Aus dem GERICHTSSAAL: „Messias“ muss zurück in die Psychiatrie Taxiräuber drohte mit angeblicher Aids-Spritze
Schwielowsee – In Ferch gab es keine Apotheke. Auch die Apotheke in Caputh war an diesem 10.
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Schwielowsee – In Ferch gab es keine Apotheke. Auch die Apotheke in Caputh war an diesem 10. März 2007 geschlossen. Da dirigierte Frank F. (33, Name geändert) das in Berlin–Kreuzberg bestiegene Taxi zurück nach Ferch. Hier besorgte er sich in einer Tierarztpraxis zwei Einwegspritzen. Eine davon füllte er mit Blut aus seinem Handrücken. Danach forderte der psychisch Kranke, der Taxifahrer solle ihn zurück nach Berlin bringen, dann weiter ins Alt-Bundesgebiet. Sein eigentliches Ziel war Amerika. Der Chauffeur wollte endlich Geld sehen, das hatte Frank F. aber nicht.
Stattdessen drohte er dem Mann, er werde ihn mit Aids infizieren, wenn er nicht spure. Der Fahrer bekam es mit der Angst zu tun. Er stoppte das Taxi, stieg aus und rief Passanten zu Hilfe. Frank F. schwang sich auf den Fahrersitz, gab Gas.Wenig später schoss er am Ku’damm ungebremst über eine Kreuzung, raste in den Gegenverkehr und krachte frontal in ein Fahrzeug. Die Polizei machte der Tour ein Ende und staunte nicht schlecht, als sie in dem Unfallfahrer den seit langem gesuchten, aus der Psychiatrie geflohenen Frank F. erkannte.
Seit Dienstag saß der Drogenabhängige wegen schweren Raubes auf der Anklagebank des Landgerichts (PNN berichteten). Frank F. leidet an einer schizoaffektiven Psychose. Gutachter bescheinigten ihm, zum Zeitpunkt der Tat schuldunfähig gewesen zu sein. Die 1. Große Strafkammer ordnete gestern die Unterbringung des Mannes in einem psychiatrischen Krankenhaus an. Frank F. befand sich seit 1995 bereits mehrfach in stationärer psychiatrischer Behandlung. Im September 2004 verfügte das Landgericht Hildesheim wegen räuberischen Diebstahls, gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr, gefährlicher Körperverletzung und Widerstandes gegen Polizeibeamte – begangen im Zustand der Schuldunfähigkeit – schon einmal seine Unterbringung in der Psychiatrie. Während eines begleiteten Ausgangs am 18. Juni 2006 gelang Frank F. jedoch die Flucht. Neun Monate lang versteckte er sich bei seiner Freundin in Kreuzberg. Dann wurde er erneut von Wahnvorstellungen heimgesucht.
„Ich hatte gerade eine manische Phase meiner Krankheit und war total größenwahnsinnig. Ich dachte, in bin Gott und sei auserkoren, den Weltfrieden einzuläuten“, verlas Verteidiger Steffen Kalauch am ersten Verhandlungstag im Namen seines Mandanten. Sein Plan sei es gewesen, nach Amerika zu fliegen. Dort wollte er mit Arnold Schwarzenegger in Kontakt treten, gar ein Raumschiff mit ihm bauen. Mit dem wollte er in Israel landen und als Messias die Welt retten.
Doch der Weg nach Amerika ist weit und teuer. Geld hatte Frank F. nicht, aber eine Idee, wie er dazu kommen könne. Er wollte Freunde und Bekannte anpumpen. Um mobil zu sein, brauchte er das Taxi. Am Geldautomaten der Raststätte Michendorf wollte er angeblich eine gewisse Summe abheben. Stattdessen stahl er Hosenträger. „Ich möchte nicht ewig in so einem untergebrachten Zustand leben“, erklärte Frank F. vor dem Urteilsspruch. Doch noch geht – laut Gutachten – eine Gefahr von ihm aus. Hoga
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