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Potsdam-Mittelmark: Ministerinnen im bitter-süßen Praxis-Test

Anette Schavan und JohannaWanka bei den Ernährungsforschern in Bergholz-Rehbrücke

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Nuthetal - Sie habe einen „massiven Eindruck“ bekommen, warum Wasser manchmal süß schmeckt, meint Johanna Wanka. Ihre Minister-Kollegin Anette Schavan bestätigt das mit leicht verzogenem Mund, denn bei ihr wirkte das ursprünglich Bittere der Geschmacksprobe nachhaltiger. Die bitter-süße Erfahrung der Bundes- und Landes-Forschungsministerinnen Schavan und Wanka kennzeichnete den ganz praktischen Erlebniswert ihres gestrigen Arbeitsbesuches im Institut für Ernährungsforschung Bergholz-Rehbrücke.

Vorrangiger Grund des hohen Besuchs war eine Präsentation von Institutsdirektor Hans-Georg Joost, „was wir mit dem Geld machen, das von Bund und Land kommt“. Das sind neben den jährlichen elf Millionen Euro Grundbudget in diesem Jahr weitere 1,8 Millionen Euro für Projekte in der Diabetes- und Geschmacksforschung. Das Geld ist gut angelegt: Forscher des Instituts hatten kürzlich zwei Risiko-Gene entdeckt, die für Übergewicht und Diabetes mitverantwortlich sind. Typ-2-Diabetes, die sogenannte Alterszuckerkrankheit, komme wie eine Welle auf unsere Gesellschaft zu, so Ernährungsforscher Joost. „Wie ein Tsunami!“ Als Frühwarnsystem haben die Forscher in Bergholz-Rehbrücke einen Diabetes-Risiko-Test entwickelt, an dessen Ende der Nutzer individuelle Ernährungsempfehlungen erhält, die das Gefahrenpotenzial reduzieren. Mit der Online-Version des Tests kann jeder diesen Checkup selbständig durchführen, auch die AOK sowie Hausärzte bieten die Befragung an.

Für künftige Therapie- und Präventionsansätze haben die Wissenschaftler des Instituts im vergangenen Jahr einen entscheidenden Beitrag geleistet: Sie haben die Mutation eines Gens identifiziert, die vor Übergewicht und Diabetes schützt. Bislang sind nur sehr wenige von mehr als vermutlich 100 Genen bekannt, die bei Diabetes eine Rolle spielen. Ihre Erkenntnisse haben die Wissenschaftler durch Tierstudien an Mäusen gewonnen. „Die Maus ist dem Menschen genetisch sehr ähnlich“, erfuhren Wanka und Schavan gestern im Forschungslabor, wo ihnen zwei Forschungsexemplare vorgestellt wurden: eine dicke und eine dünne Maus.

„Unsere Grundlagenforschung soll erkennbar der Gesundheit dienen", unterstrich Joost gegenüber den Ministerinnen die Ausrichtung des Instituts. Das gelte auch für die Geschmacksforschung, in der die Rehbrücker – wie auch in der Diabetes-Forschung – Weltspitze sind. Zu einem mit Bundesmitteln geförderten Projekt zählt die Identifizierung von Salzgeschmacksverstärkern. Zwar ist Kochsalz wichtig für den Betrieb bestimmter Körperfunktionen, doch übersteigt die von vielen Deutschen viel zu hoch genossene Dosis die physiologischen Bedürfnisse um ein Vielfaches. Die Folge: Bluthochdruck und ein erhöhtes Herzinfarktrisiko. Ein Forscherteam in Rehbrücke sucht daher nach natürlichen Mitteln, die den Geschmack von Salz verstärken.

Dass die Wissenschaftler in Bergholz-Rehbrücke ihr Handwerk verstehen, belegt ihr weltweit geachtetes Renommee. Gestern hat ein 60-minütiger Schnelldurchlauf durchs Institut genügt, um Bundesforschungsministerin Schavan loben zu lassen: „Wir haben hier ein Flaggschiff der Kombination von Forschung und Gesundheit und einen hervorragenden Forschungsstandort.“ pek

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