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Potsdam-Mittelmark: Mit dem Hausboot zur Honigernte Frank George fährt mit Bienen über die Havel
Werder (Havel) - Schwirrende, schwimmende Fracht: Frank George aus Werder hält seine Bienen auf einem selbst gebauten Hausboot – und im Frühjahr, wenn die ersten Blüten reiche Ernte versprechen, sticht George mitsamt seiner Tiere in See. Es geht auf die Havel, um in Nachbarschaft von Raps, Linde und Robinie wieder anzulegen.
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Werder (Havel) - Schwirrende, schwimmende Fracht: Frank George aus Werder hält seine Bienen auf einem selbst gebauten Hausboot – und im Frühjahr, wenn die ersten Blüten reiche Ernte versprechen, sticht George mitsamt seiner Tiere in See. Es geht auf die Havel, um in Nachbarschaft von Raps, Linde und Robinie wieder anzulegen.
Eigentlich ist das gute Imker-Tradition. „Wandern“ nennt der Fachmann es, wenn er den Honigwiesen, der sogenannten Tracht, hinterherreist. Doch das geschieht meist mit Autotransporter und Anhänger, aber darauf hat George keine Lust, wie er sagt. Er hat insgesamt 20 Kisten mit Bienenvölkern, die jeweils bis zu 80 Kilogramm wiegen. Mit diesem sperrigen Gepäck auf Wanderschaft zu gehen, wollte sich der 57-Jährige nicht antun.
Die Idee zum Hausboot kam dem gelernten Ingenieur vor vier Jahren beim Kaffeetrinken auf der heimischen Terrasse – mit Blick auf die Havel. Warum nicht ein Boot, dachte er. Gemeinsam mit einem Freund plante der Hobby-Imker den Unterbau des Schiffes, das darauf montierte Blockhaus kam aus Polen und das Innenleben baute George nach und nach selbst aus. Inklusive Solaranlage und Lastenaufzug, damit die schweren Bienenstöcke und der Honig bequem vom Bootsdach nach unten transportiert werden können.
Seit drei Jahren gehen George, seine Ehefrau Kerstin Wengler und die Bienen auf große Fahrt. In der Nähe von Brandenburg, am Sacrow-Paretzer Kanal und am Ufer des Schlänitzsees wartet Raps auf die fleißigen Honigsammler, am Glindower See die Robinie und am Schwielowsee die Linden. Eine Genehmigung benötigt der schippernde Imker nicht. Wo Boote ankern dürfen, darf es auch sein Bienenschiff. Alleine lässt er es selten. George betreibt in seiner alten Heimat Senftenberg mehrere Steuerberatungsbüros. Während der Erntezeit, also von Mai bis Mitte Juli, legt er aber seine Sabbatmonate ein und ist häufiger auf dem Hausboot als im Büro anzutreffen. Hier baut und repariert er die Bienenkisten selbst, schleudert den Honig und füllt ihn ab. Verkauft wird das Naturprodukt vor allem in Werder, wo die Marken „Inselhonig“ und „Honig vom Bienenboot“ schon ihre Liebhaber gefunden haben. Doch bei allem Stolz erhebt George nicht den Anspruch, der erste Bienenboot-Kapitän zu sein.
Diese Ehre gebühre den alten Ägyptern, die schon vor Tausenden Jahren mit Bienenkörben auf dem Bootsdeck den Nil heruntergeschippert seien. Und die Russen haben in den 40er- und 50er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts auf fahrenden Schiffen sogar Imkernachwuchs ausgebildet, wie George herausgefunden hat. So weit will er zwar nicht gehen, aber die Gewässer rund um Werder müssen nicht das Ende der Bienen-Schifffahrt sein. Richtung Norden möchte er einmal, in die Prignitz oder die Schorfheide. Dort warten die Heide, Sonnenblumen und Edelkastanie. Theo Weisenburger
Theo Weisenburger
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