren sich Bürger: „Der Waldweg überstreut von benutzten Kondomen! Dazu direkt an der Bushaltestelle Forstweg ein parkendes Fahrzeug, in dem ein Herr mit einer Dame zugange war.“
Doch eine Waldverschmutzung müsste den Verursachern erst einmal nachgewiesen werden. Die Oberförsterei Potsdam könne nur einschreiten, wenn Autos in den Wald fahren, so Oberforstrat Hubertus Krüger. „Gehen die Leute zu Fuß, können wir nichts machen.“ Der Landkreis könne auch nichts unternehmen, so Sprecherin Andrea Metzler, die allerdings einen interessanten Vorschlag einbrachte: In Tschechien werden Prostituierte und Freier an der deutschen Grenze gefilmt. Die Videos werden ins Internet gestellt, wo sich skeptische Ehefrauen Gewissheit verschaffen können. Denn soviel sei klar: „Zur Prostitution gehören immer zwei.“ Thomas Lähns
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