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Polizeistatistik für Potsdam-Mittelmark: Mehr Einbrüche, weniger Aufklärung
Alarmierende Zahlen aus Potsdam-Mittelmark: Im Landkreis sind die Zahl der Wohnungseinbrüche gestiegen, außerdem wurde mehr aus Autos gestohlen als noch im Vorjahr. Doch die Aufklärungsquote sinkt.
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Teltow/Werder (Havel) - Die Zahlen sind alarmierend: Die Wohnungseinbrüche im Landkreis nehmen zu, gleichzeitig sinkt die Aufklärungsquote, teilweise sogar auf den Nullpunkt. Besonders dramatisch zeigt sich das in Teltow. Dort konnten im vergangenen Jahr nur 1,2 Prozent der insgesamt 81 Fälle aufgeklärt werden. 2014 waren es noch 72 Fälle, die Aufklärungsquote lag bei 12,5 Prozent. Das geht aus den Kriminalstatistiken der Polizei für Teltow und Werder (Havel) hervor, die den PNN vorliegen.
Damit liegt Potsdam-Mittelmarks größte Stadt im Trend des Landkreises: Die Statistik weist dort für das vergangene Jahr 308 Fälle aus – ein Anstieg von fast sieben Prozent im Vergleich zu 2014. Gleichzeitig sank die Aufklärungsquote bei Wohnungseinbruchsdiebstählen von acht auf sechs Prozent. Die Polizei versucht dem entgegenzuwirken, etwa mit Präventionsveranstaltungen, bei denen Bürger beraten werden, wie sie ihre Häuser besser sichern können. Laut Polizei zeigt das auch erste Erfolge: Die Quote der abgebrochenen, also erfolglosen Einbrüche stieg in Westbrandenburg von etwa 25 Prozent 2014 auf 35 Prozent im Jahr 2015. Die Anzahl der Wohnungseinbruchsdiebstähle zurückzudrängen gilt bei der Kriminalpolizei in diesem Jahr als „Schwerpunkt an oberster Stelle“.
Diebstahl aus Autos: Kein einziger Fall in Werder aufgeklärt
Auch bei aufgebrochenen und ausgeraubten Autos tappten die Ermittler oft im Dunkeln: 243 Fälle – und damit knapp 37 Prozent mehr als im Vorjahr – registrierte die Polizei 2015 in Teltow. Aufklärungsquote: 2,1 Prozent. In der Stadt Werder (Havel) konnte sogar kein einziger dieser Fälle aufgeklärt werden. Dort gab es im vergangenen Jahr laut Polizeistatistik 49 Diebstähle aus Autos – sechs mehr als im Vorjahr.
Auch die Anzahl der gestohlenen Fahrzeuge nahm in Werder im Vergleich zu 2014 zu: Registrierten die Polizei damals noch zehn Fälle, waren es 2015 schon 22. Die Aufklärungsquote sank um knapp drei Prozentpunkte auf 27 Prozent. Ein anderes Bild ergibt sich in Teltow: Dort wurden im vergangenen Jahr 34 Fahrzeuge gestohlen, drei weniger als im Vorjahr. Gleichzeitig konnten die Ermittler die Aufklärungsquote im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppeln. Sie lag bei 35,3 Prozent.
Die Anzahl der Rauschgiftdelikte befindet sich in beiden Städten in etwa auf Vorjahresniveau: In Werder registrierte die Polizei 49 Fälle, 96 Prozent konnte sie aufklären. In Teltow waren es 121 Drogendelikte, die Aufklärungsquote betrug ebenfalls 96 Prozent.
Gewaltkriminalität in Teltow und Werder rückläufig
Zurückgegangen ist im Vergleich zum Vorjahr – anders als in Potsdam – in beiden Städten die Gewaltkriminalität. Dazu zählen Tötungsdelikte, gefährliche und schwere Körperverletzung sowie Vergewaltigung und sexuelle Nötigung. Für Teltow weist die Statistik 37 Fälle aus, ein Rückgang um fast 14 Prozent. Die Aufklärungsquote stieg um sieben Prozentpunkte auf 81 Prozent. Ähnlich in Werder: Die Polizei registrierte dort im vergangenen Jahr 26 Gewaltdelikte, 2014 waren es noch 38. Auch dort konnte die Aufklärungsquote gesteigert werden – von 71 auf 81 Prozent.
Laut Polizeistatistik gab es 2015 in Potsdam-Mittelmark insgesamt 6472 Straftaten, 48 Prozent davon konnten aufgeklärt werden. 2014 hatte es drei Prozent weniger Straftaten gegeben, die Aufklärungsquote lag bei 46 Prozent.
Hintergrund: Bundesweit steigende Einbruchszahlen
Auch bundesweit nahm die Zahl der Wohnungseinbrüche im vergangenen Jahr zu. Einem Bericht der „Welt“ zufolge registrierte die Polizei 2015 mehr als 167 000 Fälle, fast zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) will die Statistik voraussichtlich im Mai offiziell vorstellen. Sebastian Fiedler, Vize-Vorsitzender des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK), sagte zu den Einbruchszahlen vergangene Woche beim ARD-Talk „Maischberger“: „Eine Untersuchung des Landeskriminalamtes Düsseldorf hat ergeben, dass die Zuwächse an Einbrüchen auf reisende Tätergruppen zurückgehen.“ Schleswig-Holsteins Innenminister Stefan Studt (SPD) ergänzte, dass es sich bei den Tätern oftmals um überregional agierende Banden aus Osteuropa handele. Zum Teil würden diese auch über Asylverfahren nach Deutschland gelangen. Aber: „Die Bürgerkriegsflüchtlinge, die wir insbesondere im vergangenen Jahr aufgenommen haben, gehören nicht zu diesen Tätergruppen“, sagte Studt. Für die sinkenden Aufklärungsquoten machte Fiedler vor allem die geringen Personalstärken der Polizeibehörden verantwortlich: „Wir sind nicht mehr in der Lage, für jeden einzelnen Einbruch eine Ermittlungskommission zu bilden.“ Ein mit Einbruchskriminalität befasster Sachbearbeiter habe dauerhaft 100 bis 300 Fälle zu bearbeiten, sagte der Kripo-Vertreter. Auffällig sei außerdem, so Fiedler, dass die Täter vor allem auf Bundesländer mit einer schlecht aufgestellten Polizei und milden Gerichtsurteilen ausweichen.
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