Fraktionsspitzen haben sich auf Erwerb geeinigt: Michendorf will den Bahnhof kaufen
Das Bürgerbegehren für den Kauf des Michendorfer Bahnhofs ist nicht zulässig. Dennoch spricht sich nun die Mehrheit der Gemeindevertreter für den Kauf aus.
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Michendorf - Im Ringen um den Michendorfer Bahnhof gibt es eine überraschende Wende: Am heutigen Montag wird wohl die Mehrheit der Gemeindevertreter für den Kauf des Gebäudes stimmen. Donnerstagabend haben sich CDU, SPD, Grüne, FDP und Linke auf einen entsprechenden Antrag geeinigt.
Noch vor wenigen Tagen galt ein Bürgerbegehren zum Kauf des Bahnhofs mit seinen 1759 Stimmen als gekippt: Die Kommunalaufsicht hatte es aufgrund eines Formfehlers – einer unzureichenden Angabe zur Finanzierung – für unzulässig erklärt. Die Gemeindevertreter hat das Votum dennoch zum Einlenken bewegt, für die Initiatoren des Bürgerbegehrens ein Riesenerfolg: „Wir sind froh über die Kompromissbereitschaft der Gemeindevertreter“, sagt Jürgen Rose. Er sei erleichtert gewesen, als er am Freitagmorgen von Bürgermeister Reinhard Mirbach (CDU) über den Kaufantrag informiert wurde.
Sorge vor zu hohen Kosten
Die vergangene Woche sei eine Berg- und Talfahrt gewesen. „Am Montag war die Enttäuschung groß, am Dienstag haben wir sie verdaut und über Alternativen nachgedacht“, gestern dann der Anruf. Dass einige Fraktionen, allen voran die CDU, dem Kauf des Bahnhofes bisher skeptisch gegenüberstanden, lag vor allem an der Sorge vor zu hohen Kosten. Die Bahn wollte zuletzt rund 300 000 Euro für das sanierungsbedürftige Gebäude, laut einem Gutachten der Gemeinde liegt der Wert bei 114 000 Euro. Auch die Sanierungskosten wurden als nicht kalkulierbares Risiko eingeschätzt.
Jetzt hat sich der Wind gedreht: Ihre Zustimmung knüpft die CDU dennoch an Bedingungen, die am Donnerstag von der Mehrheit der Fraktionen mitgetragen wurden. So soll der Kaufpreis nicht den Wert des Bahnhofes überschreiten. Mit der Bahn müsse vereinbart werden, wer für was künftig zuständig sei und welche Folgekosten auf die Gemeinde zukommen. Laut Mirbach gehe es dabei unter anderem um Winterdienst oder das Entfernen von Graffitis.
Vorbild Bad Belzig
Die CDU schlägt vor, ein öffentliches Interessenbekundungsverfahren zu starten. Damit wolle man Ideen für die künftige Nutzung des Bahnhofes sowie für seine Sanierung sammeln. Mirbach verweist auf das Beispiel in Bad Belzig. Den Bahnhof kauften die Belziger Stadtwerke, mehrere Mieter mit ihrem Serviceangebot haben das Gebäude wiederbelebt.
Die Bahn hatte bisher die Gemeinde Michendorf als Käufer favorisiert. Da es bisher keine Mehrheit dafür gab, sollte das Haus im Sommer versteigert werden.
Eva Schmidt
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