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Potsdam-Mittelmark: Lobbyistin für kranke Menschen

Die Saarmunderin Marita Bauer bekam für ihr Engagement für Pflegeberufe das Bundesverdienstkreuz

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Nuthetal - Als „engagierte Netzwerke rin“ wird sie bezeichnet. Marita Bauer erhielt jetzt für ihren Einsatz für pflegebedürftige Menschen das Bundesverdienstkreuz. „Ihr Name steht für beispielhafte Kompetenz und außerordentliches Engagement im Interesse der Pflegeberufe“, so Brandenburgische Sozialministerin Dagmar Ziegler in einer Laudatio. „Ihr krankheitsbedingtes Ausscheiden aus dem Berufsleben bedeutet einen großen Verlust.“

Die Saarmunderin nennt sich selbst eine „unbequeme Wadenbeißerin“. Sie hatte im vergangenen Jahr ihre langjährige Tätigkeit als Geschäftsführerin des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe Brandenburg (DBfK) aufgegeben. Doch sie bleibt kämpferisch und steht dem Verband nach 27 Jahren weiter beratend zur Seite. „Ich nehme die Auszeichnung stellvertretend für unser Team an.“

Marita Bauer ist „Krankenschwester mit Leib und Seele“. Über die Pflege kranker Menschen werde zwar oft gesprochen, aber der Beruf nicht ernst genommen, sagt die 51-Jährige. Mehr Eigenständigkeit für die Berufsgruppe wünschte sie sich, doch „Ideen fachlich umzusetzen ist schwer. Die Einrichtungen werden durch die Kostenträger und die gesetzliche Basis eingezwängt“. Deshalb habe sie Betriebswirtschaft studiert und startete ihr Berufsleben 1986 als Geschäftsführerin des DBfK Landesverband Berlin.

Nach der Wende erkannte sie, dass die Bedingungen der Pflege überall gleich schlimm aussahen – in den Krankenhäusern, ambulant, in Pflegeheimen oder Rehabilitationseinrichtungen in Ost und West. So engagierte sie sich im Aufbau eines gemeinsamen Landesverbandes für Berlin/Brandenburg, wirkte auf Bundesebene als Ansprechpartnerin für die neuen Länder. Sie begleitete die Gesetzgebung für die Altenpflege sowie die Gesundheits- und Krankenpflege, konnte „einiges lenken“. Die heutige Situation der Pflegeberufe sieht sie weiter kritisch, manche Errungenschaften wurden wieder abgeschafft. 1993 war erkämpft worden, die Regelung zum Pflegepersonalbedarf ins Gesetz aufzunehmen, 1996 wurde dies wieder gekippt. Ausbildungsstätten wurden abgebaut, obwohl Pflegefachkräfte dringend benötigt würden. „Statt langfristiger Konzepte werden nur Pseudolösungen in Notstandssituationen gesucht“, kritisiert Marita Bauer das im Gespräch befindliche Anlernen von Arbeitslosen für die Pflegetätigkeit.

Problem sei der mit vielleicht zehn Prozent in Deutschland zu geringe Organisationsgrad der ausgebildeten Pflegekräfte. In England betrage er 90 Prozent. „In Deutschland weiß niemand, wie viele Fachkräfte im Land zur Verfügung stehen oder demnächst in den Ruhestand gehen“, erklärt sie – und kämpft darum, dass sich die Pflegekräfte zumindest freiwillig registrieren. Ute Kaupke

Ute Kaupke

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