
© Andreas Klaer
Von Thomas Lähns: Mit der Motivation am Ende
Papenburg AG will Teltomat-Sanierung nach 15 Jahren endgültig aufgeben / Bestürzung in Michendorf
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Michendorf - Michendorfer Kommunalpolitiker sind bestürzt: Nachdem die Papenburg AG in dieser Woche angekündigt hatte, die Sanierung des ehemaligen Teltomat-Geländes aufzugeben, sehen sie die Chancen auf eine Entwicklung der Industriebrache endgültig schwinden. „Es ist mehr als eine Sauerei, wie hier mit uns umgegangen wird“, empörte sich Ortsvorsteher und Gemeindevertreter Hartmut Besch (FPD). Völlig überraschend hatte das Unternehmen seinen Rückzug aus dem gemeinsamen Sanierungs-Vorhaben mit der Gemeinde im Herzen Michendorfs angekündigt – nach 15 Jahren Diskussion.
Wie Klaus-Jürgen Kujanek von der Papenburg AG gegenüber den PNN sagte, habe eine Untersuchung die Unwirtschaftlichkeit einer Sanierung des 20 000 Quadratmeter großen Areals zwischen Potsdamer Straße und Bahntrasse ergeben. Er verwies auf den zu erwartenden Ausgleichsbeitrag in Höhe von 600 000 Euro, den das Unternehmen nach der Erschließung zahlen müsste. Ein erst im vergangenen Jahr gefundener Kompromiss sah vor, dass die Gemeinde für den Bau einer Straße, zweier Marktplätze und eines Gehweges Geld aus der Städtebauförderung einsetzt. Aufgrund der Wertsteigerung würde der Ausgleichsbeitrag fällig werden. Die Papenburg AG hätte sich auch gern den Abriss der alten Gebäude bezuschussen lassen, biss mit diesem Wunsch aber bei den Gemeindevertretern auf Granit.
Denn seit der Wende drängen die Michendorfer vergeblich auf eine Entwicklung der Brache. 1994 hatte die Papenburg das Gelände von der Treuhand gekauft und versprochen, ein Ortszentrum mit Wohnen und Gewerbe zu errichten. Damals sei eine Förderung von bis zu 90 Prozent möglich gewesen, erläuterte Ortsvorsteher Besch in einer schriftlichen Stellungnahme. „Die notwendige Zuarbeit wurde trotz mehrfacher Aufforderung von Seiten des Unternehmens nicht geleistet“, erinnert sich Besch, der das Projekt als Bürgermeister von Anfang an begleitet hatte. Bis 1997 hätte das Gelände beräumt werden müssen – passiert ist nichts. Schon damals habe sich der Schluss aufgedrängt, dass die Papenburg AG gar nicht bereit sei, hier etwas zu entwickeln. Vor vier Jahren hatten die Michendorfer erwogen, das Gelände zu kaufen und einen Park mit Freilichtbühne zu schaffen, denn mittlerweile waren an anderen Ecken der Gemeinde genug Wohn- und Geschäftsflächen entstanden. Ein Gutachter ermittelte damals einen Grundstückswert von 280 000 Euro. Die Papenburg AG sprach von „Enteignung“ und drohte mit Klage. Der Landkreis schloss sich dem an und lehnte einen eigenes entworfenen Bebauungsplan ab.
Über die Jahre hat sich der Ton zwischen Gemeinde und Papenburg AG verschärft – offenbar ist das einer der Gründe dafür, dass das Unternehmen ein Ende des Sanierungsprojektes in Kauf nimmt. Klaus-Jürgen Kujanek räumt zudem ein, dass es mittlerweile schwer werden dürfte, für das Areal noch Investoren zu finden. Zurzeit werde eine „Rückabwicklung“ des Geländes an die Treuhand erwogen. Möglich wäre auch ein Verkauf, zum Beispiel an die Gemeinde. Der Preis: schlappe 1,3 Millionen Euro. Es bestünde auch noch die geringe Chance, dass die Gemeindevertreter den Rahmen für die Städtebaumittel erweitern und eine Förderung der Entkernung möglich machen. Allerdings hätten die Fördermittelanträge bis zum 30. September gestellt werden müssen. Ein Ultimatum der Gemeinde, sich bis dahin zum weiteren Vorgehen zu äußern, hat die Papenburg AG verstreichen lassen.
Die Vorschläge hält Michendorfs Bauamtsleiter Karl-Heinz Oed für illusorisch. Er kündigte an, eine Minimalvariante vorzubereiten: Zumindest die Alte Ladestraße zwischen Bahnhof und Poststraße, eigentlich nur ein Teil des Gesamtprojektes Teltomat, solle ausgebaut werden – egal, wie es mit Teltomat weitergeht. Zurzeit verhandle die Gemeinde mit der Bahn über die Flächen, 2010 könnte mit den Bauarbeiten begonnen werden, so Oed. Die Konsequenz: Die Papenburg AG müsste den Ausgleichsbeitrag trotzdem zahlen. „Man hat sich damit dann ein Eigentor geschossen“, resümierte der Bauamtschef. Zudem würden auch Kosten für Sicherungsmaßnahmen auf den Eigentümer zukommen, denn für abenteuerlustige Kinder ist die Industriebrache zum Spielplatz geworden. „Die Motivation mit Geld hat offenbar nicht geklappt. Nun müssen wir es wohl mit der Motivation durch Recht versuchen“, so Karl-Heinz Oed.
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