Potsdam-Mittelmark: Mit Haus und Beruf der Tradition verpflichtet
Der Beelitzer Drogist Hubertus Baganz hat gestern an seinem Haus das 15. Adventstürchen geöffnet
Stand:
Beelitz - Die Beelitzer Familie Baganz gehört zu den letzten echten Vertretern ihrer Zunft: Seit über hundert Jahren versorgen die Drogisten die Spargelstadt mit Heilmitteln, Parfums und Kosmetikartikel. Familienoberhaupt Hubertus Baganz führt noch heute mit Frau und Sohn diese Tradition fort – und behauptet sich erfolgreich gegen moderne Ketten. Der Unterschied liegt nicht nur im spezielleren Angebot – es gibt neben üblichen Artikeln Sämereien, Pflanzenschutz und Chemikalien – sondern auch in der Beratung, wie Baganz berichtet. Er hat als echter Drogist Ahnung vom Gewerk und genieße deshalb das Vertrauen der Kunden.
Die Drogerie Baganz ist gestern ins Licht der Öffentlichkeit gerückt – als 15. Adventstürchen der Arbeitsgemeinschaft Städte mit historischem Stadtkern. Bis Weihnachten stellen die AG und das RBB-Fernsehen jeden Tag ein saniertes Gebäude in einer anderen märkischen Stadt vor. Das Haus in der Berliner Straße 10 in Beelitz stammt aus dem späten 19. Jahrhundert. Zeitweilig befand sich hier ein Kaufmannsladen, nach dem Krieg zog ein Uhrmacher ein. Hubertus Baganz hat das Gebäude vor zehn Jahren übernommen und in aufwändiger Arbeit und mit Fördermitteln saniert. Gerade innen hat er viel selbst erledigt, zum Beispiel den historischen Stuck von späteren Farbschichten befreit. „Für einen Meter habe ich zweieinhalb Stunden gebraucht – und abends tat mir dann das Genick vom Hochschauen weh“, berichtete er. Gelohnt habe sich das aber allemal.
Eigentlich wollte Hubertus Baganz hier ein Lebensmittelgeschäft eröffnen. Doch der Trend ging vor einigen Jahren noch zu Billigdiscountern und Supermärkten. Und so zog er mit der Drogerie, die sich bis dahin noch auf der anderen Straßenseite befand, herüber. Vieles vom historischen Interieur ist noch vorhanden und wurde hier wieder aufgebaut: Eichenvitrinen von 1905 stehen im Verkaufsraum, die Schränke im Nebenraum stammen von 1930. Darin sieht man noch heute alte Standgefäße mit geheimnisvollen Flüssigkeiten.
Die Drogerie nimmt nur einen Teil des Gebäudes ein: Weitere Geschäftsräume nebenan und eine Wohnung im Obergeschoss mit 140 Quadratmetern sind frisch saniert, stehen aber noch leer. Der Inhaber sucht Mieter, auch um die laufenden Kosten für das Haus zu decken. Denn im Gegensatz zu früheren Zeiten seien heute nicht mehr so viele Kunden in der Innenstadt unterwegs. „Viele zieht es ins Gewerbegebiet oder an den Bahnhof, wo die Supermärkte sind“, bemerkt der Drogist.
Die Belebung der Altstadt ist in Beelitz ein generelles Problem, auch wenn seitens der Stadt mittlerweile gegengesteuert wird – zum Beispiel durch Veranstaltungen, Werbung und geschäftsfreundlichere Satzungen. Mit der Sanierung der Bausubstanz ist zudem der größte Schritt schon fast getan: Zwei Drittel der Häuser sind bereits saniert worden, die öffentliche Hand hat fast alle Straßen und die kommunalen Gebäude hergerichtet. Nächstes Projekt soll die Sanierung des Hotels „Wehner“ sein. Beelitz’ Bürgermeister Bernhard Knuth (BBB) würde sich gerade von den Privatleuten noch mehr Einsatz wünschen. „Wir halten in jedem Jahr Fördermittel für private Sanierungsprojekte bereit“, sagt er. Denn Mutige wie Familie Baganz sollen keine Einzelkämpfer bleiben. Thomas Lähns
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: