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Potsdam-Mittelmark: Michendorf auf Rädern

Gemeinde erörtert Einsatz eines werbefinanzierten Kleinbusses – für Rentner, Sportler und Privatleute

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Michendorf - Michendorfs Senioren sind ein geselliges Völkchen: Wenn sie sich zum Tanz treffen oder zu Ausflügen starten, werden gleich mehrere Autos voll. Künftig könnten sie Fahrgemeinschaften bilden: im ersten öffentlichen Kleinbus der Großgemeinde. Wenn der auf Reisen geht, ist nicht nur Michendorf drin, sondern auch außen dran – denn finanziert werden soll das Gefährt aus Werbeeinnahmen. Das Konzept sieht vor, dass hiesige Betriebe den Bus bezahlen und dafür ihr Logo auf der Karosserie unterbringen dürfen. Im Sozialausschuss ist das Vorhaben jetzt erörtert und positiv bewertet worden.

Seit 1992 vermittelt die Firma Mobil-Marketing aus dem niederbayerischen Deggendorf Fahrzeuge als Vereinsmobile, Bürgerbusse oder öffentliche Transporter, bislang hat das Unternehmen laut eigenen Angaben mehr als 1000 solcher Gefährte von Unternehmen überall in Deutschland finanzieren lassen. Mobil-Marketing kauft das Fahrzeug – einen Kleinbus, Transporter oder Kastenwagen – und bietet nach umfangreicher Beratung den ortsansässigen Firmen eine Werbefläche für das Firmenlogo an. Erst wenn das Auto auf diesem Wege vollständig finanziert ist, wird es übergeben. „Kosten entstehen unseren Kunden nicht – und das Fahrzeug geht sofort in ihren Besitz über“, erläuterte Firmeninhaber Werner Riedel seine Philosophie gestern gegenüber den PNN. Andere Marketing-Firmen würden eher auf Leasing oder Finanzierung setzen, doch dies berge unnötige Risiken. „Wenn wir pleitegehen sollten, gehört dem Kunden trotzdem das Fahrzeug“, so Riedel. Und genug Sponsoren zu finden, das sei in einer 11 500-Einwohner-Gemeinde wie Michendorf kein Problem.

Überzeugt von dem Konzept gab sich in der Sitzung des Sozialausschusses Gemeindevertreter Gerd Sommerlatte (UWG): „Nach fünf Jahren kann das Auto sogar gegen ein neues ausgetauscht werden“, sagte er. Damit sei der „Bürgerbus“ auch weit weniger reparaturanfällig. Als Vorsitzender des Fördervereins der Freiwilligen Feuerwehr Wilhelmshorst hat Sommerlatte sich mit diesem Thema beschäftigt, die Kameraden waren auf der Suche nach einem Kleinbus für ihre Jugendwehr. Man wurde sich schnell einig, dass die Idee für ein Groß-Michendorfer Gemeinschaftsfahrzeug noch besser geeignet wäre. Die Gemeinde wird nur Versicherung und Steuern zahlen, für den Sprit kommen die Nutzer auf. Fahren darf den Neun-Sitzer jeder, der einen Autoführerschein hat, genutzt werden könnte der Bus von Vereinen, Sportlern, Rentnern und sogar Bürgern, die ihn privat für einen Ausflug brauchen.

Auch der Michendorfer Seniorenbeirat will die Idee vorantreiben. „Es geht nicht um den Einsatz eines Linienverkehrs“, stellte Fresdorfs Ortsvorsteher Karl-Heinz Schmidt klar. Denn die Bus- und Bahnverbindungen in Michendorf seien relativ gut. Wenn Rentnergruppen aber mal zum Theater nach Potsdam oder zum Spargelessen nach Beelitz wollen, könnte man solch ein Sonderfahrzeug gut gebrauchen. Der Sozialausschuss kam zu dem Ergebnis, dass der Bedarf für einen solchen Bürgerbus in Michendorf vorhanden ist. Da der Gemeinde dabei keine Risiken entstehen, solle das Projekt weiterverfolgt werden.

Etwas Ähnliches gibt es hier übrigens schon: Der Edeka-Markt in der Luckenwalder Straße bietet seit einem halben Jahr einen „Hol- und Bring-Service“ an. Ein Markt-Mitarbeiter holt die vorwiegend älteren Kunden vor der Haustür ab und fährt sie für eine Sprit-Pauschale von drei Euro zum Supermarkt. Nach dem wöchentlichen Einkauf werden sie mitsamt der vollen Einkaufstüten zurück nach Hause gebracht. Thomas Lähns

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