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Aus dem GERICHTSSAAL: Mit dem Vibrator beleidigt

Widerstreitende Aussagen um eine Gewitternacht in Ferch

Aus dem GERICHTSSAALWiderstreitende Aussagen um eine Gewitternacht in Ferch Schwielowsee · Ferch – Auf dem Zeugenstuhl wirkt Jana J. * (19 ) alles andere als schüchtern. In beredten Worten schildert die junge Polin, was ihr in der Nacht des 18. Juli 2004 in einem Bungalow in Ferch widerfahren sein soll. Dort sollte sie die Nacht verbringen, bevor sie am nächsten Tag mit Ullrich U.* nach Sachsen-Anhalt reisen wollte, um in der von seiner Frau betriebenen Altenpflegeeinrichtung ein Praktikum zu beginnen. Doch diese Nacht hatte es – nach Aussage von Jana J. – in sich. Nicht genug, dass ein heftiges Gewitter über Ferch tobte. Ullrich U. soll ihr angeboten haben, falls sie Angst verspüre, könne sie in seinem Bungalow, in dem sich u. a. ein Doppelbett befand, schlafen. „Für mich war das eindeutig. Außerdem hat er mir einen Vibrator und Kondome gezeigt, die auf einem kleinen Tischchen im Zimmer lagen. Und ich musste mir pornografische Bilder auf seinem Computer anschauen.“ Trotz der ihr offensichtlich höchst unangenehmen Situation duschte Jana anschließend in dem ihr persönlich zugewiesenen benachbarten Bungalow, kam weder auf die Idee, die Vorhänge vor dem Zimmerfenster zuzuziehen noch den Schlüssel im Schloss herumzudrehen, als Ullrich U. – nur mit einem Slip bekleidet – im strömenden Regen draußen herumgeisterte und sie „observierte“. „Meine Mama rief dann an. Sie sagte, ich solle mich einschließen“, erzählt die Polin. Wenig später sei die Ehefrau von Ullrich U. erschienen, habe sie abgeholt und sich für das Verhalten ihres Gatten entschuldigt. „Alles Blödsinn“, beteuert Ullrich U. (53) auf der Anklagebank. Zwar habe er damals in seiner Fercher Nebenwohnung eine große Flasche Wodka, vielleicht auch mehr, getrunken, dennoch wisse er noch sehr genau, was geschehen sei. „Jana musste sich ihr Bettzeug in meinem Bungalow, den ich auch als Arbeitszimmer nutze, holen. Da hat sie wohl das Hintergrundbild des Computers entdeckt.“ Keinesfalls habe er sie gezwungen, sich das Aktfoto, geschweige denn andere Bilder, anzuschauen. „Ich habe ihr angeboten, bei dem dollen Gewitter in dem Doppelbett zu schlafen – in aller Ehre natürlich“, gibt der Pferdeschwänzige zu. Und der Vibrator gehöre seiner Frau. „Das Ding lag plötzlich unter meinem Kopfkissen“, fällt das Mädchen dem Angeklagten ins Wort. „Für mich sah das aus, als glaube er, ich würde so etwas nötig haben. Davon fühlte ich mich beleidigt. Deshalb habe ich Strafanzeige gestellt.“ „Mag sein, dass der Angeklagte Ihnen eindeutige Angebote gemacht hat. Zur Tat geschritten ist er jedenfalls nicht“, konstatiert Amtsrichterin Kerstin Devriel und stellt das Verfahren gegen Ullrich U. gegen Zahlung einer Geldbuße von 250 Euro an die Staatskasse ein. (*Namen geändert.) Hoga

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