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Ausbildungs-Botschafter. Axel Schulz ist Schirmherr der diesjährigen Teltower Ausbildungsmesse. Gemeinsam mit der Auszubildenden Anni Drescher und Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt stellte er das Konzept vor.

© Manfred Thomas

Potsdam-Mittelmark: Messe am Limit

Mit 110 Ausstellern ist die 10. Teltower Ausbildungsmesse ausgebucht Sie soll Schülern Lust darauf machen, bei lokalen Firmen ins Berufsleben zu starten

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Teltow - Eigentlich wollte der aus Fürstenwalde stammende Box-Profi Förster werden, heute ist Axel Schulz froh, dass er es nicht geworden ist. „Heute weiß ich, was alles dazugehört. Tiere schießen, die Innereien herausnehmen, das ist nichts für mich“, erklärt der 48-jährige frühere Schwergewichtsprofi.

Schulz ist Schirmherr der 10. Regionalen Ausbildungsmesse in Teltow, die am 21. Januar um 10 Uhr im Oberstufenzentrum an der Potsdamer Straße eröffnet wird. Schulz will junge Menschen motivieren, ihnen Mut zusprechen, sagte er am gestrigen Freitag bei der Vorstellung des Messekonzeptes. „Jeder soll die Chance bekommen, etwas aus dem zu machen, was ihm liegt“, erklärte er. Die Ausbildungsmesse biete den idealen Rahmen, um sich über verschiedene Berufsfelder zu informieren. Vor zehn Jahren begann die Messe im Teltower Rathaus als Experiment. Mit jährlich 4000 bis 5000 Besuchern und erneutem Ausstellerrekord erfreue sie sich Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt zufolge inzwischen sehr großer Resonanz. Sein Kleinmachnower Kollege Michael Grubert (beide SPD) hält sie sogar für wichtig für die Zukunft der Orte. „Wir müssen auf die Wirtschaft achten und darauf, dass die Unternehmen die Fachkräfte bekommen, die sie benötigen“, sagte er.

Auch der Bürgermeister der Stadt Ludwigsfelde, die zum achten Mal Partner der Messe ist, verwies auf die Bedeutung der Leistungsschau für seine Stadt und die Region. Obwohl Ludwigsfelde mit Mercedes Benz oder MTU auf namhafte Unternehmen verweisen kann, werde es für ortsansässige Firmen immer schwieriger, Fachkräfte zu finden, so Andreas Igel (SPD). Von 1000 Ausbildungsplätzen in Ludwigsfelde seien nicht einmal die Hälfte besetzt. „Das ist für einen Wachstumskern eine katastrophale Situation“, mahnte er. Umso wichtiger sei es, den Jugendlichen aufzuzeigen, welche beruflichen Chancen die Region bietet.

Mehr als 110 Aussteller aus zwölf Branchen präsentieren sich in Teltow. Schon vor Anmeldefrist waren Thomas Schmidt zufolge alle möglichen Standplätze der für die Unternehmen kostenfreien Messe ausgebucht. Sowohl das Erdgeschoss als auch die erste Etage des Oberstufenzentrums, das sich selbst mit einem Fachbereich präsentieren wird, sind komplett belegt. Neben der Information über Ausbildungs- und Praktikumsmöglichkeiten bietet die Messe auch Beratungen zu Berufsbildern und zum dualen Studium an. Die 19-jährige Anni Drescher aus Teltow hatte die Messe regelmäßig besucht, beim dritten Mal gab sie vor Ort ihre Bewerbungsunterlagen ab. Statt für ein Studium hatte sich die Gymnasiastin für eine Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten entschieden, die sie nun bei der Stadtverwaltung Teltow absolviert. Anders als etwa ihre Mitschüler, die in großen Verwaltungen nur eingeschränkt Einblick erhalten, könne sie in Teltow alle Bereiche kennenlernen, beschreibt sie neben der Nähe zum Wohnort einen entscheidenden Vorteil. Auch für die Kommunen selbst sei die Messe eine willkommene Leistungsschau. „Wir wollen den jungen Leuten den Weg in die Welt nicht versperren, aber darauf hinweisen, dass es die große weite Welt auch in der Region gibt“, sagte Thomas Schmidt.

Wichtig für die Zukunft sei aber auch die Mobilität, betonte Ludwigsfeldes Stadtchef. 16 000 Menschen würden täglich von und nach Ludwigsfelde pendeln. Das zeige die Bedeutung der Stadt als Arbeitsplatz und Wirtschaftsstandort für die Region. Jedoch müssten die Menschen in die Lage versetzt werden, ihre Arbeitsstätten auch gemeindeübergreifend erreichen zu können. Das gelte insbesondere auf dem Land, erklärte Anja Spiegel, operative Geschäftsführerin bei der Bundesagentur für Arbeit in Potsdam. Bei der Region handele es sich um einen „Wirtschaftsraum mit unglaublicher Vielfalt“, die es zu entdecken gebe. Die kleinen Betriebe wie die Bäcker, Fleischer oder Gastronomen hätten einen sehr hohen Bedarf an Nachwuchs. Dabei seien die Anforderungen, die sich heute an die Berufe stellen, gewachsen. Neue Technologien halten fast überall Einzug, was noch nicht allen klar sei. „Wir müssen die alten Berufsbilder aus den Köpfen bekommen“, so Spiegel. Dass sich die Welt verändert hat, hat auch Axel Schulz festgestellt. Als er kürzlich einen Heizungsmonteur benötigte, kam der zu seiner Überraschung nicht mehr persönlich vorbei, sondern regelte die Sache per Laptop aus der Ferne. „Das fand ich faszinierend“, sagte er.

Schulz wirbt dafür, dass Eltern ihre Kinder zur Messe begleiten. „Sie müssen ihre Kinder unterstützen, mit ihrer Meinung helfen“, erklärte der zweifache Vater. Eine Sportler-Karriere empfehle er allerdings nicht, dazu gehöre neben dem Talent viel Glück, aber wenn eine seiner zehn und sieben Jahre alten Töchter einen solchen Weg einschlagen wollte, werde er sie unterstützen.

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