Potsdam-Mittelmark: Mit den Dörfern locken
Werders Ortsteile als Tourismusmagnet? Der Heimatverein fragt nach
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Werder - Die Blütenstadt ist mehr als Insel oder Bismarckhöhe. Wenn Touristen nach Werder (Havel) kommen, dann setzen sie sich aufs Fahrrad oder schnallen die Inliner an und fahren aufs Land. Oder sie suchen einen der vielen Obsthöfe auf und versorgen sich hier mit Äpfeln und Kirschen. Dass man auch in den Ortsteilen viel erleben kann, erfuhr der Heimatverein am Mittwochabend. Im „Hotel zur Insel“ berichteten Werders Beigeordneter Hartmut Schröder und Anne-Eva Ackermann vom Tourismusbüro über die Anziehungskraft, welche die kleinen Dörfer auf Werder-Besucher ausüben.
„Obstbau, Fahrrad-, Wander- und Wassertourismus sind hier eng vernetzt“, sagte Schröder. Ein Beispiel dafür ist der im Bau befindliche Obstpanoramaweg: Er verbindet die meisten Ortsteile, führt durch die Obstflur und verläuft auch am Wasser. Die zwölf Kilometer lange Strecke zwischen Petzow und dem Lilienthaldenkmal in Derwitz soll in zwei Jahren komplett fertig sein. Teilstücke sind bereits befahrbar, so jenes auf der Glindower Platte. „Hier war am Wochenende unheimlich viel los“, berichtete der Beigeordnete von seinem jüngsten Ausflug. Skater, Radfahrer und Wanderer, die zwischen blühenden Bäumen in Deutschlands größter zusammenhängender Kirschplantage unterwegs sind – „Jetzt müssten sich nur noch die Obstbauern an den Rand stellen und ihre Produkte verkaufen“, so sein Rat.
Während die einen Dörfer wie Derwitz oder Bliesendorf recht versteckt liegen und Entdecker belohnen, sorgen die anderen dafür, dass die Blütenstadt international bekannt wird: „Die Ausstrahlung des Resorts Schwielowsee kann gar nicht übertroffen werden“, so Schröder. Veranstaltungen wie der jüngste G8-Gipfel der Umweltminister würden den Namen Werder in alle Welt tragen. Bei dieser Gelegenheit kam auch die Frage auf, wie viel Tourismus das „Kleinod Petzow“ eigentlich noch vertragen könne. Es gebe Parkplatzprobleme, konstatierte Schröder, die man bemüht sei zu lösen. „Aber wenn wir als Erholungsort werben, dürfen wir keine Angst haben, dass auch Leute kommen.“ Immerhin lebe das Gewerbe in der Stadt von den Besuchern.
Für jeden Ortsteil legte Schröder eine Bilanz vor – und musste dafür tief Luft holen: Glindow als Ziegelort, der die gebrannten Steine wieder als Exportgut vermarktet, Plötzin als Zentrum des Obstbaus, Phöben mit seinen Reiterhöfen, die Insel Töplitz zwischen Wublitz und Zernsee. Und Kemnitz, welches mit seiner Kirche, dem „Rittmeister“ und dem Rittergut attraktiv für Hochzeitsgesellschaften geworden sei. Schröder benannte auch die vielen Vereine und privaten Anbieter, die das Touristenherz höher schlagen lassen.
Die Dörfer als Pfund, mit dem die Stadt wuchern kann – auch im Rahmen der noch jungen Initiative „Potsdamer und Brandenburger Havelseen“. Zusammen mit Potsdam, Brandenburg (Havel), Ketzin, Kloster Lehnin, Groß-Kreutz und Schwielowsee tritt Werder inzwischen auf Messen auf. Ein Weg zur gemeinsamen Vermarktung ist eine kürzlich erschienene Broschüre. Und es seien weitere Projekte geplant – „unbürokratisch“, wie Schröder betonte. Die Blütenstadt habe hierbei die Vorreiterrolle übernommen. „Der Kreis hat schon lange versucht, die sieben Städte und Gemeinden in ein Boot zu bekommen – auf den Werderaner Wirtschaftstagen ist es uns gelungen“, bemerkte der Beigeordnete stolz. Jetzt sei man bemüht, sich auch Berlin an die Seite zu holen. Thomas Lähns
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