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Gernsehabend. Im Rathaus liefen Sketche von Herricht und Preil.

© tor

ORTSTERMIN: Lyrik, Prosa und ein paar Witze

Stahnsdorf - Es wurde gelacht, es wurde geklatscht und zwischendurch sogar ein ziemlich vergnüglicher Abend. Die Stahnsdorfer Gemeindevertreter haben sich in ihrer Sitzung am Donnerstagabend von einer bisher für viele wohl unbekannten Seite präsentiert: Gedichte wurden gelesen und Fernseh-Sketche gezeigt – das alles, weil Stahnsdorf über die Benennung von drei neuen Straßen mit prominenten Namen im Ort zu entscheiden hatte.

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Stahnsdorf - Es wurde gelacht, es wurde geklatscht und zwischendurch sogar ein ziemlich vergnüglicher Abend. Die Stahnsdorfer Gemeindevertreter haben sich in ihrer Sitzung am Donnerstagabend von einer bisher für viele wohl unbekannten Seite präsentiert: Gedichte wurden gelesen und Fernseh-Sketche gezeigt – das alles, weil Stahnsdorf über die Benennung von drei neuen Straßen mit prominenten Namen im Ort zu entscheiden hatte.

Zur Auswahl standen Künstler wie die Loriot-Begleiterin Evelyn Hamann, der Dichter Erich Kästner, sein Kollege Joachim Ringelnatz und auch die DDR–Fernsehkomiker Rolf Herricht und Hans-Joachim Preil. Um für ihre Lieblinge zu werben, haben Gemeindevertreter Gedichte gelernt und vorgetragen und Bürgermeister Bernd Albers (BfB) ließ sogar ein Filmvorführgerät im Rathaussaal aufstellen und das Licht abdunkeln. Gezeigt wurde der Sketch „Der Gartenfreund“ von Herricht und Preil.

„Kompost...?“ – „Ja! Post kommt! Zweimal in der Woche“, hallten die Stimmen des Komiker-Duos am Donnerstagabend durch den Saal und ihre Gesichter flimmerten über die Leinwand. Schon in den 70er-Jahren hatten Herricht und Preil mit ihrem trockenen Humor etliche Lacher sicher. „Jeder gute Gärtner macht doch in irgendeiner Ecke seines Gartens einen Haufen“, versucht Preil in dem Stück seinem Gartenfreund Herricht zu erklären. Leider vergeblich. „Das tut mir leid für die anderen Gärtner... mein Garten bleibt sauber“, antwortete Herricht und das Publikum im Rathaus lachte mit.

Doch gereicht hat es für Preil und Herricht nicht. Zwei der insgesamt drei Straßen in Stahnsdorfs neuem Promi-Viertel an der Heinrich-Zille-Straße in Nachbarschaft des Vicco-von-Bülow – alias Loriot – Gymnasiums werden die Namen Erich-Kästner- und Joachim-Ringelnatz-Weg tragen. Mit solcher Inbrunst hatten die SPD-Politikerinnen Angelika Enke und Ruth Bartels ihre Lieblingsgedichte der beiden Lyriker „Der Mai“ und „An meinen Lehrer“ vorgetragen. Mit sanfter Stimme, freisprechend und dabei auch noch textsicher präsentierte Enke Kästners Zeilen, bis es im ganzen Saal still wurde: „Die Apfelbäume hinterm Zaun erröten. Die Birken machen einen grünen Knicks. Die Drosseln spielen, auf ganz kleinen Flöten, das Scherzo aus der Symphonie des Glücks.“ Ruth Bartels hingegen musste ablesen – Applaus erhielten jedoch beide und eine sonst lange und zum Teil nervenzehrende Gemeindevertretersitzung hatte eine vergnügliche Abwechslung erhalten.

Neben Kästner und Ringelnatz wird es an der Zille-Straße auch einen Evelyn-Hamann-Ring geben. Die Schauspielerin war neben Loriot zu Bekanntheit geraten. Künftig dürfen sich Neustahnsdorfer mit ihrem Namen in der eigenen Adresszeile schmücken. Die Freifläche rund um die neuen Straßen soll von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, kurz Bima, in den kommenden Jahren entwickelt werden. Mithilfe von Investoren sollen auf dem früheren Kasernengelände Einfamilien- und Reihenhäuser entstehen. Ob in den Straßen mit den prominenten Namen dann auch tatsächliche Promis wohnen, ist also noch offen.

Insgesamt war die Abstimmung über die neuen Straßennamen eine Vorstellung mit Seltenheitswert – und für einige der Lokalpolitiker wohl auch viel zu schnell vorbei. Als das Licht wieder anging, rief Güterfeldes Ortsvorsteher Dietrich Huckshold (Wir Vier) mit bollernder Stimme sogleich durch den Saal: „So eine kulturelle Viertelstunde in der Tagesordnung lockert gleich die ganze Runde auf. Wir sollten überlegen, das nun immer so zu machen.“ Ja, warum eigentlich nicht?

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