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Potsdam-Mittelmark: Mehr Alte, weniger Geld

Da Landes-Fördergelder auslaufen, bittet die „Akademie 2. Lebenhälfte“ Gemeinden um Unterstützung

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Da Landes-Fördergelder auslaufen, bittet die „Akademie 2. Lebenhälfte“ Gemeinden um Unterstützung Von Juliane Schoenherr Nuthetal - Seit Jahren prognostizieren die Bevölkerungsberichte des statistischen Landesamtes, dass es zukünftig in Brandenburg immer mehr alte und weniger junge Menschen geben wird. Die Politik versichert, den demografischen Wandel erkannt zu haben, Parteien versprechen in ihren Programmen, darauf zu reagieren. Bei der Akademie „2. Lebenshälfte“, die Senioren und älteren Arbeitslosen hilft, ihre Kompetenzen aktiv einzubringen und sich weiter zu bilden, hat Vorstandsvorsitzende Ingrid Witzsche jedoch erhebliche Zukunftssorgen: Die Landes- und Bundesförderung sei immer auf maximal fünf Jahre begrenzt und laufe jetzt nach und nach in den Brandenburger Kontaktstellen aus. „Bergholz-Rehbrücke ist schon ab März 2006 betroffen. Obwohl die Filiale zu den am besten besuchten gehört, sieht sie einer ungewissen Zukunft entgegen.“ Im Laufe der vergangenen Jahre seien die Zuschüsse stetig gesunken, sagte Witzsche. Aktuell werde die Akademie zu 57 Prozent von der Agentur für Arbeit und zu 16 Prozent vom Land finanziert. Die übrigen 27 Prozent decke die Akademie durch eigene Einnahmen, wie Kursgebühren und Spenden. „Wenn die Förderungen wegfallen, können wir aber als Ausgleich nicht beliebig die Gebühren erhöhen, weil ein Großteil unserer Klientel ALGII-Empfänger sind. Diese Menschen könnten sich unser Angebot dann nicht mehr leisten.“ Auch Spendenaktionen seien keine langfristige Lösung. so etwas könne man einmal machen, aber nicht ständig, so Witzsche. Man suche nicht nach einer Übergangslösung, sondern wolle die Finanzierung langfristig auf sichere Füße stellen. Witzsche machte deutlich: „Ohne entsprechende Planungssicherheit können wir unsere bisherigen Angebote nicht aufrecht erhalten“. Die Signale vom Land verheißen indes alles andere als Sicherheit. Auf eine Anfrage des Kleinmachnower SPD-Landtagsabgeordneten Jens Klocksin, wie die Zukunft der Akademie gesichert werden könne, hieß es aus dem Sozialministerium eher vage: „In Zusammenarbeit mit Kommunen und Agenturen für Arbeit werden sich auch künftig für die Akademie Möglichkeiten eröffnen, für ältere Arbeitslose Qualifizierung und Beschäftigung anzubieten.“ Seit Jahren können sich die Kommunen auf die Angebote und die Arbeit der Akademie stützen, weshalb sich Witzsche nicht als Bittstellerin sieht, wenn sie nun an die Türen der Rathäuser klopft: „Wenn die Gemeinde Nuthetal uns zukünftig nicht unterstützt, ist es schlecht um die Zukunft der Kontaktstelle bestellt.“ Nuthetals Kämmerer Stephan Ranz weiß die Existenz der Akademie vor Ort wohl zu schätzen: „Letztlich kann sich nur die Gemeinde darum kümmern. Der politische Wille ist da, aber es muss auch finanzierbar sein.“ Bisher stelle die Gemeinde kostenlos die Räumlichkeiten zur Verfügung und übernehme die Betriebskosten, sagte Ranz. Nun sei die „Akademie 2. Lebenshälfte“ an den Nuthetaler Finanzausschuss herangetreten mit der Bitte, sie im kommenden Jahr mit etwa 9000 Euro zu unterstützen. „Wir werden das bis zum Jahresende prüfen und wenn es irgendwie machbar ist, dann wird die Gemeinde die Summe aufbringen,“ so Gemeindekämmerer Ranz. Bei einem Haushaltsvolumen von rund 9 Millionen Euro würde die Unterstützung für die Akademie dann rund 0,1 des Etats beanspruchen. In die Jugendarbeit der finanziell arg gebeutelten Gemeinde fließt allerdings auch nicht wesentlich mehr Geld: Dort beträgt der Anteil am Gesamthaushalt etwa 0,3 Prozent. „Da können wir kein Geld mehr abzweigen,“ sagteKämmerer Ranz klar. Alle zwei Jahre legt das statistische Landesamt einen Demografiebericht vor, dessen Prognosen Landes- und Kommunalpolitikern als Grundlage zur Planung dienen sollen. Die Zahlen für Potsdam-Mittelmark sind eindeutig: Während der Anteil der über 60-Jährigen aktuell bei knapp 24,5 Prozent liegt, wird er sich bis zum Jahr 2020 auf 33 Prozent erhöhen. Analog dazu wird der Anteil der unter 60-Jährigen von 76 Prozent auf 66,5 Prozent sinken . Die Gesamtbevölkerung des Landkreises wird sich in diesem Zeitraum kaum verändern, weil die Geburtendefizite mittelfristig durch Zuwanderung ausgeglichen werden können. Langfristig jedoch wird sich die Bevölkerungspyramide auf den Kopf stellen.

Juliane Schoenherr

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