Potsdam-Mittelmark: Menschen in Diktaturen vorgestellt
Erika Haenel liest aus den Stasi-Akten ihres Mannes
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Nuthetal - Der Ortsverein Bergholz-Rehbrücke e.V. lädt am Donnerstag, dem 8. November, zum dritten und letzten Teil seiner diesjährigen Veranstaltungsreihe „Menschen in Diktaturen“ ein. Diesmal liest Vereinsvorsitzende Erika Haenel aus den Stasi-Akten ihres Mannes. Sie ist die Witwe von Prof. Helmut Haenel, der in den Jahren 1964 bis 1981 das Zentralinstitut für Ernährung Potsdam-Rehbrücke leitete. 1990 wurde er nach der politischen Wende aus dem Ruhestand zurückgeholt. Prof. Haenel hat entscheidenden Anteil daran, dass das Ernährungsinstitut der DDR nicht abgewickelt wurde. Er verstarb am 22. September 1993 im Alter von 74 Jahren.
Immer wieder hatte Helmut Haenel zu DDR-Zeiten die Folgen von Bespitzelung der Staatssicherheit zu spüren bekommen, die ihm seine Arbeit als Institutsdirektor schwer machte. Ein Parteiloser an der Spitze eines renommierten, über die Landesgrenzen hinaus bekannten wissenschaftlichen Institutes passte nicht in die Strategie des sozialistischen Arbeiter- und Bauernstaates. Nach der politischen Wende nahm Helmut Haenel 1992 Akteneinsicht, was auch seiner Frau tiefe Einblicke in den durchorganisierten Überwachungsapparat der DDR gab. Das Thema lässt sie nicht los. „Ich möchte mit dieser Veranstaltungsreihe aufhellen, wie sich Menschen in einer Gesellschaft missbrauchen lassen, die dieses Mittel nutzt, um ihre Macht zu erhalten", begründet Erika Haenel ihr Anliegen.
Anhand dieser Akten soll in Zusammenarbeit mit der Behörde der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (BStU) dargestellt werden, wie tiefgründig und unsinnig die Bürger der DDR ausgespäht wurden. Erika Haenel möchte zeigen, wie sich die Staatssicherheit der DDR oft auf dem Wege der Erpressung der „inoffiziellen Mitarbeiter“, der „IMs“ bediente, teils verbunden mit Karrierehoffnung der Betreffenden. Sie möchte einen Teil dazu beitragen, die Vergangenheit DDR aufzuarbeiten. Die Lesung mit anschließender Diskussion beginnt um 19 Uhr in der Kindertagesstätte „Anne Frank“, Eichhörnchenweg 51, in Bergholz-Rehbrücke. Der Eintritt ist frei. Mitarbeiter der BStU, Außenstelle Potsdam, bieten im Vorfeld der Veranstaltung ab 18 Uhr Bürgerberatung und Information zu ihrer Dienststelle an. Es können Anträge auf Einsicht eigener, ehemaliger Stasi-Akten gestellt werden. kau
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