
© Andreas Klaer
Potsdam-Mittelmark: Mit Kunst durch die Stadt
Der Werderaner Maler Wilfried Mix hat aus seinen Bildern einen Inselführer entwickelt
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Werder (Havel) - Eine Insel wird zur Gemäldeausstellung. Bedächtig läuft der Besucher durch die Gassen der Altstadt, in der Hand den neuen Gästeführer „Inselstadt Werder (Havel)“. Darin wird die Geschichte der Stadt mit den Werken des Malers Wilfried Mix verknüpft, der seit 34 Jahren die Werderaner Gegend auf Leinwand bannt. Den Führer in der Hand, kann der Tourist Originalmotiv und Gemälde vergleichen.
Die Idee dazu hatte Mix Anfang des Jahres gemeinsam mit den Mitgliedern der Gilde der Stadtführer. „Die kommen mit ihren Besuchergruppen sehr gern in mein Atelier, um die Bilder von Werder und Umgebung zu zeigen“, so Mix. Da das Atelier in dem kleinen Eckhaus auf der Insel jedoch sehr beengt ist und sich viele Bilder inzwischen in Privatbesitz befinden, können nicht alle Motive im Original gezeigt werden. So suchte Mix 37 Motive für den Stadtführer heraus, die Mitglieder der Stadtführergilde schrieben den Begleittext.
Als Orientierung dient eine gemalte Übersichtskarte der Insel aus der Luftperspektive, in der die Standpunkte der Bilder eingezeichnet sind. Der Rundgang beginnt vor der Brücke zur Insel, wo ein aufgestellter Bilderrahmen den Blick auf die Heilig-Geist-Kirche und die Bockwindmühle einfängt. Über die Brücke geht es am Inselufer entlang, kurze Abstecher führen zu den Sehenswürdigkeiten im Inneren der Gebäude. Dabei funktioniert der Kunstführer nicht wie ein klassischer Stadtführer, der die Sehenswürdigkeiten wie an einer Perlenschnur aufgereiht präsentiert. Er gibt vielmehr Ideen für einen Rundgang, der je nach Wetter und Wanderlaune variiert werden kann.
Das Spiel zwischen den Originalen und dem, was Wilfried Mix in ihnen sah, ist dabei das Faszinierende. Mal zeigt der Künstler, was im 19. Jahrhundert an den Standorten passiert ist, wie die Verladung von Obst auf einen Raddampfer für den Transport nach Berlin.
Mit den Bildern „Blaues Band der Havel“ und „Weißes Band der Havel“ gibt er im Gegenzug Ausblick darauf, was der Inselstadt im Jahre 2060 nach dem Klimawandel drohen könnte: In einem Szenario ist die Havel ausgetrocknet und Schiffe können nur noch an riesigen Heißluftballons den Fluss entlangschippern. Im Gegenentwurf wurden nach dem Abschmelzen der Polkappen Gletschereisberge bis nach Werder geschoben und die Altstadt ist überflutet, sodass Ruderer problemlos bis zum Marktplatz kommen.
Wilfried Mix hat eine besondere Beziehung zu Werder. Sein Atelier war einst sein Elternhaus, 1955 ist er dort geboren. Schon als Kind fing er an, die Landschaft um sich herum zu malen. Einige seiner Skizzen aus den Jahrzehnten sind als Hintergründe auf den gut 40 Seiten des Inselführers abgedruckt. Vom Buch, das im Format kaum etwas größer als eine Postkarte ist, wurden in der ersten Auflage 500 Stück gedruckt. 1 500 Euro investierte der Maler in den Druck, die Hälfte des Geldes stammt von örtlichen Sponsoren.
Der Kunstführer soll in den kommenden Jahren erweitert werden. In die nächste Auflage sollen auch die Termine der Werderaner Feste aufgenommen werden, dazu die Fahrpläne der Bahn, von Havelbus und der Weißen Flotte. „Damit soll es ein Rundum-Paket für Kunstfreunde geben, die Werder besuchen wollen“, so Mix.
Auch über die Inselstadt hinaus sollen Gemälde und Geschichte der Stadt aufgenommen werden, beispielsweise zum Galgenberg unter der Bismarckhöhe oder zum Campingplatz Riegelspitze, auf dem Urlauber seit mehr als 50 Jahren zelten können.
Für Menschen, die mit dem Kunstführer nicht durch die Stadt laufen wollen, sondern ihn selbst als Kunstobjekt begreifen, soll es zudem eine Version als gebundenes Buch im Großformat geben. „Damit kann man dann auch einen gedanklichen Spaziergang über die Insel machen“, so Wilfried Mix. Enrico Bellin
„Inselstadt Werder (Havel)“, 42 Seiten, 10 Euro, erhältlich bei Wilfried Mix, Fischerstraße 60 in Werder
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