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Würdiger Rahmen für den Schwielowsee. Allerdings kann es beim Radeln mittlerweile auch mal holprig werden.

© Thilo Rückeis

Radwegenetz: Lücken schließen, Dellen glätten

Entspannt rollt es sich in Richtung Süden, links das Wasser, rechts der Wald. Vom frischen Kiefernduft verlockt reckt hier so mancher Radler die Nase in den Wind – und übersieht die Bodenwelle, die sich unterm Asphalt duckt.

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Potsdam-Mittelmark - Wohl dem, der über eine gefederte Telegabel verfügt. Ansonsten droht eine Acht im Rad – und die Gefahr, dass ein lauter Fluch die Idylle zerreißt. Der Radfernweg R1, der von Potsdam aus quer durch den Landkreis verläuft, ist in die Jahre gekommen. An so manchen Stellen haben sich Wurzeln unter die Tragschicht geschoben und sorgen für Dellen. Wollte man die beliebte Radlerpiste reparieren – es würde 800 000 Euro kosten.

Das Landratsamt hat jetzt eine Bestandsaufnahme des Radwegenetzes in der Mittelmark vorgelegt. Die Bilanz: Während Städte und Gemeinden mancherorts noch immer auf den Lückenschluss warten sind die ersten, Mitte der 1990er angelegten Pisten schon Sanierungsfälle. Das Problem liegt mitunter in den Zuständigkeiten: Während Bund oder Land für den einen Abschnitt verantwortlich sind, müssen Kreis und Kommunen den nächsten in Angriff nehmen. Vor allem aber seien es die Einsparungen in Potsdam und Berlin, die auch künftig so manchen Radweg im Sand enden lassen werden: „Egal wen man fragt“, so Vize-Landrat Christian Stein (CDU), „es gibt immer nur zwei Worte zur Antwort: Kein Geld“. Er präsentierte die neue „Radwegekonzeption“ des Kreises für die nächsten vier Jahre gestern im Innenausschuss.

Im Kern steht die Vision eines „Rundkurses“ Potsdam-Mittelmark, der sich aus dem bestehenden Netz entwickeln soll und grenzenlose Radlerfreiheit zwischen Fläming, Zauche und Havelland ermöglicht. Im Moment gibt es vier überregionale Routen wie den R1 oder die Tour Brandenburg und viele kleinere, die Pendlern, Schülern und Touristen schon ein gutes Vorankommen ermöglichen. Gerade der Tourismus, heißt es in dem Papier, müsse als einträglicher Wirtschaftszweig weiterentwickelt werden.

Dafür hatte der Stab für Wirtschaftsförderung bei allen Kommunen angefragt, wo deren Wünsche liegen. Die sind vielfältig – aber oft nicht neu. Volker Traberth (CDU), Abgeordneter aus Nuthetal, verwies gestern auf den immer noch ausstehenden Radweg von Güterfelde über Saarmund bis Langerwisch. „Seit Eröffnung des Gymnasiums Michendorf fordern wir ihn. Er war sogar schon geplant und sollte schon 2012 fertig sein“, kritisierte er das Land. Auch der Radweg von Fichtenwalde nach Busendorf und weiter bis nach Lehnin ist in Potsdam verschoben worden.

In den nächsten drei Jahren will die Landesregierung nur noch gut sechs Kilometer Radwege in Potsdam-Mittelmark auf eigene Kosten ausbauen: Die Etappe des Havelradweges zwischen Phöben und Werder (0,75 km) und die Strecke zwischen Fresdorf, Stücken und Zauchwitz (5,5 km). Der Bund hat noch ein paar Euro mehr übrig und finanziert Strecken vor allem im ländlichen Raum: An der B 102 bei Treuenbrietzen sowie im Westen des Kreises, an der B 107 bei Ziesar und südlich von Wiesenburg sowie an der B 246 zwischen Brück, Bad Belzig und Wiesenburg.

Der Rest wird an Kreis und Kommunen hängen bleiben. Immerhin gibt es noch Fördermittel von der EU, doch auch damit könnte es nach 2014 vorbei sein, so Stein. Der Landkreis selbst kann immerhin ein bisschen helfen: Mit Geld aus dem Kreisentwicklungsbudget und aus dem Fördertopf für kleinteilige touristische Infrastrukturmaßnahmen, der bislang für den Ausbau von Übernachtungsmöglichkeiten genutzt worden ist. „Bei all dem müssen wir aber auch auf die Instandhaltung achten und das Geld dafür bereitstellen“, mahnte FDP-Fraktionschef Heiko Hüller im Innenausschuss.

Dass Bau und Instandhaltung nicht alles sind, betont indes das Landratsamt: Auch die Beschilderung und intensive Vermarktung sind Teil des Radwegekonzeptes. Dazu gehört dann auch das Verzeichnen der Strecken auf einer Potsdam-Mittelmark-Karte und in digitaler Form für Handy und Navigationsgerät.

In Anbetracht des sinkenden Einsatzes vom Land für den Ausbau der Radwege sei das mittelmärkische Konzept ein „Kompendium von Wünsch Dir was“, wie Abgeordneter Gerhard Enser (CDU) bemerkte. Es gebe keine Verbindlichkeit und keine konkrete Finanzierung. „Aber“, konstatierte er auch, „es ist besser als nichts“.

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