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Potsdam-Mittelmark: Mehr als 200 freie Lehrstellen
Landratsamt hilft jetzt beim Werben um Berufsnachwuchs in Mittelmark
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Potsdam-Mittelmark – Lehrlinge werden auch in Potsdam-Mittelmark immer knapper: 117 freie Ausbildungsplätze meldet die Handwerkskammer Potsdam für den Landkreis, weitere 100 Stellen versucht die Industrie- und Handelskammer über ihre Lehrstellenbörse zu vermitteln. Der Landkreis will den Betrieben jetzt unter die Arme greifen und hat einen Ausbildungsführer herausgegeben, in dem die offenen Lehrstellen zwischen Havel und Hohem Fläming zusammengefasst sind. Darunter sind Berufe wie Pferdewirt, Koch oder Fachinformatiker.
„Auch bei uns klagen immer mehr Betriebe über den Fachkräftemangel“, sagte Vize-Landrat Christian Stein (CDU) gestern auf einer Pressekonferenz. Da die wenigsten Gesellen und Facharbeiter von außen kommen werden, müsse man vor Ort ausbilden. „Wir wollen zudem verhindern, dass Schulabgänger aus dem ländlichen Raum abwandern“, so Stein.
Erstellt hat den Ausbildungsführer die Koordinierungsstelle für regionale Berufsorientierung, die vom Technologie- und Gründerzentrum „Fläming“ ins Leben gerufen worden ist. Dessen Mitarbeiterinnen Linda Linke und Caroline Frenzel hatten insgesamt 100 Ausbildungsbetriebe aus dem Unternehmensregister des Kreises angeschrieben und angefragt, wo noch Ausbildungsplätze in welchem Beruf zu besetzen sind.
Insgesamt 47 aus dem gesamten Gebiet des Kreises und quer durch alle Branchen haben geantwortet, darunter Konzerne wie Edeka und Struik Food, mittelständische Unternehmen wie die Bäckereien Exner und Fahland, Landwirtschaftsbetriebe wie die Lehr- und Versuchsanstalt für Tierzucht- und Tierhaltung in Groß Kreutz oder das Gut Schmerwitz und Forschungseinrichtungen wie das Institut für Getreideverarbeitung in Bergholz-Rehbrücke. Vor allem werden aber in den mittelmärkischen Industriebetrieben Lehrlinge gesucht – in den Berufen Metall-, Straßen- oder Tiefbauer sowie Maschinen- und Anlagenführer. Mit den Ämtern Brück und Niemegk bieten auch zwei Kommunalverwaltungen Lehrstellen an.
Dabei ist die Bewerbernot an manchen Stellen besonders deutlich geworden: So biete die Restaurantkette Marché in ihrer Filiale auf dem Fläming-Rasthof an der A9 in diesem Jahr insgesamt zehn Ausbildungsplätze zur Fachkraft für Systemgastronomie an. Das Unternehmen hat gerade den Deutschen Servicepreis 2012 im Bereich Gastronomie gewonnen – eine Ausbildung hier wäre also durchaus ein Sprungbrett für das berufliche Fortkommen. Trotzdem gebe es noch keinen einzigen Bewerber, erklärte Linda Linke. Der profane Grund dafür sei die Lage an der Autobahn. Dort hält kein Bus und mit dem Moped ist der Rasthof schwerlich zu erreichen.
Mit dem Ausbildungsführer, der demnächst auch auf dem Internetportal des Landkreises (www.potsdam-mittelmark.de) abgerufen werden kann und regelmäßig aktualisiert werden soll, betrete der Landkreis Neuland im Bereich der Wirtschaftsförderung, erklärte Landrat Wolfgang Blasig (SPD). „Früher war es so, dass wir den Unternehmen hinterhertelefonieren mussten, um sie zu Ausbildungsmessen oder Präsentationen an Schulen einzuladen“, sagte Linda Linke. Heute würden sich die Betriebe von selbst melden.Thomas Lähns
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