
© Thomas Lähns
POTSDAM-MITTELMARK: „Mittlere Havel“ wird kein Naturpark
Die Ausweisung der Flusslandschaft als Großschutzgebiet scheitert an der Finanzierung durch das Land. Der Förderverein sucht weiter Wege, die Region zu entwickeln – zum Beispiel durch Obstbau und Tourismus.
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Potsdam-Mittelmark - Die Pläne für einen eigenständigen Naturpark „Mittlere Havel“ sind nun endgültig vom Tisch. Nachdem das Land bereits vor zwei Jahren die Finanzierung eines weiteren Großschutzgebietes im Märkischen abgelehnt hatte und zwischenzeitlich Alternativen wie die Angliederung der Flusslandschaft westlich von Werder (Havel) an einen bestehenden Naturpark diskutiert wurden, hätten die Verantwortlichen das Projekt nun verworfen, wie Landrat Wolfgang Blasig (SPD) jetzt erklärte. „Die Entwicklung der Region soll künftig mit allen anderen zur Verfügung stehenden Mitteln vorangebracht werden“, so Blasig.
Beim gleichnamigen Förderverein, der seit über sieben Jahren für einen Naturpark „Mittlere Havel“ gekämpft hatte, hält sich die Ernüchterung jedoch in Grenzen. „Wir haben uns bereits andere Schwerpunkte gesetzt“, so Vorstandsmitglied Axel Mueller, der auch für die Grünen im Kreistag sitzt, gegenüber den PNN. In seinen Augen sei das Projekt vor allem an personellen Fragen gescheitert: Der Stellenplan des Landes gebe eine weitere Naturparkverwaltung nicht her.
Langfristig gebe es aber nach wie vor die Möglichkeit, dass der benachbarte Naturpark Westhavelland geteilt wird, so Mueller weiter. Der nördliche Bereich zwischen Rhinow und Neustadt (Dosse) könnte demnach der Prignitzer „Flusslandschaft Elbe Brandenburg“ zugeschlagen werden, der südliche Bereich zwischen Rathenow und Brandenburg (Havel) dann auf die Flusslandschaft bis Ketzin und Groß Kreutz erweitert werden.
Im Moment wird im Landtag ein Gesetzesentwurf „zur Anpassung des Brandenburgischen Naturschutzrechtes“ diskutiert. Darin enthalten sind auch Klauseln, die die Übertragung von landeseigenen Naturschutzflächen an die ebenfalls landeseigene Stiftung Naturschutzfonds regeln. 2500 Hektar gehören ihr bereits. Laut Axel Mueller stehe dahinter die Idee, langfristig alle märkischen Großschutzgebiete an die Stiftung abzugeben. Dann bestehe in seinen Augen auch die Chance, die Naturparks neu zu gliedern.
Bis dahin wolle sich der Förderverein Aufgaben widmen, die bereits Teil des Entwicklungskonzeptes für den Naturpark gewesen sind – zum Beispiel der Entwicklung des Obstbaus in der Havelregion. Von ehemals 10 000 Hektar Anbaufläche sind heute noch nur gut 1000 Hektar übrig. Der Förderverein will als Moderator gegensteuern und hat bereits mehrmals Landwirte, Wissenschaftler und die Politik an seinem „Obstbaustammtisch“ versammelt. Es gehe nicht nur um die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Entwicklung der Region, sondern auch um die Rekultivierung ortstypischer Sorten. Der Verein setzt auch auf finanzielle Hilfe vom Landkreis – zum Beispiel aus dem Topf für Wirtschaftsförderung.
Ein weiteres Arbeitsgebiet, das bereits Früchte hervorgebracht hat, ist die touristische Entwicklung der Mittleren Havel. Erst vor wenigen Wochen ist der neue Aussichtsturm auf dem Götzer Berg eingeweiht worden. 390 000 Euro hatte das Projekt gekostet, 75 Prozent kamen vom Land und der EU. Umgesetzt hat den seit langem geplanten Turm der Landkreis Potsdam-Mittelmark. Eine weitere touristische Attraktion verläuft am Fuße des Götzer Berges: Der Havelradweg zwischen Brandenburg und Werder. Die erste Etappe, die über weite Strecken auf der Deichkrone verläuft, ist bereits vor sechs Jahren eingeweiht worden, der letzte Abschnitt zwischen Phöben und Werder wird derzeit ausgebaut. Beteiligt ist der Förderverein auch am Bau eines Wasserwanderrastplatzes in Phöben. Der Bauantrag liegt zurzeit bei der Stadt Werder.
Und auch die ursprünglichen Ziele eines Naturparks – der Artenerhalt und die Renaturierung der Landschaft – werden weiter verfolgt. Die Flächenagentur Brandenburg – 100-prozentige Gesellschaft des Naturschutzfonds – hat in den Gemarkungen Krielow und Schmergow auf 100 Hektar Wiesenfläche den Grundwasserspiegel angehoben und die Austrocknung des hiesigen Niedermoores nach eigenen Angaben gestoppt.
Der Förderverein „Mittlere Havel“ veranstaltet mit der Gemeinde Groß Kreutz und der Stadt Ketzin am kommenden Sonntag, 8. Juli, ab 11 Uhr den 10. Havelbadetag in Schmergow am Süd-Ufer des Trebelsees. Der symbolische „Big Jump“ erfolgt um 14 Uhr: Dann werden deutschlandweit an 55 Orten Tausende Menschen für den Erhalt ihrer Gewässer ins kühle Nass springen.
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