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Frisch gebacken. Bäcker Neuendorff wird mit einer hochgebackenen Erdbeer-Papaya-Käsetorte zum Wettbewerb antreten, gut zu erkennen am roten Kringel.

© Tobias Reichelt

Potsdam-Mittelmark: Mit Torte zum Titel

Teltows letzter Bäckermeister Thomas Neuendorff tritt am Wochenende mit einer exotischen Kreation zur Käsekuchen-Meisterschaft an

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Teltow - Thomas Neuendorffs „Mission Titelverteidigung“ benötigt 180 Grad in der Backröhre: Mit einem langen Schiebeholz zieht der Teltower Bäckermeister seinen heißen Käseschatz aus dem Ofen. Ein süßer, fruchtiger Erdbeerduft weht durch die Backstube, garniert mit einer exotischen Note. „Das ist Papaya“, sagt Neuendorff und wedelt mit der Handfläche einen Hauch Fruchtaroma herüber. Die hochgebackene Erdbeer-Papaya-Käsetorte ist Neuendorffs 29. und neueste Kuchenkreation. Sie wurde geschaffen, um für ihn den dritten Käsekuchenmeistertitel zu holen.

Teltows letzter Bäckermeister, der amtierende Käsekuchenkönig von Berlin-Brandenburg, Thomas Neuendorff, tritt am Wochenende zur Titelverteidigung an. Am morgigen Samstag will der 42-Jährige in der Marheinike-Markthalle in Berlin-Kreuzberg ab 11 Uhr Juroren, Journalisten und Besucher mit Kostproben von seiner neuen Torte überzeugen. Es ist der achte Wettbewerb dieser Art, der von der Konditoren-Innung Berlin ausgetragen wird. Im Jahr 2009 und im vergangenen Jahr konnte sich der Teltower mit seinen gemeinsam mit Vater Gerhard Neuendorff entwickelten Rezepten durchsetzen: Käse-Brombeer und Käse-Schoko-Birne.

Seit Mai vergangenen Jahres halten Neuendorffs in der Region Teltow als Letzte die Fahne für das traditionelle Bäckerhandwerk in die Höhe. Mit dem Stahnsdorfer Bäcker Christian Fink und dem Kleinmachnower Bäckermeister Peter Wese hatten zuletzt gleich zwei Brot- und Tortenkünstler ihr Geschäft aufgegeben. Noch vor dem Mauerfall hatte es sieben Bäckermeister in der Region gegeben. Sie wurden abgelöst von Filialisten, Supermärkten oder Tankstellen.

Ein Trend, der sich in ganz Deutschland bemerkbar macht. Nach Zahlen des Zentralverbands des Deutschen Bäckerhandwerks haben in den vergangenen Jahren mehr als 3000 Bäckereibetriebe bundesweit aufgegeben, so gab es 2012 nur noch etwa 13 600 Betriebe.

„Heute sind nicht die Handwerksbetriebe meine Konkurrenz, sondern die Supermärkte“, sagt Neuendorff. Was im Bäckereigeschäft jetzt zählt, seien Individualität und Vielfalt. So verschickt der Teltower seine Käsetorten nicht nur auf Wunsch nach ganz Deutschland und Europa, sondern setzt neben seinen Filialen verstärkt auf den Verkauf auf Wochenmärkten. So baut er nicht nur in Teltow und Kleinmachnow seinen Stand auf, sondern unter anderem auch am Nauener Tor und am Weberplatz in Potsdam sowie in Rehbrücke.

„Wir haben an unseren Marktständen voll zu tun“, sagt Neuendorff. Die frisch aufgeschnittenen Käsetorten verkauften sich wie warme Semmeln. Ein großes Stück vom Kuchen kostet 2,60 Euro. In einem Monat gehen so bis zu 1000 Käsetorten über den Verkaufstresen.

Auf die neue Zutat Papaya ist Neuendorff im Thailand-Urlaub gekommen, erzählt er. Am Frühstücksbuffet entschied er sich eines Morgens für einen Papaya-Saft mit einem Schuss Limette. „Das ist ein Geschmackserlebnis“, berichtet Neuendorff begeistert. Als er im Januar sonnengebräunt nach Teltow zurückkehrte, begann er in seiner Backstube zu experimentieren. „Mein Vater und ich haben zwei Wochen lang probiert.“ Nach einigen Fehlversuchen stand das Rezept: Frische Erdbeeren werden zu Mus gekocht, dazu kommt je Torte das Fruchtfleisch einer Papaya und der Saft von drei Limetten. In mehreren Schichten wird der Mus in und auf den Käsetortenteig gespritzt. „Einfach lecker“, findet Neuendorff.

Damit der Käsekuchen gelingt, hat er für alle Hobbybäcker einen Tipp parat: „Wenn er nicht reißen soll, muss der Kuchen zwischendurch aus dem Ofen genommen und angeschnitten werden.“ Nach etwa zwei Drittel der Backzeit einmal mit einem flachen Messer rings um den Tortenring herum, nur nicht zu tief. „So kann die Luft aus dem hochgebackenen Kuchen entweichen.“ Anschließend muss die Torte zurück in den heißen Ofen. „Und wenn sie fertig gebacken ist, sofort raus“, sagt Neuendorff. Fertig ist das Meisterstück.

Die Marheinike-Halle ist am U-Bahnhof Gneisenaustraße. Los geht es am morgigen Samstag um 11 Uhr. Um 12, 13 und 14 Uhr werden Kostproben für einen guten Zweck versteigert.

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