Wasser für Potsdam: Mittelbusch jetzt schon trocken Naturschützer warnen vor Trinkwasserentnahme
Schwielowsee - Seit Beginn der Trinkwasserförderung ist in Ferch der Grundwasserspiegel um 1,5 Meter gesunken. Das sagte Kai Heinemann vom Landschaftsförderverein Schwielowsee gestern gegenüber den PNN.
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Schwielowsee - Seit Beginn der Trinkwasserförderung ist in Ferch der Grundwasserspiegel um 1,5 Meter gesunken. Das sagte Kai Heinemann vom Landschaftsförderverein Schwielowsee gestern gegenüber den PNN. Er verwies auf Untersuchungen der Universität Potsdam Mitte der 90er Jahre, wonach die Wasserentnahme Hauptursache für die Absenkung sei. Zahlreiche feuchte Senken und Moore in den hügeligen Partien des Gebietes sind demnach seit den 1970er Jahren durch die Brunnen der Potsdamer Wasserversorgung zunehmend ausgetrocknet und in ihrem Pflanzen- und Tierbestand gefährdet.
Ferchs Kesselmoore würden durch die Absenkungen heute vor allem aus Niederschlägen gespeist, sagte Heinemann. Mit weiteren Wasserentnahmen fürchtet er, dass auch der Waldumbau „ad absurdum“ geführt werden könnte. „Es könnte passieren, dass der Wald nicht die entnommene Grundwassermenge neu bilden kann und die Moore komplett austrocknen.“
Wie berichtet soll zur Trinkwasserschutzzone in Ferch-Alte Dorfstelle eine weitere bei Mittelbusch hinzukommen. Die Energie und Wasser Potsdam (EWP) will die Wasserentnahme hier mehr als verdoppeln, um den wachsenden Potsdamer Trinkwasserbedarf zu decken. Heinemann sieht das aus der Perspektive des Naturschutzes kritisch: Der Bereich Mittelbusch sei durch viele Kiefernbestände und Ackerflächen „sowieso schon trocken“. Die Grundwasserreproduktion funktioniere eingeschränkt. „In den Kronen 80- bis 100-jähriger Kiefern verdunstet durchschnittlich ein Drittel des jährlichen Niederschlages. In den Buchenkronen sind es nur ein Fünftel bis ein Viertel.“ Laut Heinemann ließe sich die Potsdamer Trinkwasserversorgung heute leichter darstellen, wenn man in der DDR auf die Kiefernmonokulturen verzichtet hätte.
Zwar wird von der EWP versichert, dass nicht mehr Wasser entnommen werden soll, als reproduziert werden kann. Heinemann ist aber skeptisch. „Erfahrungsgemäß liegen kaum Untersuchungen dazu vor, die Zahlen werden geschönt.“ Die Untere Naturschutzbehörde hatte gegen das neue Wasserschutzgebiet übrigens keine Einwände.
In dem Streit meldete sich gestern Ferchs Ortsvorsteher Roland Büchner (Bürgerbündnis) zu Wort. Er nannte es bemerkenswert, dass in nächster Nähe des Potsdamer Wasserwerks in der Leipziger Straße gebaut wird und ein Uferweg am Wasserwerk entlang nach anfänglichen Widerständen plötzlich kein Problem mehr ist. „Wir haben in Ferch den Eindruck, dass die Förderung in Potsdam im Zusammenhang mit der weiteren Bebauung an der Leipziger Straße heruntergefahren werden soll.“ Ferch müsse dafür die Rechnung zahlen. Wie berichtet gelten in Trinkwasserzonen strenge Einschränkungen, so sind neue Baugebiete, Geothermie, neue Obstplantagen, Hausbrunnen, Tierzucht und Industrie nicht erlaubt. Das würde künftig fast für die komplette Fercher Gemarkung gelten.
Besonders verärgert zeigte sich Büchner, dass nicht die Gemeinde den Ausgleich für diese Lasten erhalte, sondern das Land. Wie berichtet bekommt das Umweltministerium von der EWP für jeden geförderten Kubikmeter zehn Cent, um damit in die Verbesserung der Wassergüte zu investieren. „Wenn in Ferch die geplanten 5000 Kubikmeter täglich gefördert werden, sind das 180 000 Euro“, rechnete Büchner vor. Diese Geld könnte die Gemeinde gut gebrauchen, wenn es um den zentralen Abwasseranschluss betroffener Gebiete oder die strengeren Normen geht, die beim Straßenausbau zu beachten sind. Büchner fürchtet, dass die Gemeinde auch für Altlasten zur Kasse gebeten wird: In Mittelbusch besteht noch eine DDR-Deponie. Henry Klix
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