Potsdam-Mittelmark: Mit Puppen gegen die Wut Wie Kinder lernen, mit Gefühlen umzugehen
Kleinmachnow - Die fünfjährige Paula trifft auf dem Dachboden ihrer Großeltern einen kleinen Kobold. Der ist einer Holzkiste entstiegen, heißt Heulibold und jammert: „Mich kann niemand leiden, das war schon immer so.
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Kleinmachnow - Die fünfjährige Paula trifft auf dem Dachboden ihrer Großeltern einen kleinen Kobold. Der ist einer Holzkiste entstiegen, heißt Heulibold und jammert: „Mich kann niemand leiden, das war schon immer so.“ Paula und der kleine Kobold gehören zu den Marionetten der Augsburger Puppenkiste, die gestern in den Kleinmachnower Kammerspielen zu Gast waren.
Hingerissen verfolgten rund 150 Kinder die Geschichte „Paula und die Kistenkobolde“, die Kinder beim Gefühlelernen unterstützen soll. Die Geschichte ist Bestandteil des Kindergartenprogramms Papilio, das vom Brandenburger Gesundheitsministerium gefördert wird. Ziel dieser Mission ist es, dass Kinder nicht nur lernen, mit den eigenen Gefühlen umzugehen, sondern auch Mimik und Gestik anderer verstehen. Dazu gehören Traurigkeit, Wut, Angst und Freude, die jeweils von einem Kobold verkörpert werden.
Besonders als der rothaarige Zornibold polternd aus der Kiste auftaucht, wird es im Zuschauerraum unruhig und manche Knirpse rutschen aufgeregt auf den Stühlen herum. So einen Zornibold kennen wohl die meisten. Aber sie erleben auch, dass der tobende Rotschopf sich im Moment vermeintlicher Gefahr tapfer vor seine Freunde Bibberbold, Heulibold und Freudibold stellt, um sie zu schützen.
Später nach der Vorstellung darf jedes Kind sich vorn am Bühnenrand von den Puppen verabschieden. Heulibold wird von vielen Kindern gestreichelt, so als wollten sie ihn trösten, aber um Zornibold drängeln sich die meisten, wuscheln ihm begeistert durchs Haar.
Das Puppenspiel ist ein Baustein des Kinderprogramms Papilio, das frühzeitig soziale und emotionale Kompetenzen fördern will. Wie präsent die vier Kobolde im Alltag einiger Kitas bereits sind, schilderte Heidrun Mayer, geschäftsführende Vorsitzende von Papilio e.V., beim Pressegespräch. Ein Knirps, der meist ausrastete, wenn er in der Kita beim Spielen mit anderen Kindern nicht gewinnen konnte, verblüffte eines Tages seine Erzieherin. Wieder einmal verlief ein Memory-Spiel nicht nach seinem Willen und alle erwarteten den gewöhnlichen Ausraster. Doch der Knirps trippelte stracks zur Pinnwand, nahm sein Foto, das dort neben den Fotos der anderen Kinder platziert war, und schob es neben das Bild von Zornibold.
Die Kompetenzen, die Kinder durch das Papilio-Programms erlernten, gelten auch als Schutz vor problematischen Entwicklungen wie Sucht und Gewalt, erklärte Vereinsvorsitzende Mayer. Am wissenschaftlichen Fundament des Programms würden drei Universitäten aus Augsburg, Bremen und Berlin mitarbeiten. Um Papilio in Kitas einführen zu können, durchlaufen die Erzieherinnen eine mehrtägige Fortbildung. Seit 2006 wurden im Land Brandenburg über 260 Erzieher aus rund 40 Kitas fortgebildet. Der Auftritt der Augsburger Puppenkiste war gestern die Auftaktveranstaltung für den Kitaverbund Kleinmachnow, der das Präventionsprogramm demnächst einführen will. Kirsten Graulich
Kirsten Graulich
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