Potsdam-Mittelmark: Mama baut Kita
Kiobel Blanco aus Teltow vermisst für ihre Tochter eine bilinguale Kita – und will jetzt selbst eine eröffnen
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Teltow - Viele Eltern kennen das: Die ersten Schritte der Kleinen sind getan und schneller als gedacht ist die Elternzeit um. Mama und Papa sollen zurück zur Arbeit und für den Nachwuchs muss ein Kitaplatz her: nicht weit weg, vielleicht im Grünen und mit passenden Öffnungszeiten. Die einen Eltern werden fündig, andere gehen Kompromissen ein – und dann ist da noch Kiobel Blanco. Die Teltower Mutter will sich ihre Kita selbst maßschneidern.
„Ja warum eigentlich nicht?“, fragt Kiobel Blanco. Lange hat die 40-jährige Betriebswirtin und Marketingleiterin nach einem Kindergarten für ihre zweijährige Tochter gesucht. „Ich bin mehrsprachig aufgewachsen“, erzählt Blanco. Deutsch, Englisch, Spanisch, das wünscht sie sich auch für ihre Tochter. Doch so ein Angebot – gerade in der südeuropäischen Variante – gibt es in Teltow nicht. „So kam der Stein mit der eigenen Kita dann ins Rollen.“
Seit über einem Jahr tüftelt die energiegeladene Mutter mit dem strahlenden Lächeln an den Plänen für ihren Kindergarten. Einen ganzen Stab von Helfern hat sie organisiert: Anwälte, Steuerberater und Kita-Experten der Landesagentur für Struktur und Arbeit (LASA). Inzwischen sind die Baupläne geschrieben und das pädagogische Konzept der mehrsprachigen Einrichtung erarbeitet. Deutsch, Englisch, Spanisch – muttersprachliche Erzieher sollen die Kinder betreuen, in den Randzeiten sollen Fachkräfte älteren Semesters aushelfen, die ihren Beruf noch immer lieben und ihre Rente aufbessern wollen. „Wir werden wie eine Familie sein, mit jung und alt“, sagt Blanco.
Gekocht wird in der eigenen Küche. 50 Plätze soll der U-förmige, zweistöckige Neubau bieten. Entstehen soll das Haus im Teltower Ortsteil Seehof an der Ecke Lichterfelder/Max-Sabersky-Allee auf einem stadteigenen Grundstück. Hier, am Rande des Naturschutzgebietes am Teltowkanal, hatte es nebenan früher bereits in einer alten Villa einen Kindergarten gegeben. Vor zehn Jahren haben die „Däumelinchen“ aber dichtgemacht.
Heute werden neue Kita-Plätze in Teltow dringend gebraucht. Blanco hat es mit ihrem Vorschlag bereits in den Bedarfsplan des Landkreises geschafft. Auch Solveig Haller, die Chefin des Teltower Kitaeigenbetriebes, beziffert den langfristigen Bedarf für die Stadt auf rund 200 zusätzliche Plätze, dabei war erst im Mai eine neue Einrichtung mit 150 Plätzen eröffnet worden. Zwar gebe es im Moment keine Not, sagt Haller, aber die Stadt wächst. Bis zum Jahr 2030 soll die Einwohnerzahl um satte 31 Prozent steigen, in absoluten Zahlen sollen aus knapp 23 000 fast 30 000 Teltower werden. Oft sind es junge Familien, die es in die Stadt zieht.
Dass nun eine Mutter kommt und auf eigene Kosten eine Kita bauen will, müsste für Teltow eigentlich ein Glücksfall sein, muss sie doch selbst nicht bauen. Trotzdem ist Mama Blanco bei einigen Stadtverordneten mit ihrem Vorschlag zunächst angeeckt.
„Es sind so viele Hürden zu nehmen“, sagt Blanco und stöhnt bei dem Gedanken an die schwierige Debatte im jüngsten Sozialausschuss. Die Mutter fühlt sich missverstanden. Die Sache mit der Kita sei keine Schnapsidee. Die Auflagen an den Brandschutz, den Flächenbedarf und auch große Teile des pädagogischen Konzeptes seien fest vorgeschrieben. „Ich will hier auch keine Kita für Reiche“, widerspricht Blanco den ersten Mutmaßungen. Die monatlichen Elternbeiträge seien die gleichen wie in allen anderen Kitas der Stadt auch. Nur Eltern, die eine zusätzliche Betreuung bis spät in den Abend oder in Ausnahmefällen in der Nacht benötigen, müssten draufzahlen. Gleiches gelte für Sonderangebote wie Yoga-Kurse.
Trotzdem stellten die Stadtverordneten im Sozialausschuss eine Entscheidung zunächst zurück. Dabei drängt die Zeit, sagt Blanco. Im Jahr 2015 wollte sie die Kita errichten, die ersten Gespräche mit den Banken über eine Finanzierung sind geführt. Denn – das kann sich jeder vorstellen – so ein Kindergartenbau ist nicht billig. Auf der Baurechnung stehen schnell ein bis zwei Millionen Euro. Bezahlt wird der Bau von Kiobel selbst. Im Gegenzug wird sie wie jeder freier Träger von der Stadt für das Angebot je Platz entschädigt und kann so die Kredite abzahlen. Das Personal bezahlt der Landkreis.
Noch hat die Teltowerin die Hoffnung nicht aufgegeben. Ihr Mann unterstütze sie. Schließlich soll ihre Tochter einmal selbst die neue Teltower Kita besuchen. Ihre Mama will dann dort Chefin sein.
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