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Potsdam-Mittelmark: Mit Hallenboykott gedroht

Hohe Nutzungsgebühren für Turnhallenneubau in Michendorf kritisiert

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Michendorf - Lohnt es sich doch, die alte Turnhalle Hellerfichten zu sanieren? Nachdem jetzt in Michendorf bekannt geworden ist, in welcher Höhe sich die Gebühren für die Nutzung der neuen Halle am Wolkenberggymnasium für Vereine bewegen werden, wurde diese Option im Sozialausschuss am Mittwochabend zumindest zur Sprache gebracht. Gut 22 Euro werde eines der drei Spielfelder pro Stunde kosten, berichtete Hauptamtsleiter Henry Barm aus einem Gespräch mit der Kreisverwaltung. Die Reaktion der Abgeordneten: grobes Überschlagen der Zahlen – und dann Enttäuschung.

„Für zwei Sportgruppen müsste der Allgemeine Sportverein Michendorf dann 21 000 Euro im Jahr berappen – solche Sätze erhebt kein Bundesland“, so dessen langjähriger Vorsitzender und Ausschussmitglied Herrmann Knorn. Er verwies auf das Brandenburgische Landesgesetz zur Sportförderung, demzufolge Sportstätten gemeinnützigen Vereinen kostenlos zur Verfügung gestellt werden müssen. Dieses Gesetz gilt jedoch nur für landeseigene Anlagen, in Belzig ist man da weniger großzügig. 2,5 Millionen Euro hatte der Neubau gekostet, die Befürchtung der Michendorfer: In ein paar Jahren hätten die Vereine die Halle selbst bezahlt.

Für Kritik sorgte auch die Tatsache, dass die Vereine angeschrieben wurden, bevor das Rathaus informiert war. „Wenn überhaupt, dann sollte es einen pauschalen Nutzungsvertrag mit der Gemeinde geben und nicht einzelne mit den Sportvereinen“, so Ausschusschef Gerhard Mühlbach (SPD). Die Abgeordneten forderten die Verwaltung auf, hart mit dem Kreis zu verhandeln – und dabei auch das langjährige Engagement für das Kreisgymnasium in die Waagschale zu werfen. Immerhin habe dieses die alte Halle – eine Michendorfer Immobilie – sowie den Sportplatz fast umsonst nutzen können.

Notfalls müsse man eben die neue Halle boykottieren, schlug Bettina Sommerlatte-Hennig, sachkundige Einwohnerin, vor. Denn nur mit den Gymnasiasten lasse die sich nicht rund um die Uhr und damit kostendeckend betreiben. Also doch die alte Halle sanieren? Die geht mit der Eröffnung der neuen am 12. September zurück an die Gemeinde – oder wird abgerissen. Allerdings werden die Kosten für die dringende Sanierung auf 234 000 Euro beziffert. Auch die Betriebskosten würden mit knapp 75 000 Euro pro Jahr auf das Gemeindesäckel drücken.

Der Ortsbeirat Michendorf möchte sich diese Option dennoch offen halten und den von der Verwaltung favorisierten Abriss erst einmal verschieben (PNN berichteten). Im Ort sieht man die Chance auf einen zentralen Sportstandort für die Großgemeinde, sogar mit Kegelbahn. Aber auch diese Aussicht ist trübe: Ein Kegelbahnneubau in Hellerfichten sei nicht realisierbar, so Henry Barm. Der einzig mögliche Standort sei der jetzige neben dem Gemeindezentrum an der Potsdamer Straße. Über die Michendorfer Turnhallen wird im Hauptausschuss am Montag diskutiert und in der Gemeindevertretung Mitte September befunden – wohl auch mit Hilfe des Taschenrechners. Thomas Lähns

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