Potsdam-Mittelmark: Mitgliederschwund bei den Feuerwehren
Knapp 400 Brandschützer weniger im Landkreis als noch vor zwei Jahren. Gegenstrategien sind gefragt
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Potsdam-Mittelmark - Der Spagat ist kaum noch zu bewältigen: Während bei den Feuerwehren im Landkreis die Zahl der Einsätze kontinuierlich hoch ist, wird die Personaldecke dünner. Immer weniger Bürger sind noch bereit, ihre Freizeit für den Brandschutz zu opfern und ihre Gesundheit zu riskieren. „Das Problem, ständig einsatzbereite Wehren vorzuhalten, hat sich nicht entspannt“, heißt es vorsichtig im jährlichen Bericht von Kreisbrandmeister Herbert Baier an den Kreistag. Umso alarmierender die Zahlen: Von den noch knapp 5000 Feuerwehrleuten in 2009 haben im vergangenen Jahr 400 ihre Einsatzkombi an den Nagel gehängt.
Sechs Mal am Tag geht durchschnittlich irgendwo im Landkreis der Alarmpiepser los, müssen Feuerwehrleute alles stehen und liegen lassen, um zum Einsatzort zu eilen. 103 Menschen konnten in 2010 aus Gefahrenlagen gerettet werden, heißt es im Bericht. Zwischen 8 und 16 Uhr ist aber gerade das kaum noch möglich: Viele arbeiten außerhalb ihrer Gemeinde und sind tagsüber nicht verfügbar. Der Mangel an Arbeitsplätzen auf dem Lande werde so auch zum Problem für die Feuerwehr.
Die einzelnen Amts- und Gemeindewehren reagieren bereits auf den Mitgliederschwund: In Nuthetal werden die wenigen vorhandenen Kräfte mittlerweile über die Ortsteilgrenzen hinweg alarmiert und bilden bei Einsätzen am Tage einen gemeinsamen Löschzug. Die Michendorfer packen das Problem bei der Nachwuchsförderung an: Neben der Jugendfeuerwehr und den Brandschutz-AGs in den Schulen wird hier die Gründung einer Kinderfeuerwehr vorbereitet. Das Ziel: Schon die Kleinsten an das Thema heranzuführen und so langfristig für den ehrenamtlichen Dienst zu begeistern. Über die Jugendfeuerwehren soll so der Bedarf an neuen Mitgliedern gedeckt werden.
Der Stand von Technik und Ausbildung ist indes weiterhin gut. Insgesamt 15 Lehrgänge sind im vergangenen Jahr im Feuerwehrtechnischen Zentrum (FTZ) in Beelitz-Heilstätten angeboten worden – über die Grundausbildung hinaus. So wurden 133 Sprechfunker, 73 Maschinisten und 44 Motorsägenführer ausgebildet, 56 Leute machten den Lehrgang zur Technischen Hilfeleistung. Die Übungsstrecke für Atemschutz-Geräteträger im FTZ ist besonders rege genutzt worden: Fast 900 Feuerwehrleute kletterten mit Gasmasken und Schutzausrüstung durch den dunklen Gitterparcours und haben sich damit für den Einsatz in brennenden Gebäuden fit gehalten.
Auch die Fuhrparks in den Ämtern und Gemeinden sind im vergangenen Jahr weiter modernisiert worden – trotz allgemeiner Sparzwänge. Insgesamt zwölf neue Fahrzeuge wurden angeschafft, drei davon mit Fördermitteln des Landes. Gemeinden wie Michendorf und Stahnsdorf haben ihre Fahrzeuge aber komplett selbst finanzieren müssen. Hier lauert übrigens ein weiteres Problem: Eigentlich bräuchte man hundert zusätzliche Feuerwehrleute im Kreis mit einem Lkw-Führerschein – um die Fahrzeuge auch rund um die Uhr bewegen zu können.Thomas Lähns
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