Potsdam-Mittelmark: Mietvertrag für alten Grenzturm
Förderverein „Checkpoint Bravo“ bekommt Denkmal zur Geschichtsaufarbeitung
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Förderverein „Checkpoint Bravo“ bekommt Denkmal zur Geschichtsaufarbeitung Kleinmachnow. Für den letzten verbliebenen Zeugen, dass einst zwischen Drewitz und Dreilinden der Eiserne Vorhang hing, gibt es jetzt eine Zukunft. Der Wachturm an der A 115, der Jahrzehnte den „Checkpoint Bravo“ markierte, soll eine Stätte der „historischen Aufarbeitung und politischen Bildung werden“. Ideen und Konzepte dafür hat der Förderverein „Checkpoint Bravo“ schon seit seiner Gründung vor fünf Jahren in der Schublade. Was fehlte, war ein Nutzungsvertrag für den unter Denkmalschutz stehenden Turm. „Es spricht nichts dagegen, in den nächsten Tagen zu einem Vertragsabschluss zu gelangen. Wir sind sehr zuversichtlich“, verheißt jetzt Peter Boelger, Vorsitzender des Fördervereins. Der Verein, zu deren Gründungsmitgliedern die beiden amtierenden Gemeindevertreter Viktoria Brammer und Harry Hartig gehören, verhandelt seit einem halben Jahrzehnt um die Nutzung des Grenzturms, der Eigentum der Europarc Gesellschaft ist, die seit dem Fall der Mauer auf dem Areal des einstigen Kontrollpunktes einen Gewerbepark entwickelt. „Bislang gab es einen Interessenten für das Gesamtgrundstück im Umfeld des Grenzturms“, begründet Europarc-Marketingchefin Katrin Albern gegenüber den PNN die zögerliche Haltung. Lange Zeit hatte ein Multiplex-Kino-Betreiber die Option auf das Grundstück. Die Hoffnung auf eine Ansiedlung hat sich nicht erfüllt – was dem Förderverein „Checkpoint Bravo“ nun einen Mietvertrag beschert. Dieser habe zudem sein Konzept für eine Erinnerungs- und Begegnungsstätte überarbeitet. Die ursprünglichen Pläne sahen neben einem Café und einem ständigem Ausstellungsraum in dem Turm auch in dessem Umfeld eine Dokumentation vor. Alte Kontrollbaracken als Ausstellungsräume, Stacheldraht und ein Stück Mauer hätten plastisch veranschaulichen können, was diesen Ort einst ausmachte. „Doch gilt unsere Kraft und Konzentration zunächst nur dem Turm“, betont Boeger. Der Vertrag, mit dem die Europarc-Gesellschaft dem Förderverein den Grenzturm mietfrei überlassen will, ermöglicht es dem „Checkpoint Bravo e.V.“, Fördermittel zu beantragen. Denn die Sanierung des maroden Bauwerkes, der bisher nur provosorisch geschützt wird, ist mit 90 000 Euro ein teures Unterfangen. Allein die Erschließung mit Strom und Wasser wird 30 000 Euro kosten. Neben Baufirmen, die bereits Interesse an der Umsetzung des Projektes gezeigt hätten, gebe es „vorsichtige Zeichen, öffentliche Mittel zu bekommen“, sagt Boeger. Die Kosten könnten allerdings reduziert werden, sollten Berufsschüler aus dem Bauhandwerk mit in das Projekt einbezogen werden. Eine solche Idee hatte bereits Brandenburgs Bildungsminister Steffen Reiche vorgeschlagen, als er sich vor einigen Monaten über die Idee der Begegnungsstätte informierte. Zu wie viel geschichtlicher Aufarbeitung der „Checkpoint Bravo e.V.“ fähig ist, demonstrierte er im November 1999 zum 10. Jahrestags des Mauerfalls. Mit einer viel beachteten Ausstellung über die einstige Grenzübergangsstelle Drewitz/Dreilinden wurde der Alltag an der Nahstelle zwischen Ost und West dokumentiert. Fotos, Dokumente und Modelle des Kontrollpunkts provozierten unliebsame Erinnerungen und tragische Momente sowie ein Stück deutsch-deutscher Geschichte. Inzwischen plant der Förderverein eine Neuauflage der Ausstellung, die „professionell bearbeitet wurde und mehr kommentiert, was zu sehen ist“, so Boeger. sk/pek
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