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Von Thomas Lähns: „Mecki“ als Untermieter
Neue Igelinitiative des Rotkehlchen e.V. will Stacheltiere an Gartenbesitzer vermitteln / Geschützte Reviere in den Parks von Beelitz-Heilstätten geplant
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Beelitz - Gefahren drohen ihm überall: Ratten oder Hunde könnten ihn angreifen, der Mensch sein Revier unbewohnbar machen und zum Umzug zwingen. Er könnte verhungern oder beim Weg über die Straße von einem Auto getötet werden. Einigeln reicht manchmal nicht. In Beelitz hat sich jetzt eine Initiative den Schutz von Igeln auf die Fahnen geschrieben. Die Stacheltiere sollen in geschützten Revieren in den Parks von Beelitz-Heilstätten ausgewildert oder an Gartenbesitzer vermittelt werden. „Eine Igelfamilie für jeden“, lautet das Motto.
Hinter dem ambitionierten Tierschutzprojekt steht der Rentner Herwarth Kuck, der auch Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft „Rotkehlchen e.V.“ ist, ein gemeinnütziger Verein, der sich unter anderem um die Grünflächen der ehemaligen Lungenheilanstalt zwischen Beelitz und Fichtenwalde kümmert. „Hier gibt es mehr als genug Platz für die Tiere, ruhig ist es auch – und sie sind sicher vor Autos“, sagt er. Denn dass die kleinen Stachelträger überfahren werden, ist eine seiner größten Sorgen. In Heilstätten könne man einen Igelpark anlegen und den Tieren dort einen natürlichen Lebensraum bieten. Paten könnten das Geld für den Bau von Schlupfwinkeln und für Futter zur Verfügung stellen, die Tiere dafür natürlich auch besuchen. Besonders für Kindergärten wäre dies reizvoll: Der Kontakt zu den Tieren – unter artgerechten Bedingungen – fördere das Verantwortungsgefühl bei den Kindern und das Verständnis für die Natur.
Gern würden die Beelitzer Igelfreunde die Tiere auch an Gartenbesitzer vermitteln – die würden profitieren, weil der Igel Schädlinge frisst. „Wir hatten früher auch immer welche im Garten, und es waren gern gesehene Gäste“, erinnert sich Herwarth Kuck. Aber wo sollen die vielen Igel herkommen? Tierfreund Kuck verweist auf Bekannte, die in diesem Jahr bereits eine große Igelfamilie in Betreuung haben – darunter zehn Jungtiere, die ab dem Frühjahr ein eigenes Revier brauchen. Im Moment würden nur zehn Prozent aller Jungtiere das Erwachsenenalter erreichen – gerade die Spätgeborenen, die erst im September das Licht der Welt erblicken, schaffen es oft nicht, sich den nötigen Winterspeck anzufressen. Mit der Hilfe des Menschen könnten sich ihre Lebenschancen erhöhen und die Population dadurch wieder größer werden. Das heißt: für einen sicheren Lebensraum im Garten sorgen, in dem man Teiche und Kellerfenster mit kleinen Barrieren absperrt, beim Rasenmähen und Laubsaugen Vorsicht walten lässt, nichts im Garten verbrennt und keine Insektizide ausbringt. In Pflege nehmen dürfe man nur hilfebedürftige Tiere – aber nicht ins Haus, „wegen der Flöhe“, so Kuck. Stattdessen empfiehlt sich eine Unterbringung während des Winters im Keller, der Garage oder dem Schuppen. Dabei müsse sich der Igelfreund aber sachkundig machen – ein Pappkarton genüge nicht, sagt Ulli Seewald vom deutschlandweit agierenden Verein Pro Igel, zu dem die Beelitzer im Kontakt stehen. Er widerspricht der generellen Meinung, dass menschliche Pflege den Igeln schaden würde. „Sich der hilfsbedürftigen Tiere anzunehmen, ist ein Gebot der Ethik“, so Seewald. Jüngere Forschungsarbeiten würden belegen, dass richtig gepflegte und medizinisch sachgerecht behandelte Tiere in der Natur zurechtkommen würden. Mann müsse sie nur so bald wie möglich wieder auswildern.
Informationen unter (033 204) 60 85 6
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