Potsdam-Mittelmark: Mit Biermeile und Werder-Kaufhaus
Starkoch Ronny Pietzner und Bürgermeister Werner Große stellten Konzept der Bismarckhöhe vor
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Werder - Die anfänglich kalkulierten 3,8 Millionen Euro für die Sanierung der Bismarckhöhe könnten knapp werden: Bürgermeister Werner Große (CDU) und der neue Betreiber der Höhengaststätte, RBB-Fernsehkoch Ronny Pietzner, stellten der Presse gestern Eckpunkte des Konzeptes für den traditionsreichen Standort vor. Völlig verfallen hatte die Stadt die Bismarckhöhe im Jahr 2002 erworben. Seitdem laufen dort die Bau arbeiten – besonders in den vergangenen drei Jahren wurde an dem maroden Gebäudeensemble viel gebaut. Mittlerweile bewegen sich die Investitionen bei rund 3 Millionen Euro.
Die Zukunft des traditionsreichen Gaststättenstandorts nimmt nun Konturen an. Im September wurde Ronny Pietzner als neuer Betreiber vorgestellt – er war einziger Bewerber eines Interessenbekundungsverfahrens. Die Sanierung des Großen Saals soll bis zum Baumblütenball am 27. April abgeschlossen sein. Dann wird noch Pietzners Cateringfirma das Buffet bestücken. Mit dem Neubau des eingestürzten, kleinen Restaurantsaals nebenan soll dann eine völlig neue Küche dahinter entstehen – auf 300 Quadratmeter Größe will man allen Ansprüchen gerecht werden, wie der in Sputendorf gebürtige Starkoch gestern versprach. Der 800 Menschen fassende, stuckverzierte Ballsaal soll als Stadthalle, für Theater und Konzerte, Tagungen und Präsentationen verfügbar sein. Pietzner sprach davon, dass hier auch feste Veranstaltungsreihen etabliert werden. Zur Jahresmitte werde mit der Vermarktung begonnen.
Nächster gastronomischer Baustein wird die frühere Kegelbahn am Seitenhang der Anlage. Als besondere Attraktion sind hier eine „Biermeile“ mit acht Zapfsäulen und einem Schorlebereich geplant, wo sich die Kundschaft selbst bedienen kann. Für einen festen Obolus kann man zudem an der „Kugellaufbahn“ zugreifen, auf der am laufenden Band Erbsensuppe, Haxe mit Rahmsauerkraut oder Sülze mit Kräutersauce defiliert. Ein Pavillon mit Steinbackofen ist für den Panorama-Biergarten geplant. Und für wen der Ausblick noch nicht reicht, gibt es auf dem Dach des Pavillons eine Terrasse.
Viel Publikum erhofft sich der neue Betreiber durch ein etwa 600 Quadratmeter großes Kaufhaus mit regionalen Produkten – von der Sanddornmarmelade bis zum Obstschnaps, von Spargelspezialitäten bis zum Kürbiskernbrot. „Hausmannskost auf hohem Niveau“, lautet das Motto. Die Bismarckhöhe soll hier auf Etiketten und Verpackungen zur Marke werden. Am Wochenende sind thematische Schaukochen geplant. Auch das regionale Handwerk soll sich in dem Kaufhaus präsentieren. Es soll in den Gebäudeflügeln hinter dem Ballsaal entstehen und könnte im Gewölbekeller erweitert werden – und in Hütten, die mit der Silhouette der Bismarckhöhe verblendet auch zu Festen und Märkten aufgestellt werden sollen.
Wenn alles läuft, sollen auf der Bismarckhöhe 60 bis 80 Menschen arbeiten und ausgebildet werden, sagte Pietzner. Vieles hängt aber auch von der Bereitschaft der Stadtverordneten ab, die Sanierung weiter zu bezuschussen. Bürgermeister Große hofft, dass sich mit dem Konzept auch Fördergeber gewinnen lassen. Er sprach von der Möglichkeit, 1,8 Millionen Euro aus der städtischen Rücklage zu entnehmen, um noch in diesem Jahr den Kleinen Saal mit Küche zu errichten. Gemeinsam mit dem Großen Saal seien dies die wichtigsten Bausteine, um „die Sache in Gang zu setzen“. Laut Pietzner werde die Bismarckhöhe allein damit aber nicht dauerhaft 365 Tage im Jahr überleben können. „Es wird nur gehen, wenn weitere Punkte des Konzeptes schrittweise umgesetzt werden.“
Die Bismarckhöhe wurde seit 1894 ausgebaut und war Teil einer Kette von Höhengaststätten mit Blick vom Hohen Weg hinunter zur Havel. Sie profitierten vom Besucheransturm, den Werder seit der Erfindung des Baumblütenfestes 1879 erlebt hatte. Mit Projekten wie der Bismarckhöhe und dem Lendelhaus auf der Inselstadt, das zum Kultur- und Gewerbestandort ausgebaut werden soll, hofft die Stadt nun auf ähnliche Effekte.
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