Von Kay Grimmer: Maria „völlig losgelöst“
Eine Baumblütenkönigin springt: Maria Lemke setzte vor dem Peter Schilling-Konzert den Hit in die Tat um
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Werder (Havel) - „Völlig losgelöst von der Erde “ Es war das Motto der Walpurgisnacht auf dem Baumblütenfest. Nur sausten keine Hexen durch die Lüfte. Dafür wurden beim Konzert von Peter Schilling Hände in den Himmel gestreckt und Werders gekürtes Baumblüten-Blaublut Maria Lemke segelte am Bungee-Seil durch die Luft.
„Angst habe ich gar keine, aber aufgeregt bin ich schon“, sagte die 18-Jährige, als sie kurz vor dem abendlichen Konzert mit dem „Major Tom“-Sänger Schilling zum Bungee-Kran ging. Die Blütenkrone musste die 18-Jährige absetzen, die Schärpe hingegen blieb unter dem Schulter- und Bauchgurt, als es rund 65 Meter in die Luft ging. Mit einem spitzen Schrei ließ sich Werders Symbolfigur für das Baumblütenfest in die Tiefe fallen.
„Wenn man das erste Mal unten ist, dann ist es okay“, sagte die „gefallene“ Königin nach dem Sprung. „Ich hatte beim Auspendeln aber irgendwann das Gefühl, mein Kopf platzt gleich. Ansonsten war es unglaublich und toll“, freute sich Maria Lemke über ihren ersten Bungee-Sprung. Solche Erlebnisse gehören zu den Annehmlichkeiten einer frischgebackenen Baumblütenkönigin. „Diese erste Woche war voll von Ereignissen, aufregend“, fasste sie die ersten Tage ihrer Amtszeit zusammen.
„Glücklicherweise gibt es Mama, die mich immer wieder zurückschraubt und mit häuslichen Pflichten gut runterholt“, beschrieb Maria Lemke lachend den Spagat zwischen Baumblütenkönigin- und Werderaner Teenager-Leben. Die 18-Jährige hat Spaß an ihrem Ehrenamts-Job und überträgt diese Fröhlichkeit auf die Umstehenden. Das Repräsentieren scheint ihr im Blut zu liegen. Und nicht nur Werders Bürgermeister Werner Große (CDU) schien am Donnerstag zu Recht stolz zu sein, dass die Wahl auf die natürliche, sympathische Schönheit aus der Inselstadt gefallen ist.
Beim abendlichen Konzert am Donnerstagabend auf der eon.edis-Bühne an der Werderaner Regatta-Strecke hatte Maria Lemke zudem allen Grund zur Freude. „Ich bin ein großer Fan der 80er-Jahre, kenne und liebe die Lieder der Neuen Deutschen Welle“, gestand sie. Insofern war der Stargast des Donnerstags, Peter Schilling, eine nahezu maßgeschneiderte Abendunterhaltung für das gekrönte Haupt.
Schilling, der mit „Major Tom – Völlig losgelöst“ weltweiten Erfolg in den 80er Jahren feierte, und jetzt – nach Burn- Out-Syndrom und Schaffenspause – mit rockigeren Rhythmen und nachdenklicheren Texten sein Comeback forciert, gab sich in Werder bodenständig und abgeklärt. Während noch die bunt-flippigeRolling Stones-Cover Band „Brown Sugar“ für Stimmung im Publikum sorgte, suchte Schilling Kontakt mit seinen Anhängern. „Es gibt mittlerweile schon wieder Fans, die mir nachreisen“, sagte der 53-Jährige halb erstaunt, halb feixend, ehe er die Bühne enterte. Die Zuschauermasse war – im Vergleich zu den Vorjahren – etwas überschaubarer.
Die Stimmung blieb anfangs auch noch verhalten, als Schilling mit einem neueren Lied sein Konzert auf der Baumblüte begann. Doch schon Song Nummer zwei war das Lied, auf das das Gros des Publikums gewartet hatte: „Was wäre dieses Fest ohne die Blüten? Was wäre die Stadt ohne dieses Gewässer“, wies er auf die Regatta-Strecke. „Und was wäre ich ohne diesen Song?“, leitete er über zu „Major Tom“, bei dem sich das Publikum nahezu textsicher zeigte. Auch die Baumblütenkönigin sang mit Freundin aus voller Kehle mit. Und so war schließlich auch die Stimmung vor der Bühne an diesem Donnerstagabend entfesselt, eben „völlig losgelöst von der Erde “.
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