Potsdam-Mittelmark: Mit Lärchenholz beflügelt
Die Beelitzer Bockwindmühle ist seit gestern komplett / Bei der Montage saß jeder Griff
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Beelitz - Das ist professionelle Maßarbeit! In nur eineinhalb Stunden wurden gestern in aller Frühe die Flügel der rekonstruierten Beelitzer Bockwindmühle montiert. Jeder Handgriff sitzt bei Mühlenbaumeister Hans-Jürgen Zecher und seinem Sohn Martin, Chef der gleichnamigen Spezialfirma aus Wittenburg in Mecklenburg Vorpommern. Mit einem 80-Tonnen-Kran werden die 9,30 Meter langen Flügel langsam in die Höhe gehoben und einzeln an das Metallkreuz angeschraubt. Vier Tonne wiegt das komplette Flügelkreuz.
Es sei etwa die 50. Mühle, die er in seinem Leben gebaut hat, erzählt der Meister, der seit 19 Jahren bereits mit dem Sohn an seiner Seite arbeitet. In dieser Zeit rekonstruierten sie zahlreiche Mühlen in mehreren Bundesländern. Dazu gehören die Ehlertsche Mühle in Woldegk, Galerieholländer in Lichtenhagen bei Rostock, die Schleifmühle Schwerin und Bockwindmühlen in Diesdorf und Ketzür bei Brandenburg.
Die Mühle in Beelitz sei eine der größeren Bauart. Vor allem in der Altmark seien ihre Artgenossen meist kleiner, erzählt Hans-Jürgen Zecher. Für die Flügel werde besonders Lärchenholz verwendet. „Das ist zäh und gleichzeitig elastisch.“ Schließlich müsse die Konstruktion im Wind ungeheure Belastungen aushalten. Deshalb habe der Mühlenbauer seit jeher das Privileg gehabt, sich im Wald mit dem Förster die Bäume aussuchen zu können, denn das Holz darf keinen Drehwuchs oder andere Makel aufweisen.
Als nächster Schritt werden insgesamt 96 Jalousien an die Flügel montierte. Die wiederum müssen vor allem leicht sein und sind deshalb aus Pappelholz. Viel Zeit ist nicht mehr, am 1. August soll die Mühle an den eigenes gegründeten Mühlenförderverein übergeben werden. Bereits heute wird Müllermeister Ullrich Hyna aus Beelitz die Pressevertreter erstmals durch sein künftiges „Reich“ führen.
Im Herbst vergangenen Jahres hatte die Firma Zecher Mühlenbau die marode Holzkonstruktion zerlegt und die noch verwendbaren Mühlenteile zur Restaurierung in ihre Werkshallen nach Wittenburg gebracht. Der Wiederaufbau der Beelitzer Mühle erfolgte nun 50 Meter neben dem ursprünglichen Standort, auf dem Grundstück des Mühlenfördervereins. Im nächsten Jahr zum Beginn der Spargelsaison soll zudem gleich nebenan der „Mühlenhof Beelitz“ seine Tore öffnen. Geplant ist ein L-förmiges Gebäude für Bewirtung sowie Verkauf von Spargel und ländlichen Produkten. Zwischen Spargelkauf und Mittagstisch können sich die Gäste dann im Mühlenmuseum über die 217-jährige Geschichte der Müllerei in Beelitz informieren und den Ausblick genießen. Bauherr des „Mühlenhofs“ ist der Spargelhof Schlunkendorf, dessen Felder bis an die Mühle gehen. 500 000 Euro sind für die Investition eingeplant. Neben Spargel sollen unter anderem Erdbeeren und Heidelbeeren aus der eigenen Produktion verkauft werden. Zudem wird es frisches Brot aus dem Backofen geben.
Als „Mühlenvater“ gilt der pensionierte Zimmermann Karl Gedicke – er hatte die Rekonstruktion angeschoben und den Förderverein gegründet. Die Rekonstruktion der Mühle hat bislang 300 000 Euro gekostet. 235 000 Euro kamen aus Fördermitteln. Der Rest wurde mit Sponsorengeldern zusammen getragen, allein 12000 Euro kamen aus kleineren Privatspenden.
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