
© M. Schmidt
Von Kirsten Graulich: Mäuseburg wird zur Musik-Kita
Pilotprojekt in Stahnsdorf: Musikalische Früherziehung für alle Kinder geplant
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Stahnsdorf – „Dem Nikolaus tun die Füße weh, denn er kommt aus dem Schnee“, singen die Kinder der Schmetterlings-Gruppe und lassen dazu knatternde Rasseln über ihren Köpfen kreisen. Das alljährliche Weihnachtssingen ist in der Stahnsdorfer Kita „Mäuseburg“ schon Tradition, doch in diesem Jahr ist der Gesang auch Auftakt zu einem ganz besonderen Projekt: der Musik-Kita. Musikalische Früherziehung bietet die Kreismusikschule „Engelbert Humperdinck“ schon seit einigen Jahren in der Einrichtung an. Wöchentlich sind es 70 Kinder, die mit Musikpädagogin Christiane Neumann Klänge erforschen und verschiedene Instrumente ausprobieren. Doch nun sollen alle 200 Kinder das Angebot nutzen können.
„Musik spricht Kinder sehr an, besonders wenn sie beim Singen noch ein Instrument spielen können, und dabei wird auch ihre Koordination geschult", erklärt Neumann. Kinder lieben vor allem das Spielerische in der Musik, weiß die Musikpädagogin. In der frühkindlichen Phase würden sie sich über den Weg der Musik ganz anders öffnen. „Zudem finden gleichzeitig viele Vernetzungen zu anderen Bereichen statt, wie beispielsweise Sprachentwicklung und soziale Fähigkeiten“, sagt Neumann.
Gute Gründe, befand Kita-Leiterin Heike Jankowski, diesen ganzheitlichen Ansatz für ein Pilotprojekt zu nutzen. Denn Musik decke alle Lernpotenziale der frühkindlichen Bildung ab. Das pädagogische Konzept der Kita reiche von der Krabbelgruppe bis zu den Vorschulkindern. „Mit unserer Musik-Kita sind wir im Landkreis Vorreiter und vielleicht sogar im Land Brandenburg“, sagt Jankowski. Nicht nur die Eltern haben die Idee positiv aufgenommen, sondern auch Bürgermeister Bernd Albers konnte dafür begeistert werden und fand für die Finanzierung eine unkonventionelle Lösung: Die Buchhaltung für das Projekt wird kostensparend in der Gemeinde verwaltung abgewickelt. Für Kinder aus einkommensschwachen Familien will der Förderverein der Kita die monatliche Kursgebühr von 8,50 Euro übernehmen. Sollte das Geld nicht ausreichen, werde die Gemeinde einspringen, versprach der Bürgermeister. Denn kein Kind soll von diesem Projekt ausgeschlossen werden.
Auch für den Grundschulbereich will der Stahnsdorfer Bürgermeister die Zusammenarbeit mit der Musikschule stärker ausbauen. Vorstellen kann er sich zudem, dass das zukünftige, dritte staatliche Gymnasium der Region neben einer sportlichen auch eine musische Ausrichtung bekommt. Musik könne eine Brücke sein, so Albers, besonders für junge Leute, die noch nach Orientierung und Ausdruck ihrer Gefühle suchen.
Dass Musik helfen kann Konflikte und Ängste zu lösen, bestätigt auch Musikpädagogin Neumann. Vor allem Kinder mit Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom könnten so in der Gruppe Bestätigung erfahren, die sie auf anderen Wegen nur schwer bekommen würden. Zudem offenbare sich in der musikalischen Früherziehung auch, ob ein Kind beispielsweise Hörprobleme habe oder andere Defizite. Solche Hinweise an die Erzieherinnen seien wichtig, um das Kind individuell fördern zu können.
Auch wenn musikalisch interessierte Kinder ein Instrument bevorzugen, kann sie ein Musikschullehrer in der „Mäuseburg“ unterrichten. „Im Augenblick ist die Gitarre heiß begehrt“, sagt Christiane Neumann. Bei den Jüngsten sind es Glöckchen und Klangstäbe. Demnächst werden die Kinder auch Blockflöten kennenlernen. Und vielleicht werde eines Tages auch ein Klavier im Musikraum der Kita stehen, hofft Christiane Neumann. Der Förderverein und Sponsoren wollen die Beschaffung von Instrumenten unterstützen.
Kirsten Graulich
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