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Rübchenstadt. Teltow wächst und wächst und kann sich viel leisten.

© Tobias Reichelt

Potsdam-Mittelmark: Mit Teltow weiter nach vorn

Echte Streitthemen sind Mangelware in einer Stadt, der es blendend geht. Eine Analyse von Tobias Reichelt

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Teltow - Ein Bürgermeister macht Kassensturz: 67 Teltower Sandpisten wurden asphaltiert, drei Spielplätze und eine innerörtliche Umgehungsstraße gebaut. Auf Äckern sind neue Siedlungen entstanden, ins Zentrum zieht wieder Leben ein und ein Vorzeigeprojekt ist in Arbeit – ein Hafen für die Stadt am Teltowkanal. „Ohne die Einsatzfreude der Stadtverordneten wäre der ungebrochene Boom nicht zu bewältigen“, hatte Bürgermeister Thomas Schmidt seine Stadtverordneten zuletzt gelobt. Es war ein rhetorisches Schulterklopfen: So muss es weitergehen.

In fünf Tagen sollen die Teltower über die Zusammensetzung des neuen Rathausparlaments abstimmen. Wer sich noch unsicher ist, wohin die eigene Stimme wandern soll, dem wird ein Blick in die Wahlprogramme kaum helfen: Echte Streitthemen sind Mangelware in einer Stadt, der es blendend geht.

Neue Einwohner spülen Steuergelder in die Stadtkasse. Firmen locken Mitarbeiter, erweitern ihren Standort oder bauen neu. So kommt es, dass Teltow keine Schulen schließt, sondern eine neue Grund- und eine neue Oberschule plant. Straßen werden ausgebaut und nicht geflickt, marode Ruinen, wie das alte Diana-Kino, finden Investoren. Solide hat Bürgermeister Schmidt und sein Team der neun SPD-Stadtverordneten das Wachstum gelenkt – zuletzt in großer, wenn auch inoffizieller Koalition mit der CDU. Streiten sollten sich doch die anderen, hieß es in den vergangenen fünf Jahren. Das gilt erst recht im Kommunalwahlkampf.

Mit 17 Kandidaten und dem Landtagsabgeordneten Sören Kosanke an der Spitze tritt die Teltower SPD im Wahljahr 2014 erstmals gegen ein Konglomerat aus Parteien und Wählergruppen an. Mit den Piraten und den Wählergruppen „Bürger für Bürger“ sowie „Lebenswertes Teltow Ruhlsdorf“ stehen gleich drei neue auf den Stimmzetteln. Weiterhin schickt die „Bürgerinitiative Teltow“ 13 Kandidaten ins Rennen. In der Vergangenheit konnten sie so drei Rathaussitze holen und gingen damit auf Oppositionskurs. Die Bürgerinitiative hat den millionenteuren Hafen immer kritisch gesehen, ebenso wie Teile der Linken. Sie hätten das Geld lieber in soziale Projekte investiert.

Eine stabile Mehrheit hinter Rathauschef Schmidt hat letztlich über die Zweifler hinweg gestimmt. Und warum auch nicht: Sparen muss Teltow des Hafens wegen nicht.

Die freiwilligen Ausgaben der Stadt sind hoch. Ein Familienzentrum wurde eröffnet, eine 24-Stunden-Kita und mehrere Eltern-Kind-Gruppen. Die Stadt leistet sich einen Schulfonds, der Unterrichtsausfall vermeidet. Ein neuer Hort an der Stubenrauch-Grundschule ist geplant. „Lassen Sie uns mit Stolz betrachten, was die Stadt geschaffen hat“, bilanzierte Rathauschef Schmidt selbst.

So keimt bei der SPD die Hoffnung, dass sich die Zweifler und Wählergruppen am Sonntag gegenseitig die Stimmen nehmen – wären da eben nicht auch noch die Unbekannten des Wahlkampfs.

Die CDU hat in Teltow bei der Bundestagswahl im Herbst so viele Stimmen geholt wie noch nie. Die ewige SPD-Bastion scheint gebrochen. Auch wenn die Christdemokraten statt mit Angela Merkel nun mit dem Rentner Wolfgang Pacholek ins Rennen gehen. Auch Teltows FDP zeigt sich als zweite Unbekannte mit 17 Kandidaten gut aufgestellt. Dem Bundestrend zum Trotz sollen mit dem Landtagsabgeordneten Hans-Peter Goetz die drei Sitze im Rathaus verteidigt werden. Und auch der Erfolg der Grünen scheint noch unabsehbar: Sie schicken sich an, diesmal mehr als einen Platz in der Stadtverordnetenversammlung zu gewinnen.

Wie auch immer das Rennen ausgeht: „Mir haben die letzten Jahre sehr viel Freude bereitet“, sagte Bürgermeister Schmidt. Er wünsche sich auch in Zukunft, die Stadt mit den neuen Verordneten weiter nach vorn bringen zu können.

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