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Sicher abgelegt. In der ausgezeichneten Kita Kinderland in Beelitz gehört Judo zum täglich wechselnden Rahmenprogramm. Auch Schüler üben dort.

© A. Klaer

Potsdam-Mittelmark: Mittelmarks Kitas wollen besser werden

Einrichtungen in Beelitz und Schwielowsee für Qualität ausgezeichnet. Andere Kommunen ziehen nach.

Von Enrico Bellin

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Schwielowsee/Beelitz - Angespannt ist die Stimmung im Sportkeller der Beelitzer Kita Kinderland. Hanna und Jannis stehen sich auf der blauen Matte regungslos gegenüber, dann gibt Trainer Mike Braun das Startsignal. Ein gekonnter Griff von Hanna reicht und Jannis fliegt kurz durch die Luft, um anschließend unverletzt auf dem Boden zu landen. Seit zwei Jahren unterrichtet Braun wöchentlich Schüler und Kita-Kinder in der Kita im Platanenring. Das Training ist Teil eines Angebotes für die Kinder, das von Physiotherapie über Kochkursen bis hin zu Saunabesuchen reicht. Am Mittwoch wurde die Einrichtung als eine von acht mit der Qualitätsplakette des Landkreises ausgezeichnet.

Sieben Jahre lang haben sich die Kitas zuvor vom Landkreis in Sachen Qualitätsmanagement beraten lassen – der Sozialausschuss hatte einen entsprechenden Kriterienkatalog erarbeitet. Anschließend habe man die Prüfung durch die Berliner Evaluationsfirma Ektimo überstanden, erklärt Bodo Rudolph, Fachbereichsleiter beim Landkreis. Im Herbst 2015 wurden nach dem Beispiel erstmals drei Kitas in Schwielowsee und die Nachmittagsbetreuung der Caputher Grundschule ausgezeichnet, neben Kitas aus Treuenbrietzen und dem Beelitzer Kinderland wurden auch drei weitere Beelitzer Kitas, ein Bad Belziger Familienzentrum und die Nachmittagsbetreuung der Geltower Grundschule.

Bei den Evaluierungen geht es neben Verbesserungen im Detail – so werden in der Kita Kinderland künftig in allen Räumen Uhren aufgehängt, um die Kinder an Tagesabläufe zu gewöhnen – auch um wirklich ernsthafte Probleme wie die Gefährdung des Kindeswohls. „Man kann bei manchen Anzeichen sehr schnell auf den falschen Dampfer geraten und voreilige Schlüsse ziehen“, sagt der Manager der Geltower Kinderbetreuung, Björn Knüttel. Jetzt gibt es an der Schule einen Fragebogen, der helfen soll einzuschätzen, ob man die Eltern informieren oder womöglich gleich das Jugendamt einschalten muss. „Der Kontakt mit den Eltern ist in manchen Fällen der größte Schritt“, so Knöttel. Schließlich müsse man sie mit Vorwürfen wie zu viel oder zu wenig Nahrung oder anderen ganz privaten Einschätzungen konfrontieren. „Wir sind dankbar, dass der Landkreis sich dieses schwierigen Themas angenommen hat“, ergänzt Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU). Die Gemeinde überlege nun, ob pro Einrichtung eine „Fachkraft Kindeswohlgefährdung“ ausgebildet werden soll.

„Wir beim Landkreis legen bei Anzeigen sofort eine Lagebesprechung ein, aber in den einzelnen Kitas ist die Unsicherheit groß, wenn eine Anzeige reinkommt“, so Bodo Rudolph. Auch unter den einzelnen Verwaltungsebenen herrsche teilweise Verwirrung. So sei in einer Werderaner Kita im vergangenen Jahr beim Sport während der Betreuungszeit ein Vorfall gemeldet worden, wo lange gestritten wurde, ob die Einrichtung, die Stadt oder der Landkreis zuständig ist. Inzwischen sei das aber geklärt.

Auch wenn bisher nur Kitas aus drei Kommunen ausgezeichnet wurden, heiße das nicht, dass die Qualität in den anderen Städten und Gemeinden schlechter sei, sagt die Kita-Beraterin Evelore Burkert. „Wir beraten 50 bis 60 Kitas im Jahr.“ Die meisten seien nur noch nicht lange genug dabei, um sich auszeichnen zu lassen. „Die Werderaner Einrichtungen etwa sind auch sehr intensiv dabei und haben mit der Stadt ein eigenes Leitbild entwickelt“, so Burkert. Und die Gemeinde Kleinmachnow habe selbst externe Evaluationsfirmen engagiert, die zum Teil vom Kreis bezuschusst wurden.

Noch können sich Kitas anmelden, die seit sieben Jahren vom Kreis gefördert werden und das auch in Zukunft in Anspruch nehmen wollen. Dann ist die Prüfung Pflicht. Noch in diesem Jahr würden etwa die restlichen drei Beelitzer kommunalen Kitas überprüft. Die Verbesserungsvorschläge, die die Evaluation hervorbringt, müssen dann innerhalb von zwei Jahren umgesetzt werden. Untersucht werden die Kindertagesstätten in acht Kategorien, die Nachmittagsbetreuung an den Grundschulen sogar in elf Kategorien, etwa der Alltagsgestaltung oder der Zusammenarbeit mit der Schule. Auch das Betriebsklima wird bewertet und Anregungen werden gegeben. Bei einer Auswertung der Beratung im Dezember hat eine Kita-Leiterin etwa in einen Fragebogen geschrieben: „Wir sind endlich dabei, ein Team zu werden.“

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