
© Andreas Klaer
Potsdam-Mittelmark: Mangel an Stahnsdorfs Grundschulen Obwohl ein Neubau wohl noch Jahre dauert, soll es keine Interimslösung geben. Elternvertreter zweifeln
Stahnsdorf – Fast wirkt es wie ein Wettkampf: Welche Stahnsdorfer Grundschule hat weniger Platz? Elternvertreter der Grundschule „Heinrich Zille“ in Stahnsdorf hatten sich in der Vergangenheit wiederholt darüber beschwert, dass etwa der Förderunterricht auf den Fluren der Schule stattfinden muss.
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Stahnsdorf – Fast wirkt es wie ein Wettkampf: Welche Stahnsdorfer Grundschule hat weniger Platz? Elternvertreter der Grundschule „Heinrich Zille“ in Stahnsdorf hatten sich in der Vergangenheit wiederholt darüber beschwert, dass etwa der Förderunterricht auf den Fluren der Schule stattfinden muss. Entsprechende Räume stehen nicht ausreichend zur Verfügung. Doch auch Elternvertreter der Lindenhof-Grundschule verweisen immer wieder auf Platzmangel an ihrer Schule – und das, obwohl es schon lange Pläne gibt, dort zu bauen.
Karli Krause, Gesamtelternsprecher der Lindenhof-Grundschule, nannte gegenüber den PNN die Zustände an der Heinrich-Zille-Schule im Vergleich „noch recht komfortabel“. Auch an der Lindenhof-Schule müssten Schüler auf den Gängen lernen, sämtliche Räume seien belegt. Außerdem mangele es an zahlreichen Dingen, „die eigentlich Standard sein sollten“.
So gebe es an der Lindenhof-Schule derzeit keinen nutzbaren Sportplatz. Viele Inhalte des Sportunterrichts würden seit Jahren schon nicht mehr vermittelt. Auch fehlten diverse Fachräume. Der Schuldirektor Jörg Pahl sei gezwungen, sich ein fünf Quadratmeter großes Büro mit seiner Stellvertreterin zu teilen. Auch gebe es keine Räume für Dienstbesprechungen oder ähnliche Anlässe, das Lehrerzimmer sei minimalistisch.
Im Gemeindezentrum kennt man die Nöte der Lindenhof- ebenso wie die der Zille-Schule. Die Verwaltung hat bereits Pläne für die Erweiterung der Lindenhof- Schule vorgelegt. Insgesamt zehn Millionen Euro sollen investiert werden, damit die Schule künftig dreizügig, das heißt mit drei Klassen pro Jahrgang, starten kann. Bis dahin wird aber noch einige Zeit ins Land ziehen. In der Sitzung am 17. Juli beschlossen die Gemeindevertreter, den vom Bürgermeister vorgelegten Raumplan für die Lindenhof-Schule zurück in die Ausschüsse zu verweisen.
Der Plan soll als Grundlage für weitere Planungen bei der Erweiterung dienen. Er sieht 114 Räume mit insgesamt 4670 Quadratmetern Fläche vor. Darunter 47 Klassen-, Gruppen- und Förderräume, zehn Fachkabinette, etwa für Kunst und Naturwissenschaften, 13 Verwaltungsräume, inklusive eines 30 Quadratmeter großen Zimmers für den Schulleiter, drei Räume für Sozialarbeiter sowie Aula und Mensa. Für 450 bis 540 Kinder sollen 5400 Quadratmeter Außenfläche zur Verfügung stehen. Der Plan sei mit der Schulleitung abgestimmt, versichert Gemeindesprecher Stephan Reitzig. Ein Beschluss ist jetzt für den 19. Oktober 2017 angepeilt. Danach müssen Architekten gefunden, ein Bauauftrag gefertigt und durch den Landkreis bearbeitet werden. Die Stahnsdorfer Verwaltung rechnet „frühestens im Frühjahr 2019“ mit dem Beginn der Baumaßnahmen.
Es wird also noch einige Jahre dauern, bis das Ziel zweier dreizügiger Grundschulen in Stahnsdorf erreicht ist. Kurzfristige Lösungen für die Überbrückung sind von der Verwaltung dennoch nicht geplant. Vielmehr wolle man „mit den nicht unbegrenzt vorhandenen finanziellen Mitteln“ nachhaltig große Wirkung erzielen. Containerlösungen etwa seien nicht im Sinne der Schüler, heißt es aus dem Gemeindezentrum. Auch die bräuchten im Übrigen eine Baugenehmigung, die zu erlangen es mindestens neun Monate dauere.
Elternvertreter Krause fehlt nach langen Diskussionen und Hin-und-Her ein wenig das Vertrauen in die Entscheidungen der Lokalpolitik. Man wisse nicht, ob Beschlüsse letztendlich auch umgesetzt würden. Oft erfahre man erst aus der Zeitung, wenn es doch wieder Verzögerungen gebe. Er formuliert das Minimalziel der Eltern und der Lindenhof-Grundschule: eine neue Sporthalle und ein neuer Sportplatz. Das sei eine Voraussetzung dafür, dass eine zweizügige Lindenhof-Grundschule funktioniere. „Dann kann man es die kommenden Jahre durchhalten.“ Außerdem müsse die Mühlenstraße hinter der Schule ausgebaut werden, damit es einen Rad- und Gehweg gibt.
Für die Sommerferien ist an der Lindenhof-Grundschule zunächst die Fassadensanierung der Turnhalle zur Schulhofseite geplant. Die Heizung soll im August und September erneuert werden. Den Neubau einer Sporthalle an der Mühlenstraße kann die Gemeinde jetzt weiter vorantreiben. Die Gemeindevertreter beschlossen am 13. Juli den Nachtragshaushalt, um die entsprechenden Mittel freizugeben.
Derzeit ist die Zille-Schule vierzügig, die Lindenhof-Schule ein- bis zweizügig. Nach den Erweiterungen sollen beide Schulen dreizügig sein. Ob die geplanten Kapazitäten auch ausreichen, will die Gemeinde demnächst prüfen lassen. Ein Schulentwicklungsplan des Landkreises sieht zwar für die Zukunft eine sinkende Zahl von Kindern voraus. Doch will man wohl sichergehen, dass es bei der Fertigstellung in fünf bis sechs Jahren nicht schon wieder Raumprobleme gibt.
Grundsätzlich, so Karli Krause, seien sich die Elternvertreter mit dem Bürgermeister und den Gemeindevertretern einig über die Richtung, in die sich die Grundschulen in Stahnsdorf entwickeln sollen. Jetzt gehe es darum, die Details zu koordinieren. Damit in beiden Grundschulen zeitgemäßer Unterricht stattfinden kann.
Martin Anton
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