Potsdam-Mittelmark: „Man muss auch heute um Demokratie kämpfen“
Die SPD würdigte ihren ehemaligen Vorsitzenden Rudolf Breitscheid zu dessen 70. Todestag
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Stahnsdorf - Zum 70. Todestag Rudolf Breitscheids würdigte die SPD am gestrigen Montag den ehemaligen Vorsitzenden und Oppositionellen im Kampf gegen den Nationalsozialismus. An seiner Grabstätte auf dem Südwestkirchhof der Berliner Stadtsynode in Stahnsdorf legten Vertreter der Partei Ehrenkränze nieder und gedachten dem Wirken Breitscheids.
Bereits kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten sollte der Sozialdemokrat Rudolf Breitscheid ausgebürgert werden. Er floh nach Paris und arbeitete dort gemeinsam mit sozialdemokratischen und kommunistischen Intellektuellen im Widerstand gegen Hitler und kümmerte sich um humanitäre Hilfe für Flüchtlinge. In Paris in der Emigration arbeitete er gemeinsam mit Linksintellektuellen, Sozialisten und Kommunisten am Aufbau einer Volksfront gegen die Nationalsozialisten. Von der Idee rückte er jedoch wieder ab, weil die Volksfront in ein stalinistisches, unfreies System führen sollte. In seinem französischen Exil wurde er 1940 verhaftet und von der Vichy-Regierung an die deutsche Gestapo ausgeliefert. Es folgten vier Jahre Leiden im Konzentrationslager Buchenwald. Dort starb Breitscheid am 24. August 1944 bei einem alliierten Luftangriff.
In ihrer Ansprache hob die SPD-Bundestagsabgeordnete Andrea Wicklein die konsequente Verteidigung der Demokratie als wesentlichen Bestandteil des Schaffens Breitscheids hervor. „Auch heute muss man wachsam sein und weiterhin um die Demokratie kämpfen“, so Wicklein. Gerade die Taten des rechtsextremen NSU würden zeigen, wie wichtig es ist, die demokratische Grundordnung zu stärken.
Der Landtagsabgeordnete Sören Kosanke (SPD) beschrieb Breitscheid in seiner Rede als Vertreter des sozialen Liberalismus, der bis heute in der Sozialdemokratie verankert sei. Ursprünglich als Partei der Gesellen gegründet, tritt die SPD Kosanke zufolge für eine Gesellschaftsform ein, in der der soziale Stand nicht über den Zugang zu Bildung und Wohlstand entscheiden soll. So dürften sich staatliche Förderungen etwa von Studenten nicht am Gehalt der Eltern bemessen. „Es geht nicht um eine generelle Gleichmacherei, aber es müssen formale Schranken geöffnet werden“, so Kosanke. Dies sei auch der Grundgedanke Breitscheids gewesen.
Die Ehrung zum Todestag von Rudolf Breitscheid hat eine lange Tradition in der Sozialdemokratie. Auch die Thüringer SPD gedachte am Sonntag in Anwesenheit des SPD-Fraktionsvorsitzenden Thomas Oppermann dem Widerstandskämpfer in der Gedenkstätte Buchenwald. Die alljährliche Zusammenkunft diene jedoch unabhängig von Parteigrenzen als Erinnerung an diesen düsteren Abschnitt der deutschen Geschichte. Martin Klocke
Martin Klocke
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