Potsdam-Mittelmark: Mona Lisa, eine Rapperin
In Kleinmachnow treffen Kinder Leonardo da Vinci – ein bildhafte Auseinandersetzung mit dem Genie
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Kleinmachnow - Es gibt eine Espressomaschine namens da Vinci. Auch ein Auto wurde nach dem Universalgenie benannt. Warum sollte es dann nicht eine Maschine gleichen Namens geben, die aufräumen, putzen und fliegen kann? Das dachte sicher auch der junge Künstler aus der Berlin-Brandenburg-International School, dessen Bild in der aktuellen Ausstellung „Leonardo da Vinci“ im Kleinmachnower Rathaus hängt.
Gemäß dem Motto des Genies „Tüfteln am Unmöglichen“ gab er seiner Wunschmaschine nicht nur ein freundliches Gesicht, sondern versah sie auch mit nützlichen Details. Beispielsweise einer Kopföffnung zur Ablage von Werkzeug, was durchaus praktisch sein kann. Ebenso könnte sich die Bauchtasche als vorteilhaft erweisen, da dort Putzutensilien stets griffbereit sind. Vorerst sorgt für den guten Flug der Putzmaschine noch ein Teppich, aber auf der Zeichnung ist schon zu erkennen, dass Leonardo da Vincis Luftschraube den jungen Künstler sehr beeindruckt hat.
So wie dieses Bild sind auch viele andere, die seit vergangenem Freitag im Rathaus-Foyer zu sehen sind, ohne Namen versehen. Zudem ist ein Großteil der Schilder falsch zugeordnet worden. Bedauerlich ist das nicht nur für die jungen Künstler. Und am wenigsten ist es wohl damit zu entschuldigen, dass die Beteiligung am Malwettbewerb die Erwartungen der Initiatoren übertraf. Neben mehreren Schulen der Region hatten sich zwei Stahnsdorfer Malkurse und die Teltower Jugendkunstschule beteiligt. Eine der Teltower Arbeiten orientiert sich am späten Selbstbildnis da Vincis und wer genauer schaut, bemerkt dass dieses Kreideporträt Ähnlichkeit mit dem Zirkelleiter des Malkurses, Hans-Jürgen Brauer, hat. Der neunjährige Christoph Dähne aus Stahnsdorf hat sich mit dem Geheimnis der Mona Lisa beschäftigt und sie statt mit unergründlichem Lächeln mit dem kecken Grienen einer jungen Rapperin versehen. Gegenwartsnah sind auch die Collagen von Schülern der Maxim-Gorki-Gesamtschule, die dem Rätsel der Mona Lisa noch ein paar neue Facetten hinzufügen: Einmal ist Mona Lisa ein junges Model im Spaghettiträgerkleid, das Bein zeigt, ein anderes Mal hinterm Lenkrad eines VW-Busses. Auf einem anderen Bild ähnelt sie dem Chef der russischen Oktoberrevolution, was politisch zwar nicht ganz korrekt ist, aber als Anregung überdenkenswert. Eine Kreidezeichnung zeigt die Vorfreude auf eine Italienreise mit Vesuv, Fluss, Pferdekoppel und einer mehrfarbig glühenden Sonne. Zwischen den Bergen winkt eine Fiorenza, mit der sicherlich die Leiterin des Theatervereins „Arleccino“ gemeint ist.
Fiorenza Renn hat auch diesmal wieder ein neues Theaterstück geschrieben, von dem eine kleine Szene während der Ausstellungseröffnung gezeigt wurde. „Leonardo und die Kunst des Wissens“, so das neue Stück, soll demnächst in deutscher und italienischer Sprache aufgeführt werden und Brücken zwischen beiden Kulturen schlagen. Das Stück erzählt auch die Geschichte des Mona-Lisa-Bildes, dass Leonardo da Vinci einst auf Pappelholz malte und erst kurz vor seinem Tode an König Franz I. verkaufte, der es im Schloss Amboise aufbewahrte. Das etwa um 1503 entstandene Gemälde ist auch eine der Ikonen des 20.Jahrhunderts, in dem zahlreiche Künstler wie Rauschenberg, Beuys, Léger und Warhol Verfremdungen des Originals kreierten. Auch im 21. Jahrhundert hat die Interpretationsfreude nicht nachgelassen wie die Ausstellung zeigt, die noch bis zum 10. August zu sehen ist.
Die Ausstellung ist Vorbotin der deutsch-italienische Festwoche vom 30. Juni bis 4. Juli in Kleinmachnow. Um italienische und deutsche Kultur im Zeichen eines universellen Denkens weiter anzunähern und mit dem Ziel, Kinder und Erwachsene mit der Gestalt und dem Werk Leonardo da Vincis vertraut zu machen, sind Tage kulturellen Austauschs mit Theaterereignissen und anderen Veranstaltungen geplant.
Kirsten Graulich
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