Potsdam-Mittelmark: Mission im Kalten Krieg
Opfer-Gedenktafel auf dem Südwestkirchhof
Stand:
Stahnsdorf - Anlässlich der vor 60 Jahren in Potsdam gegründeten Militärverbindungsmission der Alliierten wurde am vergangenen Samstag eine Gedenktafel an der britischen Kriegsgräberanlage auf dem Südwestkirchhof in Stahnsdsorf eingeweiht. Zum einen sollen damit die Opfer der Militärmission in der DDR geehrt werden. Zum anderen würdigen die Briten damit die enge Zusammenarbeit mit der evangelischen Landeskirche, insbesondere bei den jährlichen Gedenkfeiern für 1 176 in Stahnsdorf beigesetzten britische Soldaten des ersten Weltkrieges.
Bei den Verbindungsmissionen handelte es sich um ein Relikt der Nachkriegszeit, mit denen die vier Siegermächte noch bis 1990 ihre Vorrechte im besiegten Deutschland in Anspruch nahmen. Die Gründung der Missionen beruhte auf dem „Abkommen über die Kontrolleinrichtungen in Deutschland“ vom 14.November 1944. Dieses sah u.a. die Akkreditierung von Militärs bei den jeweiligen Oberkommandos der künftigen Besatzungsmächte vor, um im besiegten Deutschland die Kommunikation zwischen den Führungsebenen der alliierten Streitkräfte zu sichern. Dabei unterhielten die drei Westmächte ihre Missionen in Potsdam, die Sowjetunion setzte ihre Mitarbeiter in der Bundesrepublik ein.
In der Anfangszeit überwachten alle Missionen die Erfüllung der in der Potsdamer Konferenz getroffenen Absprachen hinsichtlich der Entwaffnung und Demilitarisierung Deutschlands. Weitere Aufgabe war die Wahrnehmung der Interessen ihrer Staatsbürger, die so etwas wie diplomatischen Status besaßen.
Vor dem Hintergrund der Gründung der Militärbündnisse – NATO und Warschauer Pakt – drängte sich die nachrichtendienstliche Nutzung der Missionen förmlich auf: sie wurden ein Instrument der militärischen Aufklärung. Hauptaufgabe der westlichen Missionen in den 50er und 60er Jahren war das rechtzeitige Erkennen und die Vorwarnung vor einem sowjetischen Überraschungsangriff. In den letzten zwei Jahrzehnten lag der Schwerpunkt im Erkunden militärtechnischer Neuheiten. Der gesamte westliche Aufklärungsapparat im Bereich der Missionen umfasste einige Hundert Mann. Für die Überwachung der westlichen Missionen in der DDR war ab 1955 das Ministerium für Staatssicherheit zuständig. Auch wenn sich das DDR-Regime ab Mitte der 60er Jahre mit der Existenz der Verbindungsmissionen arrangierte, suchte es deren Tätigkeit weiterhin vehement einzuschränken – notfalls auch mit Gewalt.
An der feierlichen Einweihung der Gedenktafel nahmen 50 Teilnehmer aus Großbritannien teil, darunter ehemalige Mitarbeiter der Militärmission in Potsdam. pek
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: