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Potsdam-Mittelmark: Mit Dichter gegen Farbschmierer

Diskussion über Graffiti am Wilhelmshorster Tisch: Peter Huchel ans Trafohäuschen?

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Diskussion über Graffiti am Wilhelmshorster Tisch: Peter Huchel ans Trafohäuschen? Michendorf · Wilhelmshorst - Die Waldgemeinde bekommt ein Gesicht – zumindest wenn es nach dem Willen einiger Mitglieder des „Wilhelmshorster Tisches“ geht. Anstelle von unerlaubten Graffiti und Schmierereien an den Fassaden hiesiger Gebäude könnte nämlich demnächst das Konterfei des hier einst beheimateten Dichters Peter Huchel prangen. Dies, so die Befürworter der Idee, sei eine gute Marketing-Strategie für den Ort. Anstoß gab das Stromhäuschen der edis am Bahnhof: Die weißen Wänden des würfelförmigen Gebäudes sind mit Farbschmierereien verunstaltet – ein unhaltbarer Zustand für viele Wilhelmshorster. Bei der jüngsten Runde am „Wilhelmshorster Tisch“ regte dessen Sprecher Michael Engst an, die Flächen mit professionellen Graffiti zu gestalten. Zusammen mit dem Grafiker und Künstler Michael Ziegler präsentierte Engst bereits einen ersten Vorschlag: Über die vier mal vier Meter großen Flächen solle das Gesicht von Peter Huchel gesprayt werden. Die Varianten gehen von einer Gestaltung als Mosaik in Schwarz-Weiß bis hin zu grellen Farbtönen. „Dieses Bild könnte man stringent durch den ganzen Ort ziehen“, erläuterte Engst. Mögliche Flächen, die derzeit verunstaltet sind, seien zu Genüge vorhanden, so an der Garage der Feuerwehr oder am Heizhaus hinter dem Jugendclub. Auf diesem Wege würde Wilhelmshorst einerseits bekannter werden. Andererseits wäre dies eine Möglichkeit, Farbschmierereien zu verhindern. „Der Ehrenkodex von Sprayern verbietet es, Werke eines anderen zu beschmieren.“ Es müsse gewährleistet werden, dass die Portraits in Zusammenarbeit mit Jugendlichen entstehen. Eine weitere gute Nachricht Engsts: „Die edis fördert solche Projekte, bezahlt sogar die Farbe.“ Die Idee fand jedoch nicht nur Befürworter. Gemeindevertreter Reinhard Erkens über den 1981 verstorbenen Schriftsteller: „Ich kannte Huchel gut, er würde das nicht wollen.“ Schließlich habe Huchel zurückgezogen gelebt, es gebe kaum Fotos von ihm, pflichtete eine Wilhelmshorsterin bei. Außerdem würde kaum ein Einwohner das Bild erkennen. Dies jedoch, so die Befürworter, sei gerade ein Argument dafür, das Bild könne identitätsstiftend wirken. Irmgard Richard erinnerte an die Kontroverse um die Umbenennung der Potsdamer Straße in Peter-Huchel-Chaussee. Andere Stimmen würdigten dieses Projekt als „mutig“ oder ergänzten eigene Vorschläge. Wie den, die Konterfeis mit Auszügen aus den Werken Huchels zu verbinden. Der Künstler Michel Ziegler wurde beauftragt, weitere Motive zu konzipieren, um die Ideen dem Ortsbeirat vorzustellen. Beim Streit um die Peter-Huchel-Chaussee hängt jetzt übrigens alles davon ab, wie das Landesverfassungsgericht zur Klage gegen die Gemeindefusion entscheidet. Nur wenn die Klage scheitert, ist die neue Großgemeinde nämlich bereit, doppelte Straßennamen in den neuen Ortsteilen durch Umbenennungen zu tilgen, wie es zuletzt im Hauptausschuss hieß. Das würde dann auch die Potsdamer Straße in Wilhelmshorst und Langerwisch treffen, die zur Huchel-Chaussee werden könnte. Denn auch im Ortsteil Michendorf gibt es eine Potsdamer Straße, 24 Doppelnamen insgesamt.Thomas Lähns, Henry Klix

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