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Gestern Nachmittag auf der Inselbrücke: Die für Notfälle neu eingerichtete Pontonbrücke wurde nicht gebraucht.

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Blütenfest in Werder: Mehr Spaß

Erfolg mit modifiziertem Sicherheitskonzept: Zahl der Straftaten ist in diesem Jahr um fast die Hälfte gesunken.

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Werder (Havel) - Sie hat die neun Tage in vollen Zügen genossen, sagt Baumblütenkönigin Victoria Tremel. Und dass die Obstblüte schon vorbei war, sei für die meisten Gäste nicht so wichtig gewesen. „Es hat ihnen auch so gefallen, dem Stadtleben zu entfliehen und auf Obsthöfen zu feiern, wo kein Stuhl zum anderen passt.“ Viele positive Begegnungen habe sie gehabt, Hunderte Male wurde sie abgelichtet. „Die Stimmung war meist friedlich und gelöst“, so Tremel gestern gegenüber den PNN. Nur am späten Abend, da wechselte sie ihre Robe lieber in „Zivil“.

Dennoch: Weit friedlicher als in früheren Jahren ist das diesjährige 132. Baumblütenfest in Werder gestern zu Ende gegangen. Veranstalter und Polizei zeigten sich am Sonntag mit dem Verlauf zufrieden. Die Zahl der Straftaten sei im Vergleich zum Vorjahr um fast die Hälfte auf 179 gesunken, teilte der Schutzbereich Brandenburg mit, 139 Strafverdächtige wurden ermittelt. Zwei Zahlen, mit denen sich Polizei-Einsatzleiter Andreas Backhoff gemessen am Besucherandrang zufrieden zeigte. „Diese überwiegend positive Bilanz kennzeichnet den Charakter des Baumblütenfestes als friedliches Volks- und Familienfest“, so Backhoff. Das geänderte Sicherheitskonzept sowie ein abgestimmtes Handeln aller Rettungs- und Sicherheitskräfte hätten sich bewährt. Das erweiterte Wegeleitsystem habe zur gleichmäßigeren Verteilung der Gäste über das Stadtgebiet geführt, so Blütenfest-Sprecherin Anja Marx. Die Inselstadt und die dorthin führende Brücke seien entlastet worden. Die Veranstalter hatten eigens eine benachbarte Pontonbrücke für Notfälle neu eingerichtet. Marx: „Sie wurde nicht benötigt.“

Den Schwerpunkt der Delikte bildeten laut Polizei bis zum Sonntagnachmittag Körperverletzungen (64), Beleidigungen und Widerstandshandlungen gegen Polizeibeamte (33), Sachbeschädigungen (20), Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz (25) und Diebstähle (12). Etliche Straftaten seien „unter erheblicher Einwirkung von Alkohol“ begangen worden. Besonders am letzten Festsamstag habe mancher die Wirkung des Obstweins unterschätzt, wie es von den Veranstaltern hieß. 14 betrunkene Rad- und Autofahrer wurden gestoppt.

Die unterm Strich erfreuliche Bilanz wurde aus polizeilicher Sicht besonders durch einen Zwischenfall am vergangenen Montag getrübt, als ein 26-Jähriger zwei Menschen mit einem Messer so schwer verletzte, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten. Die Kripo ermittelt gegen den Messerstecher sowie zwei verdächtige Mittäter. 148 Festbesucher erhielten Platzverweise, weil sie die Sicherheit und Ordnung störten, 124 wurden in Polizeigewahrsam genommen.

Die Polizei bestätigte gestern auch einen Unfall beim Bungee-Jumping an der Föhse. Zwei junge Männer hatten am ersten Festsamstag Verletzungen der Hoden erlitten, als sie beim Sprung vom 60 Meter hohen Kran mit dem elastischen Sicherungsseil in Berührung kamen. Beide mussten ins Krankenhaus, eine Wunde musste genäht werden. Der Tüv hatte die Anlage daraufhin erneut geprüft. Die Kripo ermittelt wegen des Verdachts der fahrlässigen Körperverletzung.

Die Veranstalter erwarteten wie in den Vorjahren insgesamt rund 500 000 Besucher, die mit Auto, Bahn, Schiff oder Fahrrad anreisten. Hauptattraktion war traditionell der in Gärten und Plantagen ausgeschenkte Obstwein, der aus meist heimischen Früchten hergestellt wird. Daneben boten mehr als 400 Stände Festsouveniers, die klassische Grillware und kulinarische Spezialitäten. Über 100 Stände wurden von Werderanern betrieben.

Auf acht Bühnen traten Bands und DJs auf. Mit einem stimmungsvollen Konzert der Ostrock-Band Karussell auf der Bismarckhöhe und einem Höhenfeuerwerk ging das Fest gestern zu Ende. Auch Blütenkönigin Victoria Tremel wollte sich das nicht entgehen lassen. (mit dpa)

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