Potsdam-Mittelmark: Mirbach und Maaß machen mobil
Der Wahlkampf in Michendorf lässt den Wechsel greifbar werden: Diskussionsrunde im Apfelbaum
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Michendorf – Zwei Kandidaten, über 250 Zuhörer – und jede Menge Fragen. Eines haben Christian Maaß (SPD) und Reinhard Mirbach (CDU) schon vor der anstehenden Bürgermeisterwahl in Michendorf am 11. September geschafft: Statt Politikverdrossenheit herrscht zurzeit reges Interesse am kommunalen Geschehen. Auf einer Veranstaltung der Heimatzeitschrift „Märkischer Bogen“ am Mittwochabend trafen die beiden Kandidaten erstmals offiziell aufeinander, das Gemeindezentrum Zum Apfelbaum war bis auf den letzten Platz gefüllt.
Die ehrenamtliche Redaktion hatte neben den beiden Anwärtern auf den Bürgermeisterstuhl zwar auch Amtsinhaberin Cornelia Jung (parteilos) eingeladen. Die ist jedoch seit März krankgeschrieben und seit dieser Woche zur Kur. Erst im September werde sie wieder genesen sein, hatte Jung unlängst schriftlich mitgeteilt. „Das ist bedauernswert und nicht in Ordnung“, monierte Moderator Dieter Hermann. Allerdings hat es den möglichen Wechsel in Michendorf noch greifbarer gemacht.
Schon die Wahl zwischen Maaß und Mirbach dürfte für viele Bürger nicht leicht werden. Zwar erhält der in Wilhelmshorst wohnende Mirbach, der seit drei Jahren Chef des Michendorfer Gemeinderates ist, eine breite Unterstützung aus dem politischen Raum (PNN berichteten). Doch konnte Maaß, der zurzeit in Potsdam lebt und bis Jahresanfang noch weitgehend unbekannt in der Gemeinde war, am Mittwochabend Boden gut machen. Souverän beantwortete er die Fragen und zeigte, dass er selbst auf die kleinsten Probleme in Michendorf Antworten weiß. Die Tatsache, dass der gebürtige Premnitzer von außen kommt, konnte er sogar als Vorteil verkaufen: „Die Situation in Michendorf hat etwas von einer zerrütteten Beziehung“, sagte er. Das Band zwischen der Bürgermeisterin und jenen, die sie vor acht Jahren noch unterstützt haben, sei zerrissen. Maaß forderte einen „generellen Neuanfang“.
Der Wohnort wird wohl das deutlichste Unterscheidungskriterium zu seinem CDU-Kontrahenten bleiben. Beide Kandidaten sind etwa gleich alt (Maaß ist 40, Mirbach 42), beide verfügen über langjährige kommunalpolitische Erfahrungen als Abgeordnete. Und auch fachlich sind sowohl der SPD- als auch der CDU-Mann ausgewiesene Experten: Der eine als Politik- und Verwaltungswissenschaftler und ehemaliger Dozent an der Uni Potsdam, der andere als Diplom-Verwaltungswirt und „Master of Arts“ im Bereich Personalentwicklung.
Selbst bei der Parteizugehörigkeit verschwimmen die Grenzen: Der Sozialdemokrat Maaß gab sich als bekennender Katholik noch konfessioneller als der Christdemokrat Mirbach – die „Bewahrung der Schöpfung“ nannte Maaß als zentrales Ziel im Bereich Umweltpolitik. Unterdessen empfahl sich der CDU-Kandidat als sozialer Chef im Rathaus, der seine Mitarbeiter mitnehmen möchte, sich aber auch vor sie stellen und Verantwortung übernehmen werde. Nicht einmal die von einem Zuhörer geforderte Abgrenzung zur Linkspartei fiel so klar aus, wie man es erwartet hätte: „Die Haltung meiner Partei ist eindeutig“, so Mirbach, „doch in der Gemeinde werde ich gute Vorschläge von Linkspolitikern nicht ablehnen.“
Dass die Kommune eine eigene Welt ist und man sich von der eigenen Partei nicht hineinreden lasse, machten beide deutlich: Mirbach, indem er erneut entgegen der Haltung der Landes-CDU ein erweitertes Nachtflugverbot am Großflughafen Schönefeld forderte, Maaß, indem er unterstrich, dass es keine Vorgaben der SPD an ihre Bürgermeister gebe. Für ihn ist die Abgrenzung zur Landes-Partei besonders wichtig – immerhin hat die SPD-geführte Regierung in Potsdam die Abkopplung Michendorfs von der Regionalbahnlinie 22 zu verantworten. Und sie lehnt im Flugroutenstreit weiter eine Aufnahme Michendorfs in die Fluglärmkommission ab.
Die Fragen der Bürger waren so unterschiedlich wie die Michendorfer Ortsteile: Wann wird die Gemeinde ein Leitbild entwickeln, wie kann man die Ortsvorsteher wieder zusammenbringen, wie geht es mit dem Bahntunnel in Wilhelmshorst weiter? Geduldig gaben die Kandidaten Antwort, der eine ausschweifender als der andere. Als nach der Zukunft der Teltomat-Brache gefragt wurde, brachte Reinhard Mirbach es auf den Punkt: „Es wird meine Aufgabe sein, das Gespräch mit dem Eigentümer zu suchen – und ihn notfalls zu verklagen.“
Trotz der starken Präsenz von Maaß und Mirbach am Mittwochabend gab es noch etwas Unterstützung für Cornelia Jung: Es sei doch eine Menge erreicht worden in ihrer Amtszeit, bemerkte ein Mann aus dem Publikum und setzte hinzu: „Sie hat Erfahrung als Bürgermeisterin und gehört keiner Partei an.“ Ob das den Wahlkampf ersetzen kann, wird sich am 11. September zeigen.
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