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KulTOUR: Liebe unterm Schinkelmond

Der Kunst- und Kulturverein Stilus feierte in Petzow sein zehnjähriges Jubiläum

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Werder · Petzow - Mit einem stilvollen Fest beging der Kunst- und Kulturverein Stilus in Petzows Schinkel-Kirche sein 10-jähriges Jubiläum. Für die sinnliche Seite sorgten echter Weihrauch und roter Wein. Brillant musizierte die Berliner Gruppe BARA-Tonal mit Didgeredoo, Mundorgel, Bambusflöte und anderen exotischen Instrumenten. Den gedanklichen Spielraum legte das Motto „Es wachsen die Räume. Es dehnt sich das Haus“ mit einer neuen Ausstellung fest. So hat es dieser „Kulturpunkt“ ja immer gehalten, künstlerische Weite eng an das Regionale zu binden, Kunst mit Kultur zu koppeln, in die Tiefen der Ferne zu greifen.

„Gestern ins Offene“ hieß die erste eigenständige Exposition 1996, dann gab es „Reisen zum Ursprung“, „Spielräume zwischen Mikro- und Makrokosmos“, „Die Preußenachse“, „Himmel und Hölle“ im vergangenen Jahr. Weitschweifende Themen. Solche Vielseitigkeit dankte das getreue Publikum den etwa 35 Mitgliedern auch am vergangenen Sonntag, zumal Stilus sich anlässlich des Schinkeljahres etwas Besonderes ausgedacht hatte – von Kindeshand gezogen, ging die Prägung einer Sonder-Medaille an die Losnummer 73.

Dann eröffnete der eloquente Vereinssprecher Detlef Denzer (Dejo) die Verkaufsausstellung, durchgehend unveröffentlichte Arbeiten. Wie ein Wegweiser steht am Eingang ein sonderbares Objekt. Fünf Schilfrohrbündel sind in Metallröhren eingesetzt, Steine liegen daneben – die „Hundert Namen“ von Dejo Denzer versinnbildlichen den Spielraum von Stilus sehr elegant. Drinnen findet man wieder die ganze Vielfalt dieses Vereins: Bilder in Öl und Acryl, Fotografien, Skulpturen, Objekte, sogar eine Installation zum Thema Obdachlosigkeit

auf der Empore: „Machen sie Ihr Kreuz“, fordert Thomas Kleinschmidt vom Besucher, der zwischen "Friede, Freude, Eierkuchen" wählen soll. Allerdings muss man dabei ganz schön in die Knie gehen. Das nun braucht man im Kirchenschiff weder bei dem hübschen, an den Maler Rousseau erinnernden Bild „Illusion“ von Regina Gronau, wo Elfen vor einem Häuschen im benachbarten Park tanzen, noch bei den drei sphärischen Damen in Blau, eine gelungene Impression der Malerin Ellen Ernst.

Thomas Gerdesmann lässt einen Jüngling ins All reiten, seine anderen Bilder sind im Stil von besonders aparter Struktur. Dejo Denzer hat übrigens auch das titelbringende Bild „Es wachsen die Bäume“ gemalt, eine interessante Farbcollage mit Schinkel-Kirche im Hintergrund.

Überhaupt diese Fülle von Sichtweisen: Zwei herrliche Karikaturen von Olaf Kaminski zeigen „Gratulant“ und „Liebe unterm Schinkelmond“, Heide Lüders bemalt Holzschnitte voller Einsamkeiten, von Eckehart Tries stammen zwei dekorative Digitalprints, Fred Tille schuf mit „Wachsende Räume“ sogar ein Triptychon. Eindrucksvolle Fotos gibt es von Gabriele Tille-Tagge, Heidrun Wegner, Ekhard Gaede, Klaus Brenneisen und Rainer Gottemeier, Objekte und Skulpturen von Wolfgang Leißner, Michael Gündel. Jürgen Schmidt hat zu allem den Text „Wir“ geschrieben, man sollte ihn lesen. So wachsen die Räume, so dehnt sich das Haus. Vielleicht hat nicht alles „Kunstwert“, aber alles ist Liebe unterm Schinkelmond im Geiste von Stilus, ist Kontinuität.

Zu sehen ist die Ausstellung bis 26. November samstags und sonntags 13 bis 17 Uhr

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