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Erlaubter Baumfrevel in Werder: Dokumentiert von Evelyn Standke.

© Evelyn Standke

Potsdam-Mittelmark: Mehr Baumschutz gefordert Stadtverordnete wollen Anregung diskutieren

Werder (Havel) - Evelyn Standke wohnt mit ihrer Familie seit 15 Jahren in Werder. Was sich seit dem 1.

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Werder (Havel) - Evelyn Standke wohnt mit ihrer Familie seit 15 Jahren in Werder. Was sich seit dem 1. Januar abspielt, hat sie noch nicht erlebt: Zahlreiche uralte Bäume seien unter die Säge gekommen. So hat die Architektin mitbekommen, wie eine 100 Jahre alte Eiche in der Straße Am Plessower See gefällt wurde. „Drei Männer haben dafür einen ganzen Tag gebraucht.“ In der Straße Am Zernsee sei ein ganzes Grundstück plattgemacht worden. „Bis Dezember hätte diesem Kahlschlag keine Behörde zugestimmt“, sagte Standke in der Einwohnerfragestunde der Stadtverordnetenversammlung am Donnerstagabend. Sie forderte eine Baumschutzsatzung für die Stadt.

Tatsächlich werden alte Bäume in den Kommunen durch entsprechende Kreis- und Landesgesetze seit dem 1. Januar nicht mehr geschützt. Die Kommunen müssen eigene Satzungen aufstellen, wenn ihnen der Baumschutz wichtig ist. Bislang haben neun Gemeinden im Landkreis diese Möglichkeit genutzt: Stahnsdorf, Kleinmachnow, Teltow, Michendorf, Schwielowsee, Seddiner See, Nuthetal, Treuenbrietzen und der Beelitzer Ortsteil Fichtenwalde. Unter dem Schutzschild stehen häufig alle Bäume mit einem Stammumfang von mindestens 60 Zentimetern. In der Vegetationszeit vom 15. März bis 15. September darf laut Naturschutzgesetz grundsätzlich nirgendwo gefällt werden.

SPD-Fraktionschefin Anja Spiegel kann sich vorstellen, dass man auch in Werder vor der nächsten „Fällsaison“ eine Baumschutzsatzung einführt. „Es ist traurig, wenn alte Bäume für nichts sterben“, sagte sie. Christian Große von der CDU-Fraktion sprach von „einer politischen Entscheidung“. Er sei an sich froh, wie der Baumschutz jetzt geregelt ist. „Ich sehe keinen Grund für eine Änderung.“ Renate Vehlow von den Linken verwies auf eine Empfehlung der Unteren Naturschutzbehörde, besondere Ortsbilder durch solche Satzungen zu erhalten. Die Stadtverordneten waren sich einig, die Sache in den zuständigen Ausschüssen zumindest auf die Tagesordnung zu rücken.

Aus der Sicht von Evelyn Standke gibt es dafür gute Gründe: Bäume seien nicht nur Lebensraum für Insekten und Vögel, sondern auch für das Kleinklima in der Stadt relevant. Werder sollte „nicht ohne Not Allgemeingut“ verschenken, findet sie. Die „viele Arbeit mit dem Laub“ oder der Abstellplatz fürs Auto seien kaum als Argumente geeignet, um uralte Bäume zu beseitigen. „Stellen sie sich nur mal vor, man würde die Bäume auf der Friedrichshöhe alle absägen.“ Henry Klix

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