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Potsdam-Mittelmark: Mittelmark funkt auf anderer Welle

Feuerwehren und Rettungsdienste im Landkreis haben gestern offiziell auf Digitalfunk umgestellt

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Potsdam-Mittelmark - Feuerwehren und Rettungsdienste im Landkreis Potsdam-Mittelmark funken seit gestern digital. Im Kreis hat mit einem Funkspruch an die Leitstelle in Brandenburg (Havel) eine zweimonatige Testphase für den neuen, sogenannten BOS-Funk begonnen. Bundesweit läuft der Umstieg vom Analog- auf den Digitalfunk bereits seit Jahren, in fast allen Bundesländern wurden mittlerweile die Basisstationen dafür errichtet. Allein in Brandenburg gibt es laut Innenministerium 139 Funkstandorte. Jetzt wird es langsam ernst mit dem neuen Funkzeitalter.

Im ganzen Land bereiten sich die Landkreise derzeit mit Testphasen auf den Umstieg vor, sagte der Chefbrandschützer des Landratsamtes Potsdam-Mittelmark, Alexander Engel, gestern bei einem Pressegespräch. An sich sollte es schon vor einem Jahr damit losgehen. Brandenburgs Polizei funkt schon seit drei Jahren digital. Am 1. Juli solle nun ein landesweiter Testbetrieb, ein sogenannter „einsatztaktischer Nutzbetrieb“, für alle Dienststellen der Feuerwehr, der Rettungsdienste und der Polizei beginnen, so Engel. Da es gebenenfalls um Menschenleben geht, werde die analoge Technik aber wahrscheinlich noch bis ins Jahr 2017 hinein auf den Einsatzfahrzeugen bleiben. Erst dann rechnet Engel damit, dass auch die letzten Kinderkrankheiten ausgeheilt sind und aus dem Test- ein Regelbetrieb werden kann.

Alexander Engel verglich den Umstieg auf den BOS-Funk, als wenn man vom Handy auf ein Smartphone wechselt. „Es gibt technisch deutlich mehr Möglichkeiten für die Einsatzkräfte und Leitstellen.“ Rettungskräfte, Feuerwehren und die Polizei würden nicht mehr auf ihren jeweiligen Frequenzen, sondern in abhörsicheren Funkgruppen kommunizieren, deren Teilnehmerkreis beliebig eingeschränkt und erweitert werden kann.

Für Notsituationen gebe es spezielle Funktionen, um sich dazwischenzuschalten. Zudem können – ähnlich wie beim Handy – Kurzmeldungen versendet werden. Per GPS sind alle Geräte mit der Leitstelle verbunden, sodass die Zentrale zum Beispiel weiß, wo sich ein Einsatzfahrzeug gerade befindet. Gerät eine Einsatzkraft selbst in Not, kann sie mit einem Knopfdruck einen Notruf mit GPS-Daten an die Zentrale schicken. Alles Möglichkeiten, die es beim Analogfunk nicht gibt, sagte Lothar Boreck, BOS-Projektleiter im Landratsamt.

Die behördenübergreifende Kommunikation soll neue Formen der Zusammenarbeit ermöglichen und Vorteile bei der Einsatzorganisation und deren Steuerung bieten. Beim Baumblütenfest in Werder (Havel) wird die Technik schon seit sieben Jahren erprobt, sagte Boreck. Dort habe sich bereits wiederholt gezeigt, wie wertvoll es ist, den Funkverkehr besser organisieren zu können.

„Früher gab es zwei Kanäle für Feuerwehr und Rettungsdienst, dann war Pumpe“, so Boreck. Mit den neuen Funkgruppen gebe es jetzt fast unbeschränkte Möglichkeiten, den Funkverkehr auch mit der Polizei zu organisieren. Boreck glaubt fest an die Zuverlässigkeit der neuen Technik. „Wenn es nach mir ginge, könnten wir den Analogfunk sofort abstellen“, sagte er. In vielen Feuerwehren sei der Digitalfunk schon vor der Testphase hinlänglich erprobt worden.

Für Boreck ist der Testbetrieb zugleich der Abschluss seiner beruflichen Laufbahn im Brand- und Katastrophenschutz des Landkreises, er wurde vorige Woche 65 und wird sich demnächst auch als ehrenamtlicher Stadtbrandmeister von Werder verabschieden. Gestern um 12 Uhr setzte er den Funkspruch an die Leitstelle ab, der das neue Kommunikationszeitalter einleiten sollte: Alle Einsatzkräfte der Feuerwehren und Rettungsdienste mögen informiert werden, dass ab sofort im digitalen Probebetrieb gearbeitet wird. Sekunden später bekamen die Einsatzkräfte eine entsprechende Meldung auf ihre Digitalfunkempfänger – der offizielle Startschuss für den BOS-Funk.

Die Abkürzung bedeutet „Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben“ und signalisiert, dass sich jetzt alle im selben Funknetz bewegen und die Ära eigener Netze für jede Dienststelle mit eigenen Funkkanälen und räumlich begrenzten Reichweiten zu Ende geht. 620 Feuerwehrleute wurden in den vergangenen Monaten für die neue Technik geschult, außerdem 200 Mitarbeiter der Rettungsdienste, sagte Alexander Engel. Er sei froh, dass die längst in den Einsatzfahrzeugen eingebaute Technik jetzt endlich auch zum Einsatz gebracht werden kann.

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