Potsdam-Mittelmark: Lobgesang und Bekenntnis
Gelungenes Festkonzert zum 150-jährigen Jubiläum der Heilig-Geist-Kirche Werder
Stand:
Werder (Havel) – Nach längerer Zeit hatte die „Königin der Instrumente“ in der evangelischen Heilig-Geist-Kirche Werder wieder ihren großen Auftritt. Frisch gereinigt erstrahlte und erklang sie am Samstag während des Festkonzerts zur 150-Jahr–Feier des Gotteshauses. Die Gesell-Orgel von 1858 war 1906 von der Firma Alexander Schuke umgebaut worden. 46 Jahre später verwandelte Orgelbauer Sauer aus Frankfurt an der Oder das einst romantische Klangbild in ein weitgehend neobarockes. Nun haben Matthias Schuke und seine Mitarbeiter die Orgel instand gesetzt und ihr ihre ursprüngliche Eigenart zurückgegeben.
Und so wurde Felix Mendelssohn Bartholdys Interpretation seiner f-Moll Orgelsonate op. 65 mit dem Choral „Was mein Gott will, das g“scheh allzeit“ ein exzellenter Höhepunkt des sehr gut besuchten Festkonzerts. Der renommierte Potsdamer Kirchenmusiker Friedrich Meinel vermochte die ausdrucksstarken Gegensätze von weicher Lyrik und energischen Attacken der romantischen Musik wunderbar zur Geltung zu bringen. Auch die Choralvorspiele von Dietrich Buxtehude und Johann Sebastian Bach waren im abwechslungsreichen Konzert, für das Kantor Matthias Trommer verantwortlich zeichnete, gut aufgehoben.
Trommer hat dem Konzert – und das ist seine große Stärke – eine konzeptionelle Linie gegeben. Das spirituelle Leben innerhalb der 150-jährigen Geschichte der Inselkirche war im Programm mit eindrucksvollen musikalischen Dokumenten vertreten. Zu Lobgesang und Bekenntnis wurde die Auswahl der Werke und das Musizieren. Dazu gehörten zwei meditierende Bach-Fugen (aus dem „Wohltemperierten Klavier), reizvoll arrangiert für drei Keyboards und eine Flöte, die klangprächtige Motette „Allein Gott in der Höh sei Ehr“ des Hamburger Barockkomponisten Thomas Selle und die von großer Innigkeit getragene Piece „Frieden lasse ich euch“ von Mendelssohn Bartholdy. Matthias Trommer musizierte mit seinen von ihm betreuten drei Kirchenchören aus Werder, Eiche und der Potsdamer Pfingstgemeinde sowie einer Instrumentengruppe mit Keyboards, Klarinetten, Flöte, Trompeten, Saxofon, Tuba und Violoncello farbig und klangschön.
Die Mezzosopranistin Marina Philippowa gab stilsicher und warmherzig Heinrich Schütz“ Geistliches Konzert „Ich will den Herren loben“. Später interpretierte sie ebenfalls von Schütz, „Eins bitte ich vom Herren“, gemeinsam mit den berührend klar singenden drei Sopranstimmen aus dem Pfingstkirchenchor.
Vom komponierenden Kantor Matthias Trommer waren die kunstvoll geschriebenen Kanons „Ich weiß mein Gott, dass all mein tun“ und „Ich lebe und ihr sollt auch leben“ zu hören, die von den Chören und den Instrumenten klangvoll wiedergegeben wurden.
Dieses festliche und gelungene Konzert in der Heilig-Geist-Kirche, die seit 150 Jahren prägend für Werders Stadtsilhouette ist, wurde von den Besuchern mit herzlicher Dankbarkeit gefeiert. Klaus Büstrin
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