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Am Freitag soll der Bahnhof Michendorf versteigert werden.

© A. Klaer

Bahnhofskauf: Michendorf schmiedet Allianzen mit Investoren

Am Freitag entscheidet sich, wer den Bahnhof in Michendorf bekommt: Die Gemeinde selbst oder ein privater Käufer. Nun versucht die Gemeinde, Einfluss zu üben.

Michendorf - Der Countdown läuft: Bei einer Versteigerung am Freitagmittag soll sich entscheiden, wer der künftige Besitzer des sanierungsbedürftigen Bahnhofs Michendorf wird. Vorab hat die Gemeinde bereits versucht, das Ergebnis zu ihren Gunsten zu beeinflussen.

Bei der Gemeinderatssitzung am 13. März wurden einige Grundvoraussetzungen beschlossen, die ein privater Käufer des Bahnhofs zu erfüllen hätte: Er müsste innerhalb eines Jahres die Brandschutzauflagen für den Bahnhof einhalten, innerhalb von zwei Jahren die Baugenehmigung sichern und innerhalb der darauffolgenden drei Jahre das Gebäude so sanieren, dass anschließend alle Flächen vermietet werden können.

Höchstgebot der Gemeinde Michendorf ist geheim

Diese Auflagen hatte Michendorfs Bürgermeister Reinhard Mirbach an alle ihm bisher bekannten privaten Interessenten geschickt, um mit ihnen vor der Versteigerung eine notarielle Vereinbarung zu treffen. Gegenüber den Interessenten, die sich mit den Auflagen einverstanden erklärten, werde die Gemeinde auf ihr Gebot verzichten, so lautete der Vorschlag. Sofern sich kein höher bietender Investor fände, ginge das Bahnhofsgebäude somit automatisch an einen der Bieter, die den Bahnhof gemäß den Gemeindeauflagen gestalten würden. Bei welcher Summe das Höchstgebot der Gemeinde liegen werde, sei allerdings noch geheim, sagte Mirbach am Mittwoch.

Der Michendorfer Bürgermeister würde es bevorzugen, wenn ein privater Investor ab Freitag Eigentümer des Bahnhofs wird. „Der Betrieb wäre für einen privaten Käufer wirtschaftlicher, da er bestimmte Auflagen nicht erfüllen müsste“, so Mirbach. Im Vordergrund steht für den Bürgermeister allerdings, dass die bisherige Nutzung des Gebäudes erhalten bleibt und niemand von den bisherigen Mietern sein Geschäft räumen muss.

Der Bahnhof sei zu wichtig für die Gemeinde, um es Risiken eines privaten Investors auszusetzen

Petra von Dorsten, die Vorsitzende der Michendorfer Grünen, bezweifelt, dass die Vorvereinbarungen mit potenziellen Käufern des Bahnhofs den bisherigen Mietern diese Sicherheit geben können. „Das ist zwar eine nette Idee gewesen, aber aus meiner Sicht sind wir dadurch nicht ausreichend rechtlich abgesichert.“ Nur wenn die Gemeinde den Bahnhof selbst kaufe, habe sie die Gewissheit, dass er nach ihren Vorstellungen saniert und genutzt werde. „Ich unterstelle keinem der Investoren bösen Willen, aber es kann ja immer passieren, dass das Geld ausgeht oder jemand stirbt“, sagt von Dorsten. Was in solchen Fällen mit dem Bahnhof passieren würde, sei in der Vereinbarung jedoch nicht festgeschrieben. Angesichts der zentralen Lage des Bahnhofs sei das Gebäude zu wichtig für die Gemeinde, um es den Risiken auszusetzen, die ein Betrieb durch einen privaten Investor mit sich brächte.

Auch dem Michendorfer SPD-Vorsitzenden Volker-Gerd Westphal wäre es lieber, die Gemeinde würde das Bahnhofsgebäude erwerben. „Ich glaube einfach nicht, dass wir jemanden verpflichten können, das Gebäude dauerhaft unseren Vorstellungen entsprechend zu gestalten“, sagt Westphal. Sollte das Gebäude letztlich an einen privaten Investor gehen, würde er es allerdings bevorzugen, wenn es zumindest ein ortsansässiger wäre.

Bahnhofsgebäude steht unter Denkmalschutz

Reinhard Mirbach wollte auf Nachfrage keine Auskunft darüber geben, wie viele Interessenten sich bereits mit den Gemeindeauflagen einverstanden erklärt hätten. Bisher ist von dem Projektentwickler Jürgen Stoye bekannt, dass er die Vereinbarung unterschrieben hat. Stoye hat bereits mehrere Immobilien in Michendorf gekauft und saniert, darunter das Volkshaus. Der Wildenbrucher versichert, das Bahnhofsgebäude nach dem Konzept der Gemeinde gestalten zu wollen. „Ich möchte, dass alle alten Mietverträge erhalten bleiben und nur eine relativ einfache Sanierung vorgenommen wird, damit die Mietpreise sich nicht erhöhen“, sagt Jürgen Stoye. Die Bahnhofsgaststätte solle ebenso wie die psychotherapeutische Praxis im Gebäude verbleiben. Daneben sollen unter anderem soziale Organisationen und eine Yogaschule einziehen.

Das Bahnhofsgebäude, dessen Bau im Jahr 1913 beendet wurde, steht unter Denkmalschutz und liegt im Sanierungsgebiet. Die Gemeinde hat in solchen Fällen grundsätzlich ein Vorkaufsrecht, das aber nur greift, „wenn das Wohl der Allgemeinheit dies rechtfertigt“. Private Investoren können das Gebäude kaufen, wenn sie vorher der Gemeinde gegenüber ihre Nutzungsabsichten darlegen.

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