Potsdam-Mittelmark: Mit Echolot im Schwielowsee
Vermessungsschiff „Domfelsen“ erkundete drei Wochen lang die Havelseen / „Großer verdächtiger Fund“ vor Caputher Gemünde
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Schwielowsee - Binnenschiffer und Wassersportler reisen in Zukunft sicherer über die hiesigen Havelseen: Zum ersten Mal wurden der Glindower See und der Schwielowsee mit einem Spezialschiff vermessen. Die MS „Domfelsen“ war drei Wochen lang auf den Gewässern unterwegs, um per Echolot die Unterwassergeografie zu erkunden. Die Ergebnisse werden zurzeit von der Wasser- und Schifffahrtsdirektion (WSD) Ost in Magdeburg ausgewertet und bilden dann die Grundlage für einen Tiefenplan. Dieser schließlich findet Eingang in neue Wasserkarten der WSD.
Die aktuellen Daten: Der Schwielowsee ist in Nord-Süd-Richtung fünfeinhalb Kilometer lang und durchschnittlich zwei Kilometer breit. „Im Bereich der Schifffahrtslinie im Nordosten des Sees ermittelten wir mit 14 Metern die tiefste Stelle“, sagte Vermessungsingenieur Rainer Quaiser von der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) gegenüber einer Besuchergruppe, die für einen Tag an Bord kommen durfte: Interessierte Bürger, Umweltschützer, Ingenieure. „Am flachsten ist er mit 90 Zentimetern in der Mitte in Höhe von Flottstelle.“
Das 1995 in Brandenburg-Plaue gebaute, knapp 35 Meter lange und modern ausgerüstete Schiff hat auf jeder Seite 20 Meter lange Ausleger. „41 Echolote senden sechsmal in der Sekunde Impulse aus. Wir haben eine Genauigkeit von zwei Zentimetern“, betonte Quaiser während einer Klönpause auf der Brücke. „Bei einem Tiefgang von nur 90 Zentimetern kann fast jeder Winkel des Sees erfasst werden.“ Hin und wieder jedoch laufe auch die „Domfelsen“ über eine Sandbank, auch auf den Havelseen.
An einer Stelle im Schwielowsee sei der Sand sogar über Wasser zu sehen gewesen. Dass der Schwielowsee verlandet, wie von Teilnehmern der Fahrt beobachtet wird, wollte Quaiser jedoch nicht einschätzen – noch nicht. Erst müssen die Ergebnisse der Messungen vorliegen. Einmal im Jahr sollen diese künftig im Gebiet der WSD-Ost vorgenommen werden, viel Arbeit also für die „Domfelsen“.
Die Besucher waren begeistert von der Technik des Schiffes: Millimeter für Millimeter wird die Computeraufzeichnung auf dem Bildschirm vor dem Messingenieur sichtbar, Strich für Strich wird der See durchkämmt. „Für die Exaktheit sorgen ein Festpunkt am Ufer und ein Satellit“, erklärt Schiffsführer Jürgen Buch. Nach den erhaltenen Vorgaben manövriert er auch das Schiff mit dem 500-PS-Motor. Während der gründlichen Vermessung können zusätzlich besondere Auffälligkeiten auf dem Grund wahrgenommen werden. „Fische sehen wir allerdings nicht“, so Quaiser. Während des Dienstes auf anderen Wasserstraßen habe man hingegen schon Autos gefunden, die bereits irgendwo vermisst wurden. „Hier vor dem Strandbad Caputh entdeckten unsere Geräte auch etwas ziemlich großes Verdächtiges“, meinte er. Worum genau es sich handelt, zeige aber erst die Auswertung.
Der Caputher Wasserbauexperte Uwe Thurley, Organisator der Exkursion, bilanzierte: „Künftige Wasserwanderatlanten werden den Bootstouristen, Fischern und Anglern bei der Erkundung neuer Bereiche unserer Havel-Seenlandschaft eine Hilfe sein. Die Berufsschifffahrt kann sich auf sicheren Fahrtrouten auch bei Stürmen, Gewittern oder Nebel bewegen.“ Wolfgang Post / Thomas Lähns
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