zum Hauptinhalt
Klimaschutzpionier. Der Kleinmachnower Julian Affeldt radelt mit Sonnenenergie.

© eb

Potsdam-Mittelmark: Mit der Sonne auf zwei Rädern

Kleinmachnower Julian Affeldt betankt sein Elektrorad ein Jahr lang mit Solarenergie

Von Enrico Bellin

Stand:

Kleinmachnow - „Lass die Sonne in den Tank.“ Die Abwandlung des Schlagers der Gruppe Wind beschreibt das aktuelle Projekt von Julian Affeldt: Der Kleinmachnower will in diesem Jahr den Akku seines Elektro-Rades nur mit Sonnenenergie aufladen. „Damit möchte ich testen, wie gut sich erneuerbare Energien und das Pedelec im Alltag kombinieren lassen“, sagt Affeldt. Tagsüber produziert ein Solarmodul Strom, welcher in einer mobilen Ladestation zwischengespeichert wird. Abends schließt Julian Affeldt dann seinen Fahrrad-Akku, der genug Saft für etwa 200 Kilometer speichert, an die Station an. Mehr als 2000 Kilometer will Affeldt so bis zum Jahresende absolvieren.

„Das Pedelec ist die perfekte Mischung aus Auto und Fahrrad, da man lange Strecken radeln kann, ohne verschwitzt am Ziel anzukommen“, sagt der 45-Jährige. 2500 Euro hat der Physiklehrer in das Rad investiert, dazu kommen noch einmal 1500 Euro für Solarmodul und Stromspeicher. „Da man für das Einspeisen von Solarstrom ins öffentliche Netz kaum noch Geld bekommt, ist es sinnvoller, selbst produzierten Strom auch selbst zu verbrauchen“, so Affeldt.

Durch die hohen Anschaffungskosten rechnet sich der Betrieb zwar nur, wenn man alle Komponenten über mehrere Jahre nutzt. Auf Dauer werden Stromspeicher Affeldt zufolge aber wesentlich günstiger. „Jetzt braucht es erst einmal Erfahrungen, wie sich die Technik im Winter verhält.“ Schließlich ist noch nicht klar, wie sehr sich die Speicherkapazität der Akkus mit sinkenden Temperaturen verringert. Und auch das Solarmodul liefert momentan weniger Strom als im Sommer. Insgesamt soll die Energie aber für den täglichen Arbeitsweg von 25 Kilometern ausreichen. Wenn der Speicher dann noch nicht leer ist, kann er auch alle anderen Elektrogeräte über übliche Steckdosen versorgen. Über seine Erfahrungen berichtet Julian Affeldt wöchentlich in seinem Blog.

Das Pedelec ist zum festen Bestandteil im Leben der Affeldts geworden. Seit einer Aktion im Jahr 2010 fährt das Familienoberhaupt mit elektrischer Unterstützung, damals wurden in Kleinmachnow zehn Räder kostenlos an Freiwillige verteilt. Als der Hersteller die Räder im vergangenen Jahr zurückforderte, kauften sich acht der Testpersonen Drahtesel mit „eingebautem Rückenwind“, auch Affeldts Eltern gehören dazu. Für die wird das zusätzliche Gewicht – ein Pedelec wiegt um die 20 Kilogramm – vor Treppenstufen zum Problem. Doch kann man den Akku problemlos vom Rad abnehmen. Julian Affeldt: „Während der Fahrt spürt man das Gewicht dagegen überhaupt nicht.“

Sein Sohn leiht sich den flinken Flitzer gern für Touren ins nahe Berlin, da ist das Pedelec schneller als der Bus. Doch die Geschwindigkeit birgt Gefahren: Andere Radfahrer und Autofahrer unterschätzen die Räder, was besonders an Kreuzungen zu gefährlichen Situationen führen kann. Zudem sind viele Radwege zu schmal und ihr Belag für höhere Geschwindigkeiten zu schlecht. „Daher wünsche ich mir oft, mit dem Pedelec auf der Straße fahren zu dürfen“, sagt Julian Affeldt. Gänzlich auf das Auto verzichtet die Familie trotzdem nicht, doch wird auch die „Familienkutsche“ mit Solarstrom vom Hausdach betrieben. Enrico Bellin

Am 14. Januar hält Julian Affeldt einen Vortrag zur Elektromobilität im Teltower Industriemuseum, Beginn 16 Uhr. Wöchentlich berichtet er dazu im Internet auf seinem Blog unter solarpedelec365.wordpress.com

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })