Von Hagen Ludwig: Mehr Leben auf dem Bahnhof
Pilotprojekt für Potsdam-Mittelmark in Belzig gestartet / Käufer und Mieter gesucht
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Potsdam-Mittelmark - Mit einem Pilotprojekt für Potsdam-Mittelmark will das Landratsamt jetzt den Bahnhof Belzig neu beleben. Um einen Käufer und neue Mieter für das denkmalgeschützte Gebäude zu finden, ist gestern in Abstimmung mit der Deutschen Bahn (DB) ein Interessenbekundungsverfahren gestartet worden. Die Situation in Belzig sei exemplarisch auch für viele andere Orte, erklärte Vize-Landrat Christian Stein (CDU) gestern auf dem Bahnhof der Kreisstadt. Die DB habe sich aus den Gebäuden zurückgezogen und warte nun auf Käufer. „Damit beginnt für die Kommunen das Problem. Die verlassenen Bahnhöfe an ihren Eingangstoren bieten oft ein wenig einladendes Bild“, so Stein.
In Belzig werden täglich bis zu 1000 Bahnreisende gezählt. Vor drei Monaten ist mit Hilfe der Hartz-IV- Behörde Maia bereits der erste Schritt zur Wiederbelebung der Bahnhofshalle getan worden. An einem Stand informieren Mitarbeiter des Arbeits- und Ausbildungsfördervereins über Sehenswürdigkeiten in der Region und geben auch Fahrplanauskünfte. Seitdem habe es am Bahnhof keine Fälle von Vandalismus mehr gegeben, berichtete Belzigs Bürgermeisterin Hannelore Klabunde. Optimal wär es ihrer Meinung nach, wenn sich im Bahnhof eine Pension oder eine Radlerherberge ansiedeln würde. Auch für einen Bäcker oder ein Geschäft wäre Platz in den insgesamt 840 Quadratmeter großen Räumen. Die Stadt wolle solche Projekte ebenso wie der Landkreis mit aller Kraft unterstützen, selbst kaufen könnte sie den Bahnhof aufgrund ihrer angespannten Haushaltssituation jedoch nicht, so Klabunde.
Finden sich genug Mieter, werde es auch in der Eigentumsfrage eine Lösung geben, zeigte sich Stephan Wilhelm optimistisch. Seine Agentur BahnStadtGBR ist vom Landkreis damit beauftragt worden, das Interessenbekundungsverfahren zu leiten. Erfahrungen gebe es genug, so Wilhelm. Seine Agentur habe landesweit bereits ähnliche Projekte erfolgreich umgesetzt. Das beste Beispiel sei der Bahnhof Lübbenau, in dem eine kommunale Wohnungsgesellschaft ein Hotel eröffnet hat. Die von Künstlern originell gestalteten Räume würden gut bei des Gästen ankommen. „Da stört es auch nicht, wenn direkt am Hotel eine Eisenbahn vorbeifährt“, so Wilhelm.
Bis zum 28. August läuft jetzt das Belziger Interessenbekundungsverfahren. Dann sollen die Ergebnisse auch mit Blickrichtung auf andere mittelmärkische Orte ausgewertet werden. Möglich wäre es, eine Bahnhofs-Immobilienbörse für den gesamten Landkreis anzulegen, sagte Wilhelm. Etwa 20 größere Bahnhöfe sind im Landkreis als Problemfälle erkannt worden. Sie gehören entweder der Deutschen Bahn oder der britischen Immobiliengesellschaft Patron Capital. Weit vorn auf der Prioritätenliste des Landkreises stehen die Bahnhöfe Beelitz-Stadt und Beelitz-Heilstätten, die Patron Capital gehören. Aber auch das verlassene Bahnhofsgebäude in Wilhelmshorst hat das Landratsamt im Blick. Erst kürzlich sei es von der DB AG gemeinsam mit einem angrenzenden Grundstück zum Verkauf ausgeschrieben worden, hieß es gestern.
Ein Sonderfall ist der Bahnhof Werder (Havel). Er ist vor einigen Wochen bereits an einen Geltower Privatmann verkauft worden, mit dem Wilhelm nun Kontakt aufnehmen will. Wie berichtet, plant der neue Bahnhofseigner unter anderem eine gastronomische Nutzung und den Ausbau von Wohnungen.
Vor einem halben Jahr war in Potsdam-Mittelmark auf Initiative des Landratsamtes die Arbeitsgruppe „Bahnhöfe und Bahnhofsumfelder“ gegründet worden. Ihr gehören unter anderem Vertreter der Kommunen und Bahnhofseigner sowie Verkehrsexperten an. Dort wurde auch die Idee zur Belebung des Belziger Bahnhofs geboren. Weitere Themen sind Ordnungspartnerschaften von Kommunen, Polizei und der DB an Bahnhöfen oder barrierefreie Zugänge.
Weitere Infos im Internet unter
www.Brandenburg-Bahnhof.de
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