Potsdam-Mittelmark: Michendorfer Schüler sollen nach Beelitz Stückener Eltern müssen sonst Fahrgeld zahlen
Michendorf / Beelitz - Das Tauziehen zwischen Michendorf und Beelitz um die Schüler in der Region geht wieder los. Aktuell gibt es Ärger über das jüngste Ü-7-Auswahlverfahren, bei dem sich angehende Siebtklässler in der Region für ihre neuen Lernorte entscheiden müssen.
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Michendorf / Beelitz - Das Tauziehen zwischen Michendorf und Beelitz um die Schüler in der Region geht wieder los. Aktuell gibt es Ärger über das jüngste Ü-7-Auswahlverfahren, bei dem sich angehende Siebtklässler in der Region für ihre neuen Lernorte entscheiden müssen. Der Landkreis hat Eltern aus dem Michendorfer Ortsteil Stücken angeschrieben und ihnen empfohlen, ihre Kinder nach Beelitz zu schicken. Ansonsten, heißt es in dem Schreiben, müssten sie zusätzlich anfallende Schülerfahrkosten selbst bezahlen.
Das Problem: Auch sieben Jahre nach der Gemeindegebietsreform ist das kleine Dorf Stücken immer noch nicht richtig in der Großgemeinde Michendorf angekommen – obwohl auf kommunaler Ebene alles dafür getan wird. Aber nach wie vor haben die Stückener eine Beelitzer Vorwahl und nach wie vor befindet sich der Ort im Beelitzer Nahverkehrs-Tarifbereich. Dadurch ergeben sich höhere Kosten für den Schülerverkehr innerhalb einer Gemeinde: Eine Monatskarte für den elf Kilometer langen Schulweg von Stücken nach Wilhelmshorst koste laut Kreisverwaltung 40,70 Euro. Für den zehn Kilometer langen Schulweg nach Beelitz hingegen würden nur 30 Euro fällig. Der Landkreis übernimmt zwar die Fahrkosten – allerdings nur bis zur nächstgelegenen Schule. Entscheiden sich die Stückener Eltern, ihr Kind auf die Oberschule nach Wilhelmshorst zu schicken, müssen sie den Differenzbetrag von 10,70 Euro an den Landkreis zahlen.
Bislang habe es noch nie Diskussionen darüber gegeben, Stückener Schüler nicht mehr in Wilhelmshorst zu unterrichten, sagte Oberschulleiter Peter Fuchs den PNN. Die Stückener Eltern hätten mit „Befremden“ auf das Schreiben des Kreises reagiert, sagte er. Betroffen sind laut Kreisverwaltung in diesem Jahr vier Schüler. Dass im vergangenen Jahr Entfernung und Tarifbereiche noch keine Rolle bei der Kostenerstattung für die Stückener Schüler gespielt hatten, führte die Kreisverwaltung auf einen Bearbeitungsfehler zurück, „der für das kommende Schuljahr korrigiert wurde“, wie auf PNN-Anfrage mitgeteilt wurde.
Michendorfs Bürgermeisterin Cornelia Jung (parteilos) sprach gestern von einem falschen Signal, wenn Schüler aus einer Gemeinde für den Schulbesuch in eine andere gelockt werden würden. Zwar hätte die Oberschule in Wilhelmshorst im Moment keine Not, ihre siebenten Klassen voll zu bekommen, „aber wenn die Stückener Eltern mehr bezahlen sollen, wird es sich herumsprechen – und irgendwann könnte es für unsere Oberschule entscheidend sein“, so Jung. Sie forderte, die Regelung zu überarbeiten. Notfalls müsse die Gemeinde einspringen, wenn sich Eltern die zusätzlichen Fahrkosten nicht leisten können.
So gut wie jedes Jahr kommt es zum Konkurrenzkampf um die Schüler zwischen Michendorf und Beelitz. Bislang war es hauptsächlich um die weiterführenden Schulen gegangen. Sollte sich bei den Eltern in Stücken der Trend durchsetzen, ihre Kinder künftig auch auf das Sally-Bein-Gymnasium nach Beelitz statt auf das hiesige Wolkenberg-Gymnasium zu schicken, verliert die Gemeinde nicht nur Abiturienten, sondern muss auch noch Geld dafür zahlen. Laut Haushaltssatzung des Kreises wird eine „differenzierte Kreisumlage“ fällig, die dann jenen Kommunen zugute kommt, die Schüler von außerhalb in ihren weiterführenden Schulen aufnehmen. Beelitz könnte damit doppelt gewinnen. Thomas Lähns
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